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Winzige Plastikteilchen in Kosmetika, Kunststofffasern aus der Wäsche, verwitterter Kunststoff, Reifenabrieb - Mikroplastik landet aus verschiedenen Quellen im Abwasser. Zwar sind Kläranlagen recht effizient darin, die Kunststoffteile von weniger als fünf Millimetern Größe zurückzuhalten. Jedoch gelangt trotzdem immer mehr davon in Gewässer und Böden. Wie viel konkret, und wie viel davon die Kläranlage wieder verlassen - dafür gab es bisher keine standardisierte Gesamtmethodik.
"Weil es aber nach wie vor keine standardisierte Methode für die Gesamtanalytik gibt, sind die Resultate nur schwer miteinander vergleichbar. Mit der von uns entwickelten Analysemethodik lassen sich nun vergleichbare Ergebnisse erzielen", schilderte Helmut Rechberger von der TU Wien die Zielsetzung und Ergebnisse der vom Umweltbundesamt Studie. Sie wurde hauptsächlich an der Kläranlage der Stadt Graz durchgeführt.
Mikroplastikpartikel variieren stark in Größe, Dichte und Verhalten im Wasser. Diese Unterschiede führen dazu, dass sie im Abwasserstrom sehr inhomogen verteilt sind - manche schwimmen an der Oberfläche, andere treiben am Boden entlang, viele irgendwo dazwischen. Diese Vielfalt erschwert eine repräsentative Probenannahme erheblich. Die Wissenschafter entschieden sich für großvolumige 24-Stunden-Mischproben - mit 100 Liter im Zulauf und 1.000 Liter im Ablauf - die auch das im Tagesverlauf unterschiedlich hohe Aufkommen der Abwassermengen berücksichtigen. Um eine gute Durchmischung sicherzustellen, wurden über 28 Tage hinweg Proben entnommen, die dann - zur Vermeidung von zusätzlichen Verunreinigungen - in Edelstahlbehältern gesammelt wurden. In Vorversuchen bestimmte die Forschungsgruppe zudem den idealen Ansaugpunkt, weil die Probenentnahme nicht über die gesamte Abflusstiefe erfolgen kann. Ihr Vorgehen validierte das Team abschließend mit weiteren Untersuchungen in der Kläranlage Wiener Neustadt.
Das Team der TU Wien befasste sich hauptsächlich mit der Feststoffabtrennung, der Probenaufbereitung und der Durchführung einer Analysemethode. Dabei hat es ein neu entwickeltes Disc-Filtersystem verwendet. Mit ihm ist die sequenzielle Filtration von Mikroplastikpartikeln großer Probenvolumina zur Gewinnung von Feststoffproben möglich. Das Umweltbundesamt steuerte eine zweite Analysemethode zur Ermittlung der Masse, Art und Konzentrationen der Kunststoffe bei.
"Für uns war spannend zu sehen, dass insbesondere Plastikpartikel von Reifenabrieb sehr stark im Zulauf zur Kläranlage zu finden waren", sagt Günter Gruber vom Institut für Siedlungswasserwirtschaft und Landschaftswasserbau der TU Graz. Das Team hat auch herausgefunden, dass 95 Prozent des Mikroplastiks aus dem Wasser befreit und mit dem Klärschlamm abgetrennt werden können. Damit ist es aber noch lange nicht aus der Welt. Denn der Klärschlamm kann in der Landwirtschaft wieder als Dünger auf die Felder gebracht werden. Die Verbrennung von Klärschlamm wird in Österreich ab 2033 verpflichtend. Betroffen sind alle Kläranlagen, die mehr als 20.000 Einwohner versorgen.
GRAZ - ÖSTERREICH: FOTO: APA/Gruber - TU Graz






