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Mutige Gänse bieten ihren Anhängern Sicherheit bei Ausflügen in unbekannte Umgebungen, erklärte Kleindorfer, die an der Universität Wien arbeitet, in einer Aussendung: "Erkundungsfreudige Individuen hingegen tragen zur Entdeckung neuer Möglichkeiten bei und verbreiten Innovation durch soziales Lernen."
Die Biologin hat mit ihrem Team Persönlichkeitstests bei Graugänsen der Konrad Lorenz Forschungsstelle für Verhaltens- und Kognitionsbiologie in Grünau im Almtal (Oberösterreich) durchgeführt und einem Vogel etwa Mut attestiert, wenn er vor Menschen erst bei geringem Abstand flüchtete. Erkundungsfreude konnten die Tiere etwa zeigen, indem sie fremde Objekte wie Kaffeetassen inspizierten. Aggressives Verhalten wurde bescheinigt, wenn sie nahe zu einem Spiegel - und der vermeintlich anderen Gans darin - gingen.
Vier Jahre lang wurden auch hunderte Abflüge von Gänsescharen der von Kleindorfer geleiteten Forschungsstelle genau beobachtet. Die Forscherinnen und Forscher notierten, wer voran flatterte, wer folgte, und wie groß die Gruppe war. "Die Studie liefert zwei zentrale Erkenntnisse", heißt es: "Erstens zeigen einzelne Graugänse über Jahre hinweg stabile Persönlichkeitsmerkmale". Eine mutige Gans bleibt demnach zeitlebens kühn, eine aggressive angriffslustig und eine erkundungsfreudige neugierig. "Zweitens bewegen sie sich in täglich wechselnden Untergruppen zwischen verschiedenen Futter- und Schlafplätzen", so die Forscher. Wobei eben am häufigsten mutige Graugänse einen "Abflugruf" schmetterten und mit Vorliebe die erkundungsfrohen folgten.