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Forscherin: Weniger Fleisch am Teller ist gut für das Klima

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Weniger Fleisch hilft im Kampf gegen die Klimakrise
©AFP, APA, ALEX HALADA
Weniger oft Schnitzel am Teller zu haben, wäre eine der einfachsten Methoden, wie einzelne Menschen dem Klima und sich selbst Gutes tun könnten. "Dabei geht es nicht darum, dass alle Vegetarier werden sollen. Es reicht, wenn alle ihren Fleischkonsum einfach etwas reduzieren würden", sagte die Wissenschafterin für Nachhaltige Konsumverhaltensforschung an der Wiener Boku, Laura Maria Wallnöfer, am Rande der Weltklimakonferenz COP30 in Belem.

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Die Forscherin, die als Beobachterin des Climate Change Center Austria (CCCA) nach Brasilien gekommen ist, beschäftigt sich viel mit den individuellen Handlungsspielräumen im Kampf gegen die Erderwärmung. Und die Österreicherinnen und Österreicher haben mit ihrem Kauf- und Konsumverhalten deutlich mehr Einfluss, als teilweise in der Bevölkerung gedacht, so Wallnöfer - besonders mit der Ernährung.

Im Vorjahr ist der Fleischkonsum in Österreich laut Statistik Austria um 0,4 Kilogramm auf 58,0 Kilogramm pro Kopf gestiegen. Deutlich mehr als etwa von der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) empfohlen wird. Davon wurden hierzulande fast zehn Kilo - besonders klimaschädliches - Rind und Kalb gegessen. Rund ein Drittel der Methan-Emissionen weltweit stammen aus der Viehhaltung. Kühe produzieren nämlich Methan bei der Verdauung des Futters, es gelangt beim Wiederkäuen etwa über Rülpser in die Atmosphäre. "Rund ein Drittel aller vom Menschen verursachten Treibhausgas-Emissionensind auf die Lebensmittelproduktion und daraus resultierende Ernährungsweisen zurückzuführen", heißt es etwa von der AGES.

Gerade bei der Ernährung hätten die Menschen daher besonders viel Handlungsspielraum, so Wallnöfer, weil wir unser Essen sehr oft und verhältnismäßig günstig kaufen. Änderungen im Wohn-, Heizungs- oder Mobilitätsbereich seien alleine aufgrund der Investitionskosten viel schwieriger zu gestalten.

"Wichtig ist vor allem der erste, auch ganz kleine Schritt. Denn im besten Fall dient man als Vorbild für Freunde und Familie. So kann man die Wirkung auf das Klima und damit für ein gutes Leben noch mal erhöhen", sagte Wallnöfer.

Gerade beim Fleischkonsum kann die Bevölkerung im Globalen Norden, der Bezeichnung für politisch und wirtschaftlich privilegierte, hoch entwickelte Länder mit großem Wohlstand, viel Einfluss auf den weniger privilegierten Globalen Süden nehmen. "In Ländern wie Österreich können Menschen durch ihre täglichen Entscheidungen über den Kauf von Rindfleisch Auswirkungen auf die durch Soja-Anbau als Futtermittel entstehende Entwaldung im Amazonas und im Cerrado, der Feuchtsavanne im Inland Südost-Brasiliens, haben."

Weitere wichtige Hebel neben weniger Essen von Rindfleisch ist auch der saisonale und regionale Einkauf und vor allem weniger Lebensmittelverschwendung. Laut offiziellen Angaben landen eine Million Tonnen Lebensmittelabfälle oder 800 Euro pro Haushalt in Österreich jährlich in der Tonne.

Bei allen Diskussionen um Verhaltensänderungen und mögliche Einschränkungen müsse laut der Wissenschafterin aber immer auch der sozioökonomische Hintergrund mitgedacht werden. Menschen mit höherem Einkommen haben laut Wallnöfer mehr - auch negative - Klimaauswirkungen. Und damit auch mehr Verantwortung, ihr Verhalten zu modifizieren. "Die Debatte müssen wir auch nach Status führen, der den Handlungsraum bestimmt."

Klar sei nur, dass in Österreich praktisch alle Menschen beim Fleischkonsum über den planetaren Grenzen leben. "In Österreich muss es möglich sein, seine Bedürfnisse in einer klimafreundlichen Art zu erfüllen."

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