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US-Botschafter schlägt Palästinenserstaat an Côte d'Azur vor

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Botschafter Mike Huckabee gilt als konservativer Hardliner
©AFP, APA, GIL COHEN-MAGEN
Der US-Botschafter in Israel, Mike Huckabee, hat der französischen Regierung angesichts ihres jüngsten Vorstoßes für die Schaffung eines eigenständigen Palästinenserstaates vorgeschlagen, dafür "ein Stück von der Côte d'Azur abzutrennen". In einem TV-Interview sagte Huckabee: "Wenn Frankreich wirklich so entschlossen ist, einen palästinensischen Staat zu sehen, habe ich einen Vorschlag: Trennen Sie ein Stück der Côte d'Azur ab und gründen Sie einen palästinensischen Staat."

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Die Franzosen könnten dies gerne tun, sagte er dem US-Sender Fox News weiter. Weniger zu befürworten sei allerdings, "diese Art von Druck auf eine souveräne Nation auszuüben", sagte der frühere Gouverneur des Staates Arkansas und Ex-Präsidentschaftskandidat in dem am Samstag online veröffentlichten Interview angesichts Frankreichs Haltung gegenüber Israel.

Der 7. Oktober habe "viel verändert", sagte der US-Botschafter weiter mit Blick auf den beispiellosen Überfall der palästinensischen Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023, der den Krieg im Gazastreifen ausgelöst hatte. Seit dem Hamas-Großangriff geht die israelische Armee in dem Palästinensergebiet massiv gegen die islamistische Organisation vor.

Die französische Initiative bei den Vereinten Nationen bezeichnete Huckabee in diesem Zusammenhang als "unglaublich unangemessen" angesichts der Tatsache, dass "Israel sich mitten im Krieg befindet". Frankreich und Saudi-Arabien leiten im kommenden Monat eine internationale Konferenz zur Zweistaatenlösung bei der UNO in New York. Diese sieht die Schaffung eines eigenständigen palästinensischen Staates vor, der friedlich mit Israel koexistiert.

Ohne klar zu sagen, ob Frankreich dabei einen palästinensischen Staat anerkennen würde, sagte Macron am Freitag, dass die "Schaffung eines palästinensischen Staates" unter Bedingungen "nicht nur eine moralische Pflicht, sondern eine politische Notwendigkeit" sei. Macron forderte zudem am Freitag eine härtere Haltung der Europäer sowie westliche Sanktionen gegenüber Israel, sollte sich die Situation im Gazastreifen nicht zeitnah bessern.

Die Regierung in Israel warf Macron daraufhin vor, einen "Kreuzzug gegen den jüdischen Staat" zu führen und kündigte an, dass Israel "einen jüdisch-israelischen Staat" im Westjordanland errichten werde. Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz bezeichnete seine Ankündigung am Freitag als "entschiedene Antwort auf die terroristischen Organisationen, die versuchen, unserer Kontrolle über dieses Land zu schaden und sie zu schwächen".

Außerdem handle es sich um "eine klare Botschaft" an "Macron und seine Partner": "Sie werden einen Palästinenserstaat auf dem Papier anerkennen - aber wir werden den jüdischen israelischen Staat hier auf diesem Boden errichten", sagte Katz.

Der konservative Hardliner Huckabee ist ein langjähriger Unterstützer der jüdischen Siedlerbewegung im Westjordanland. Die Siedlungen werden von den Vereinten Nationen regelmäßig als völkerrechtswidrig verurteilt.

Unterdessen stimmte der britische Premierminister Keir Starmer in die internationale Kritik an der Lage im Gazastreifen ein. Die Situation sei "unerträglich" und sie verschlechtere sich "von Tag zu Tag", sagte Starmer am Montag vor Journalisten in Schottland. Er betonte die dringende Notwendigkeit, mehr humanitäre Hilfe in das palästinensische Gebiet zu bringen. Auf die Frage, ob Großbritannien in dieser Angelegenheit Schritte einleiten werde, antwortete Starmer: "Deshalb arbeiten wir mit Verbündeten zusammen, um absolut klarzustellen, dass humanitäre Hilfe schnell und in Mengen hineingelangen muss, in denen sie derzeit nicht hineingelangt."

Die deutsche Entwicklungsministerin Reem Alabali-Radovan forderte indes eine Reaktion Deutschlands auf die israelischen Angriffe. "Wenn humanitäre Hilfe blockiert wird, wenn sich nicht an das Völkerrecht gehalten wird, dann muss es Konsequenzen geben", sagte sie am Montag den Sendern RTL und ntv auf die Frage nach einem möglichen Stopp der Waffenlieferungen an Israel. Darüber werde die Regierung in den kommenden Tagen sprechen. "Die humanitäre Lage ist katastrophal und das kann so nicht weitergehen." Alabali-Radovan begrüßte die "klaren Worte" von Kanzler Friedrich Merz an die israelische Regierung. Sie seien gerade wegen der historischen Verantwortung und der Freundschaft zum israelischen Staat wichtig.

In den vergangenen Tagen war in Deutschland über einen Stopp von Waffenlieferungen an Israel diskutiert worden. Forderungen kamen diesbezüglich vor allem aus der SPD. Außenminister Johann Wadephul (CDU) hatte am Freitag eine Überprüfung der Waffenlieferungen an Israel angekündigt. CDU-Landesgruppenchef Alexander Hoffmann wies entsprechende Überlegungen zurück. "Freunde kann man kritisieren, aber nicht sanktionieren. Das wäre das Ende der Staatsräson gegenüber Israel, und das ist mit der CSU nicht zu machen", sagte er dem "Spiegel".

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