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Publikum am Nova Rock für Veranstalter "absoluter Gewinner"

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Festival-Intendant Ewald Tatar sieht Publikum als Gewinner
©APA, FLORIAN WIESER
Das Nova Rock in Nickelsdorf geht am Samstag ins Finale. Intendant Ewald Tatar sprach von 220.000 Gästen über vier Tage verteilt. Das sei die zweitgrößte Zahl bisher. "Man muss den Hut ziehen angesichts der Umstände", sagte Tatar im APA-Gespräch, bezogen auf die Tat in Graz unmittelbar vor dem Festival: "Bei der Schweigeminute konnte man trotz 50.000 Menschen am Gelände eine Stecknadel fallen hören. Der absolute Gewinner dieses Festivals ist das Publikum."

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Mit Linkin Park hatte Tatar auf das richtige Pferd gesetzt, die Band schien am Donnerstag sämtliche Besucher zu ihrer Performance angelockt zu haben. "Ich schätze, bei Metallica 2006 war es ähnlich dicht geprackt vor der Blue Stage", sagte Tatar. "Aber man hat ganz klar gesehen, der Interessensfokus bei diesem Festival war auf Linkin Park gerichtet. Sie haben auch abgeliefert. Sie sind die Band der Stunde oder des Jahres. Der Donnerstag war natürlich publikumsmäßig der stärkste Tag, aber die Tage liegen bei den Besucherzahlen nicht so weit auseinander. 90 bis 93 Prozent der Besucher besitzen Festivalpässe."

Auffällig war die stilistische Breite, die vom Publikum auch goutiert wurde. "Es ist alles angenommen worden", nickte Tatar. "Das Line-up war sehr bunt gemischt - und trotzdem ist keine einzige Band 'abgestunken'." Auch viele heimische Acts durften sich beweisen. "Es war immer schon meine Philosophie, österreichischen Acts so viel Spielraum wie möglich zu geben. Die haben heuer ebenfalls überzeugt und zum Teil richtig überrascht", betonte der Veranstalter.

An Bands mit Musikerinnen bzw. an weiblichen Acts gab es heuer keinen Mangel. "Ich bin sehr froh darüber, dass immer mehr am Sprung ganz nach oben sind. Ich nenne da Poppy als Beispiel", sagte Tatar. Auch frische Acts konnte man erleben: "Man muss bei einem Festival immer schauen, dass es auch jünger wird und eine Generation nachkommt. Das hat man heuer gesehen. Das zieht dann auch viele junge Leute an. Eine Zeit lang hat es geheißen, der Rock wird aussterben. Das Festival hat heuer genau das Gegenteil bewiesen."

Stolz ist Tatar auf die Verpflichtung von Iggy Pop, der am Donnerstag eine starke Darbietung mit einer tollen Band, der u.a. Joan Wasser (Joan as Police Woman) angehört, ablieferte: "Es war mir ein Anliegen, dass er das Nova Rock spielt. Er ist und bleibt eine Ikone."

Bei Slipknot seien zu viele Menschen im Wavebreaker gewesen, wurde in diversen Foren kritisiert. Dazu Tatar: "Es bilden sich auch dort immer wieder Moshpits. Die drängen nach außen, dann wird alles zusammengedrängt - und wieder lockerer. Aber der Wavebreaker war bei weitem nicht überfüllt, im Gegenteil, das Schneckensystem hat funktioniert. Bei Moshpit-Situationen wird es kurzzeitig eng, was für Unbehagen, aber nicht für Gefahr sorgen kann."

2026 findet das Nova Rock vom 11. bis 14. Juni statt, also erneut über vier Tage. "Es gibt vier Acts, die nur als Headliner auftreten wollen. Und ich will auf keinen verzichten", erklärte Tatar diese Entscheidung. "Es sind noch nicht alle vier bestätigt und hoffe, dass alle vier kommen. Aber ich wollte nicht schon im Vorfeld auf einen verzichten." Bestätigt sind bereits Bring Me The Horizon, aber auch The Offspring werden dem Line-Up angehören.

Noch am heutigen Samstag werden die deutschen Metalcore-Helden Heaven Shall Burn die Massen anziehen. Wobei das keineswegs selbstverständlich ist, fehlt doch Sänger Marcus Bischoff aufgrund einer Halsinfektion. Für ihn springt kurzerhand Britta Görtz von Hiraes ein, die sich in den vergangenen Tagen schon in Kufstein und beim Greenfield-Festival in der Schweiz beweisen durfte. "Es geht Marcus schon besser, aber er muss sich noch schonen", erklärte Gitarrist Maik Weichert der APA vor dem Auftritt. "Das ist natürlich schwer, weil du so schnell wie möglich wieder zurückwillst. Dadurch, dass Britta jetzt aber dabei ist, hat er weniger Druck."

Die kurzfristige Umstellung funktioniere sehr gut. "Hätten wir nicht so jemanden wie sie gefunden, hätten wir das auch abgesagt. Du willst ja deine Marke nicht verwässern. Wenn's keinen Kakao gibt, kannst du kein Nutella machen", meinte Weichert. "Aber zum Glück haben wir jemanden gefunden, der die Zutaten liefert für unseren Cocktail." Bei den bisherigen Shows sei man jedenfalls "in ein Luftkissen aus Liebe von unseren Fans reingefallen", freute sich der Musiker. Da passt es doch gut, dass man als kleines Dankeschön mit "Heimat" bereits in wenigen Tagen ein neues Album am Start hat.

Weiterhin zufrieden zeigten sich die Einsatzkräfte. Vom Roten Kreuz wurden 1.926 Patienten medizinisch versorgt und 78 Personen ins Krankenhaus gebracht. Generell behandelt wurden durchwegs wetterbedingte Beschwerden wie Sonnenstiche und Kreislaufprobleme, aber auch typische Festivalverletzungen wie Prellungen oder Frakturen, betonte Einsatzleiter Thomas Horvath. Aus polizeilicher Sicht war die Lage laut einer Sprecherin bis auf erneute Handydiebstähle weiterhin ruhig. Die Bezirkshauptmannschaft Neusiedl am See zog eine "positive Zwischenbilanz hinsichtlich Organisation, Sicherheit und Zusammenarbeit aller eingesetzten Kräfte". Hervorzuheben seien Maßnahmen zur Verkehrslenkung und "die deutlich verbesserten Abläufe bei An- und Abreise", hieß es in einer Aussendung.

(S E R V I C E - www.novarock.at)

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