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"Das sind Entwicklungen, die uns sehr besorgt machen", sagte Holzleitner dazu, dass die US-Regierung der Eliteuniversität Harvard ab sofort verbieten will, ausländische Studenten aufzunehmen. Die SPÖ-Politikerin sieht hier ein "sehr dramatisches negatives Signal für die freie Wissenschaft und den wissenschaftlichen Nachwuchs". Trump und seine Regierung werfen der Uni pro-palästinensische Proteste auf ihrem Campus vor, und hatten bereits Gelder in Milliardenhöhe gestrichen. Laut "New York Times" studieren 6.800 Nicht-US-Amerikanerinnen und -Amerikaner in Harvard. Ob das Verbot rechtlich durchgeht, ist noch nicht klar.
Österreich reagiere mit einem Perspektivenpaket für Professorinnen, Professoren, Forschende, aber auch für Studierende, "die at risk sind, in ihrem Heimatland ihr Studium nicht mehr abschließen zu können", so Holzleiter, "wir schnüren hier ein Stipendienprogramm für 50 Studierende". Englisch sei die Wissenschafts- und Forschungssprache, erinnerte sie daran, dass "vor zwei, drei Monaten auch in Österreich eine Partei nur noch Deutsch im wissenschaftlichen Bereich vorgesehen hätte, nämlich die FPÖ". Für die jetzige Bundesregierung bedeute "Internationalität immer auch die Mehrsprachigkeit, und in dem Fall ein mehrsprachiges Angebot".
"Mich besorgt sehr, was in den Vereinigten Staaten vor sich geht", sagte auch die deutsche Forschungsministerin Dorothee Bär. Die Entscheidung der US-Regierung sei kein positives Signal und sie "hoffe sehr, dass die US-Regierung diese Entscheidung rückgängig machen wird", weil sie "fatal ist". Sie "hätte nicht gedacht, dass der Hotspot der Wissenschaftsfreiheit so schnell in Frage gestellt wird". Bereits jetzt sei schon ein Umlenken nicht nur amerikanischer, aber auch anderer Studenten aus China oder Indien zu merken, "die zu uns kommen", so die CSU-Politikerin.
Europa sei "sehr offen, Talente aus der ganzen Welt anzuziehen", bekräftigte auch ihr polnischer Amtskollege und derzeitiger Vertreter des Ratsvorsitzes Marcin Kulasek, dies sei "sehr wichtig". Von einem "durcheinandergebrachten, globalen Umfeld" sprach der französische zuständige Minister Philippe Baptiste. Unter der Regierung von Trump würden die "Pfeiler der Wissenschaft zusammenbrechen", mit "globalen Auswirkungen".
Dass von der EU-Kommission kürzlich gestartete Programm "Choose Europe for Science", das internationale Forschende nach Europa bringen soll, ist für Holzleitner ein "wichtiger Aufschlag, um zu zeigen; wir sind ein sicherer Hafen und möchten auch aktiv die Hand reichen". Sie betonte die Bedeutung eines eigenständigen, starken EU-Forschungsrahmenprogramms mit einem "klaren Fokus auf freie Wissenschaft und Forschung", gerade auch für Österreich.
Mit Blick auf die im Herbst startenden Verhandlungen für das nächste mehrjährige EU-Budget 2028-2034 werde ein starkes Forschungsprogramm für Österreich ein Schwerpunkt sein, "da werden wir halt bleiben in den Verhandlungen". Die EU-Kommission dürfte ihren Vorschlag Mitte Juli präsentieren. Sie plant deutlich mehr Gelder für Verteidigung und Aufrüstung. Für Holzleitner profitiere Österreich von einem starken Forschungsrahmenprogramm nicht nur, "weil wir exzellente Forschung haben, sondern weil es ein Wettbewerbsvorteil sein wird in Zukunft", und die Innovation stärke. "Forschung ist die Keimzelle der Unternehmen von morgen, wenn man in die Forschung investiert, investiert man in Wettbewerbsfähigkeit und Arbeitsplätze", so auch ihr französischer Amtskollege Baptiste.
WIEN - ÖSTERREICH: FOTO: APA/GEORG HOCHMUTH