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Zahl der Todesopfer in Syrien steigt laut Aktivisten

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Angespannte Lage in Swaida
©AFP, APA, SAM HARIRI
Trotz einer vorübergehenden Waffenruhe im südlichen Syrien kommt es dort weiterhin zu tödlicher Gewalt. Bei Kämpfen und durch "Hinrichtungen" in der Provinz Sweida seien seit Dienstag rund 150 Menschen getötet worden, teilte die "Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte" mit. Damit seien seit Sonntag insgesamt etwa 250 Menschen ums Leben gekommen. Israel teilte unterdessen mit, Damaskus angegriffen zu haben. Ziel sei das Eingangstor des Militärhauptquartiers gewesen.

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Darunter seien rund 130 Angehörige der Truppen und anderer Sicherheitskräfte der Regierung in Damaskus und etwa 20 sunnitische Beduinen. Zudem seien rund 70 Anrainer der mehrheitlich von Drusen bewohnten Provinz getötet worden.

Das syrische Verteidigungsministerium warf in einer über die staatliche Nachrichtenagentur SANA verbreiteten Mitteilung illegalen Gruppen vor, die am späten Dienstag ausgerufene Feuerpause gebrochen zu haben. Truppen der Armee antworten weiterhin auf Beschuss im Ort Sweida, teilte das Ministerium in Damaskus mit. Ihr Ziel sei, Anrainer zu beschützen und eine sichere Rückkehr für diejenigen zu ermöglichen, die ihre Heimat wegen der tagelangen Gewalt verließen. Zivilisten wurden aufgerufen, in ihren Häusern zu bleiben. Unter den Opfern sind der Beobachtungsstelle zufolge auch Frauen und Kinder.

Die Opferzahlen lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Die Angaben der Beobachtungsstelle mit Sitz in London, die den Konflikt in Syrien mit einem Netz aus Informanten verfolgt, gelten aber als in der Regel verlässlich. Das syrische Innenministerium berichtete am Montag zunächst von 30 Toten.

Die Beobachtungsstelle berichtete von "Schnell-Hinrichtungen" durch die Regierungstruppen und die mit ihnen verbündeten Kämpfer. Die Truppen hätten in mehreren Dörfern der Provinz Eigentum zerstört, gestohlen und Feuer gelegt. Aus Angst vor Beschuss und Diebstahl hätten die meisten Ladenbesitzer ihre Geschäfte geschlossen. Weil Straßen gesperrt seien, gebe es ernsthafte Sorgen über eine Knappheit an Lebensmitteln und auch Medikamenten.

Viele Menschen flüchteten aus der Gegend, um sich in Sicherheit zu bringen. Im Internet verbreitete Fotos und Videos zeigten Familien, die Sweida in Richtung benachbarter Dörfer verließen.

Die Gewalt zwischen sunnitischen Beduinen und Angehörigen der drusischen Minderheit war am Sonntag ausgebrochen. Die Regierung in Damaskus schickte Truppen nach Sweida im Versuch, im Land wie versprochen für Stabilität und Sicherheit zu sorgen. In vergangenen Monaten kam es im Land mehrfach zu konfessionell motivierter Gewalt.

Nachbar Israel, das sich dem Schutz der Drusen verpflichtet fühlt, griff erneut Ziele in Syrien an. "Das syrische Regime muss die Drusen in Sweida in Ruhe lassen und seine Truppen abziehen", teilte der israelische Verteidigungsminister Israel Katz am Mittwoch mit. Sein Land werde die Drusen "nicht im Stich lassen". Israels Militär werde seine Angriffe auf die syrischen Truppen noch verstärken, "wenn die Botschaft nicht ankommt".

Am Dienstag hatte sich die Lage nach Verkündung einer Waffenruhe zeitweise beruhigt. Syriens Verteidigungsminister Marhaf Abu Kasra sprach von einer "vollständigen Waffenruhe nach einer Einigung mit den Würdenträgern". Nach dem angekündigten Abzug der Regierungstruppen kam es aber zu neuer Gewalt und die Kämpfe dauerten auch am Mittwoch an.

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