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Zwar dreht sich wieder alles um ein Verbrechen, aber genauso viel Wert wird auf liebevolle Charaktere gesetzt. "Das ist wichtig, denn in Landkrimis wird die Landbevölkerung oft so ein bisschen blöd hingestellt. Das hat mir nie gefallen", betonte Stipsits. Die Handlung läuft wieder schön langsam ab, eine wohltuende Alternative zur Reizüberflutung und Schnelligkeit. "Dadurch, dass er so schön oldschool ist, hebt sich der Film von anderen ab - und wirkt dadurch innovativ", so Stipsits.
Viele Akteure haben für Teil 2 der Stinatz-Krimi-Serie (Teil 3, "Eierkratz-Komplott ist bereits abgedreht) die Rollen aus dem ersten TV-Film wieder aufgenommen. "Das war, wie man oft sagt, wie heimkommen - aber das war hier wirklich der Fall." Auf "alle Fälle lockerer" sei man deshalb beim Drehen gewesen, erzählte der 42-jährige Schauspieler, Autor, Kabarettist, Bierbrauer und manchmal sogar Musiker. "Ich hab auch nie gesagt, dass wir 'Kopftuchmafia' übertreffen müssen, weil sonst verkrampft man sich."
Fans des ersten Teils kommen auf jeden Fall auf ihre Kosten. Stipsits als Gruppeninspektor Sifkovits stolpert bei den Ermittlungen nach einem Hendldieb in einen ganz anderen Fall: Beim angeblichen Gärgasunfall eines Uhudler-Bauern kommt dem an Columbo erinnernden Beamten einiges ungereimt vor. "Aber neben dem Kriminalfall nehmen wir uns die Zeit, dass man etwas über die Leute in Stinatz und die dörfliche Struktur erfährt", sagte Stipsits. "Ich höre das oft, dass sich Leute beim Zuschauen an ihre Kindheit erinnert fühlen. Vielleicht ist das ein Grund für den Erfolg."
Wie die Dorfbewohner die Verfilmungen aufgenommen haben? "Geteilt. Es gibt viele, die das super finden. Ein paar haben geschimpft, weil der Dialekt nicht immer richtig gesprochen wird. Ganz viele Schimpfer habe ich bekommen, weil wir in der Stegersbacher Kirche gedreht haben - und nicht in der Stinatzer. Das haben mir Leute sehr übel genommen", schmunzelte Stipsits.
Im Anschluss an den Krimi ist die Dokumentation "Jamas Stipsits" am Programm (ORF 1, 21.55 Uhr; 24 Stunden davor auf ORF On abrufbar). Diese führt in den Rückzugsort des Austria-Wien-Fans, nach Griechenland. Stipsits sieht Parallelen zwischen seiner eigentlichen und seiner zweiten Heimat: "Das Südburgenland hat mediterrane Züge, nicht von der Landschaft her, aber von der Mentalität der Leute. Auf der Insel in Griechenland, wo ich mein Häuschen habe, gibt es zwei Gasthäuser, einen Bäcker, jeder kennt jeden, und es herrscht Gastfreundlichkeit. Im Prinzip ist das sehr ähnlich wie im Südburgenland. Was heute passiert, ist gut, wenn's net passiert, dann tun wir es halt morgen."
Stipsits bleibt ein Vielbeschäftigter, aber aus einem Burn-out hat er seine Lehren gezogen: "Die Jahre davor hatte ich nie ausgedehnte Pausen eingelegt. Jetzt war ich fast zwei Monate in Griechenland und habe nichts gemacht. Bald beginnt wieder eine Tournee, die dauert zwei Monate, dann mach' ich wieder zwei Monate nix. Ich bin jetzt in einem Alter, wo mir auch nichts mehr davonläuft."
(Das Interview führte Wolfgang Hauptmann/APA)
(S E R V I C E - https://tv.orf.at/program/orf1/uhudlerver102.html)
STINATZ - ÖSTERREICH: FOTO: APA/APA/ORF/Mona Film/Tivoli Film/Landsiedl/Herbig