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Staatsspitze bei Feier zu 80 Jahre UNO in New York

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Van der Bellen, Stocker und Meinl-Reisinger bei Sitzung in New York
©BKA, APA, CHRISTOPHER DUNKER
Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Bundeskanzler Christian Stocker und Außenministerin Beate Meinl-Reisinger haben am Montag im Rahmen der UNO-Generalversammlung an einer Zeremonie zur Feier des 80-jährigen Bestehens der Vereinten Nationen unter Leitung von UNO-Generalsekretär António Guterres teilgenommen. Van der Bellen war in weiterer Folge auch beim Gipfel zur Zweistaatenlösung im Nahost-Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern zugegen.

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"Das 80. Jubiläum der UN-Generalversammlung findet vor dem Hintergrund zunehmender globaler Herausforderungen statt", kommentierte Van der Bellen auf der Social-Media-Plattform "X". Als Friedensprojekt seien die Vereinten Nationen angesichts aktueller Krisen wichtiger denn je. Die UNO biete ein "gemeinsames Dach, unter dem Staaten zusammenkommen, verhandeln, Lösungen suchen" könnten, so der Bundespräsident. "Hier in New York ist dieser Tage der internationale Dreh- und Angelpunkt des Kompromisses."

Am Sonntag hatte Van der Bellen den jordanischen König Abdullah II. am Rande der Generalversammlung zu einem "aufschlussreichen Gespräch" getroffen, wie er danach via "X" wissen ließ. Jordanien sei ein wichtiger Partner und ein Hort der Stabilität in einer mehr als turbulenten Region, betonte der Bundespräsident. "Wir haben die Lage im Nahen Osten erörtert, und ich habe Seiner Hoheit für Jordaniens unermüdliche Bemühungen um eine Vermittlung im Gaza-Konflikt und um humanitäre Hilfe für die Bevölkerung von Gaza gedankt."

Am Montag kam das Staatsoberhaupt auch mit Kenias Präsidenten William Ruto zu einem Gespräch über "aktuelle Entwicklungen" zusammen. "Österreich und Kenia sind nicht nur Wirtschaftspartner, sondern teilen auch ein starkes Bekenntnis zum Multilateralismus, sowohl auf globaler als auch auf regionaler Ebene", wurde Van der Bellen hernach auf Social Media zitiert.

Die Außenministerin betonte: "80 Jahre nachdem die UNO gegründet wurde, steht die internationale Weltordnung auf dem Scheideweg. Regeln, auf die sich die Länder der Welt geeinigt haben, werden gebrochen. Internationale Organisationen leiden unter Finanzierungsengpässen und Vertrauensverlust." Für Länder wie Österreich sei es daher eine Lebensversicherung, dass internationale Regeln eingehalten werden. "Wenn nur das Recht des Stärkeren gilt, bleiben die kleineren Länder auf der Strecke. Deshalb setzen wir uns für eine starke UNO und weltweite Zusammenarbeit ein."

Meinl-Reisinger absolvierte am Montag ebenfalls bi- und multilaterale Termine. So kam die Außenministerin mit ihrem iranischen Amtskollegen Abbas Araqchi und im Zuge eines informellen Treffens der EU-Amtskolleginnen und -kollegen auch mit den Außenministern von Indien (Subrahmanyam Jaishankar), Brasilien (Mauro Vieira) und Mexiko (Juan Ramón de la Fuente Ramírez) zusammen. Als Themen standen dabei neben den Krisenherden Ukraine und Nahost auch "Klimadiplomatie" und "Multilateralismus" auf der Agenda. Zudem besuchte sie ein Meeting der Karibischen Gemeinschaft CARICOM.

Stocker traf den Präsidenten von Vietnam, Luong Cuong, und die Regierungschefs von Antigua and Barbuda (Gaston Browne), Grenada (Dickon Mitchell) sowie Tonga (Aisake Valu Eke). Bei diesen und weiteren Meetings im Zuge der am Dienstag startenden Generaldebatte der United Nations wollten Van der Bellen, Stocker und Meinl-Reisinger auch Werbung für die Kandidatur Österreichs als nichtständiges Mitglied in der Periode 2027/28 machen. Diese wurde bereits 2011 in die Wege geleitet. Die Konkurrenten bei der Wahl im Juni 2026 sind Portugal und Deutschland. Am Dienstag wird es dazu ein eigenes Event in der Österreichischen Vertretung bei der UNO in Manhattan geben.

Für die Jahre 2025 und 2026 seien für die Bewerbung jeweils zehn Millionen Euro budgetiert, hieß es dazu aus dem BMEIA. Mit bis zu acht Millionen Euro davon verstärke Österreich sein freiwilliges Engagement bei UNO-Projekten. Es seien Konferenzen und Seminare sowie zusätzliche Projekte im Kulturbereich (mit je 200.000 Euro) veranschlagt. Es handle sich dabei um eine "Investition in die Visitenkarte Österreichs".

Bisher war Österreich dreimal als nichtständiges Mitglied im höchsten UNO-Gremium vertreten: 1973/74, 1991/92 und 2009/10. Der UN-Sicherheitsrat besteht aus 15 Mitgliedern. Die USA, Russland, China, Frankreich und Großbritannien haben ständige Sitze inne. Die zehn nichtständigen Mitglieder des Gremiums werden jeweils zur Hälfte alle zwei Jahre ausgewechselt.

Während der Vorsitz im Gremium unter allen 15 Mitgliedern rotiert und monatlich wechselt, haben die ständigen Mitglieder durch ihr Vetorecht eine herausragende Stellung in den Beratungen. Eine Resolution ist nämlich nur verabschiedet, wenn kein Veto der fünf ständigen Mitglieder vorliegt und mindestens neun der 15 Mitgliedsstaaten dafür stimmen. Das Vetorecht ist umstritten, schließlich wurde es von den ständigen Mitgliedern wiederholt angewandt, um eigene Interessen oder jene von Verbündeten zu schützen.

In den vergangenen Jahren gab es auf diplomatischer Ebene intensive Verhandlungen über eine Reform des UNO-Sicherheitsrats, des höchsten Gremiums der Vereinten Nationen, in welche die österreichische UNO-Vertretung in New York federführend eingebunden war. Ein Ziel ist unter anderem die Zusammensetzung neu zu gestalten, weil sie nach wie vor der politischen Situation unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg - die Vereinten Nationen feiern heuer ihr 80-jähriges Bestehen - entspricht. So gelten nicht zuletzt Afrika und Lateinamerika als unterrepräsentiert.

Deutschland und Österreich hätten beide eine gute Reputation in UNO-Kreisen, meinten Richard Gowan von der Denkfabrik Crisis Group und Shamala Kandiah, Exekutivdirektorin des Security Council Reports, am Montag gegenüber österreichischen Medien bezüglich der jeweiligen Sicherheitsratskandidaturen. Generell gelte es dabei die Sicherheits-, Entwicklungs- und Klimapolitik zu vereinbaren und beispielsweise auch Länder des globalen Südens oder der Karibik anzusprechen. Portugal könnte aktuell allenfalls zugute kommen, dass es sich im Gegensatz zu Österreich und Deutschland im Nahost-Konflikt für eine Anerkennung Palästinas ausspreche. Deutschland wiederum habe allenfalls durch das größere wirtschaftliche und finanzielle Potenzial Vorteile.

Grundsätzlich befinde sich die UNO in einer veritablen Krise, analysierte Gowan im Expertengespräch. Neben Konfliktherden wie jenen in der Ukraine oder in Nahost, mache der Organisation die massiven Zahlungskürzungen durch die US-Administration von Präsident Donald Trump zu schaffen. Etwa für friedenssichere Projekte oder Hilfsmaßnahmen. Unter Umständen könnten gewisse finanzielle Einschränkungen zwar dazu führen, die Bürokratie der UNO etwas effizienter zu machen, generell sehe er aber keine positiven Begleiteffekte: "Manchmal ist eine Krise einfach eine Krise."

Unter Umständen könnten eventuell die UNO-Sitzen in Wien oder Genf (Schweiz) davon profitieren, dass die USA Mitgliedern der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) und der Palästinensischen Autonomiebehörde aktuell die Einreisevisa entzogen hätten, so Gowan und Kandiah. Sollte sich daran nichts ändern, sei es möglich, dass manche Sitzungen künftig vermehrt in Genf oder Wien stattfinden.

++ HANDOUT ++ Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP) und Außenministerin Beate Meinl-Reisinger (NEOS) am Montag, 22. September 2025, anl. einer Sitzung der UNO-Vollversammlung zum 80. Jahrestag der Vereinten Nationen in New York.

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