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Berger ("Im Westen nichts Neues") erzählt darin die Geschichte des spielsüchtigen Glücksspielers Doyle (Colin Farrell), der in der undurchsichtigen Casinowelt von Macau untergetaucht ist. Als ihn seine Vergangenheit und seine Schulden einzuholen drohen, trifft er auf eine verwandte Seele, die der Schlüssel zu seiner Rettung sein könnte.
Der Film, in dem neben Farrell auch Fala Chen und Tilda Swinton zu sehen sind, basiert auf dem gleichnamigen Roman von Lawrence Osborne. Mitte Oktober wird er kurzzeitig in ausgewählten Kinos in Österreich gezeigt, bevor er ab dem 29. Oktober auf Netflix zu sehen ist.
Es ist bereits das zweite Mal, dass sich Berger in der nordspanischen Küstenstadt auf dem Festival von San Sebastián um die Goldene Muschel bewirbt. Vergangenes Jahr trat er mit seinem Vatikanthriller "Konklave" im offiziellen Wettbewerb an, ging damals aber leer aus. San Sebastián gehört neben Cannes, Berlin und Venedig zu den international wichtigsten Filmfestivals überhaupt.
Ob der österreichische Oscarpreisträger in diesem Jahr den Zuschlag der Jury unter Vorsitz des spanischen Hollywoodregisseurs J. A. Bayona ("Jurassic World") bekommt, bleibt abzuwarten. Die Jury, der auch die US-amerikanische Filmemacherin und Francis Ford Coppola Enkelin Gia Coppola angehört, muss insgesamt unter 17 Wettbewerbsfilme auswählen.
Die Französin Claire Denis ist mit dem Film "The Fence", in dem Isaach de Bankolé und Matt Dillon die Hauptrollen spielen, wie Berger ebenfalls zum zweiten Mal im Wettbewerb von San Sebastián vertreten. Der belgische Filmemacher Joachim Lafosse stellt "Six Days in Spring" vor, nachdem er in San Sebastián mit "Les chevaliers blancs" bereits 2015 den Regiepreis gewinnen konnte.
Die bekannte polnische Regisseurin Agnieszka Holland begibt sich auf ihr bis dato ehrgeizigstes Projekt: ein Biopic über den emblematischen Prager Schriftsteller des 20. Jahrhunderts - Franz Kafka. Als kaleidoskopisches Mosaik konzipiert, folgt der Film den Spuren, die Kafka in der Welt hinterließ - von seiner Geburt im Prag des 19. Jahrhunderts bis zu seinem Tod nahe Wien nach dem Ersten Weltkrieg. Die Französin Alice Winocour stellt in "Couture" drei Frauen - dargestellt von Angelina Jolie, Anyier Anei und Ella Rumpf - vor, die im Strudel der Pariser Modewoche mit den Tragödien der Welt und den Fragen ihres Lebens ringen.
Neben erfahrenen Regisseuren wie dem slowenischen Filmemacher Olmo Omerzu, der in San Sebastián "Ungrateful Things" präsentiert, werden im Wettbewerb aber auch erste Spielfilmarbeiten wie "Her Heart Beats in Its Cage" des chinesischen Dokumentarfilmers Xiaoyu Qin gezeigt. Die französische Schauspielerin und Oscarpreisträgerin Juliette Binoche feiert im offiziellen Wettbewerb - allerdings außer Konkurrenz - ihr Regiedebüt mit dem Dokumentarfilm "IN-I In Motion".
Für Hollywoodflair sorgt im Muschelrennen unter anderem der US-Amerikaner James Vanderbilt - bekannt für Thriller- und Actionfilme wie "The Amazing Spider-Man" oder "Scream". In seinem neuen Film "Nürnberg" spielt Oscar-Preisträger Rami Malek (Bohemian Rhapsody) die reale Figur des amerikanischen Psychiaters Douglas Kelley, der am Vorabend der Nürnberger Prozesse 22 Nazis untersuchte, darunter Hitlers rechte Hand Hermann Göring, im Film dargestellt von Russell Crowe.
Der große Star auf dem Roten Teppich vor dem Kursaal von San Sebastián wird in diesem Jahr aber definitiv Jennifer Lawrence sein. Die aus der "Hunger Games"-Serie bekannte US-Schauspielerin erhält heuer neben Pedro Almodóvars Produktionsdirektorin Esther García den Festivalehrenpreis für ihre Schauspielkarriere. Im Anschluss an den Award stellt sie am 26. September in San Sebastián ihren neuen Film "Die My Love" vor, der im November in den österreichischen Kinos anlaufen soll.
Auf dem Festival, das am 27. September mit der Vergabe der Goldenen Muschel endet, werden über 200 Filme in unterschiedlichen Sparten wie dem New Directors Award für Erst- und Zweitfilme junger Regisseure gezeigt. Eine eigene Nebenreihe widmet sich dem baskischen Kino. Traditionell stehen mit "Horizontes Latinos" und "Made in Spain" auch spanische und lateinamerikanische Produktionen im Mittelpunkt. Das Festival sieht sich als Brücke zwischen Europa und Lateinamerika. Die Retrospektive widmet San Sebastián in diesem Jahr der US-amerikanischen Dramaturgin und Drehbuchautorin Lillian Hellman (1905-1984).
Eine der beliebtesten Wettbewerbsreihen in der baskischen Küstenstadt ist jedoch die Sparte "Perlas", in der die besten und interessantesten Wettbewerbsbeiträge von Cannes, Venedig, Berlin und anderen Festivals um den begehrten und mit 50.000 Euro dotierten Publikumspreis wetteifern. Olivier Assayas und Paul Dano kommen deswegen extra nach San Sebastián mit ihrem Putin-Streifen "The Wizard of the Kremlin".
(S E R V I C E - www.sansebastianfestival.com)