News Logo
ABO

Österreicher sehen Zukunft des Gesundheitssystems getrübt

Subressort
Aktualisiert
Lesezeit
3 min
Gefühl, "bessere Qualität und schneller Behandlungen kaufen zu müssen"
©APA, THEMENBILD, BARBARA GINDL
Mehr als drei Viertel der Österreicherinnen und Österreicher rechnen damit, dass es in den kommenden Jahren Einschränkungen bei den Leistungen der Krankenkassen geben wird. "Der Ausblick ist getrübt", sagte Reinhard Raml vom IFES-Institut am Mittwoch in Wien bei der Präsentation des Austrian Health Report 2025 im Auftrag des Pharmakonzerns Sandoz. Auch das Vertrauen in das derzeitige Gesundheitssystem sei "stark angeknackst". Sorgen machen weiterhin Medikamenten-Engpässe.

von

Insgesamt 80 Prozent der im Juli rund 1.000 Befragten glauben "auf jeden Fall" oder "eher schon", dass die Politik auch bei der Gesundheit groß einsparen wird. Fast ebenso viele befürchten, dass man in Zukunft eine private Zusatzversicherung brauchen wird, um eine gute medizinische Versorgung zu bekommen. Raml sprach von einem Gefühl, "bessere Qualität und schnellere Behandlungen kaufen zu müssen". Mit dem aktuellen Gesundheitssystem ist "nur die Hälfte zufrieden", erläuterte der IFES-Geschäftsführer, "die andere Hälfte gar nicht bis wenig."

Abgefragt wurde im Austrian Health Report wie in den Vorjahren auch die Einschätzung der eigenen allgemeinen Gesundheit. Hier stufen sich wie 2024 rund 20 Prozent der Befragten "sehr gut" und fast 50 Prozent "gut" ein. Das ist jedoch weniger als vor Corona. Die Pandemie hat "zu einer Eintrübung der subjektiven Gesundheit geführt", betonte Raml. Ihre psychische Gesundheit bewerten Jüngere zudem wesentlich eingeschränkter als ältere Generationen.

64 Prozent fühlen sich sehr bis mittelmäßig von längeren Versorgungsengpässen bei Medikamenten bedroht, geht aus der Umfrage hervor. 86 Prozent halten es für "sehr" oder "eher" wichtig, dass auch in Österreich Medikamente produziert werden. "Wir leben in einer Zeit des geopolitischen Umbruchs", sagte Walter Feichtinger, Präsident des Center for Strategic Analysis in Wien. Politische Kontrahenten könnten mit Energie- und Medikamentenversorgung Druck auf westliche Regierungen mit hoher Abhängigkeit von Lieferanten ausüben. Europa müsse "auf sich schauen" und "eigenständiger, selbstständiger, unabhängiger" werden.

Seit etwa fünf Jahren sei zu bemerken, dass Lieferengpässe stärker werden, erklärte Ulrike Holzgrabe, Professorin an der Universität Würzburg in Deutschland. 68 Prozent der Wirkstoffherstellung passieren in Indien und China, nur 24 Prozent in Europa, sagte die Expertin für strategische Resilienz in der Arzneimittelproduktion. Das Zurückholen der Produktion sei jedoch schwierig und mit dem Critical Medicines Act der EU mit Bevorratung und Frühwarnsystem noch zu wenig getan in diese Richtung.

"Wir geben zu wenig aus für die Herstellung von Medikamenten", sagte Holzgrabe. Das sieht Marco Pucci, Präsident von Sandoz in Österreich, auch so. "Unsere Strategie ist immer, aus Europa für Europa zu produzieren", versicherte er. Der internationale Pharmakonzern betreibe in Kundl in Tirol den "letzten großen Produktionsstandort für Penicillin in Europa". Er forderte Maßnahmen auf europäischer und nationaler Ebene - etwa einen "Paradigmenwechsel weg vom Billigstbieterprinzip hin zum Bestbieterprinzip" sowie eine Preisanpassung für Medikamente an die Inflation.

Über die Autoren

Logo
Monatsabo ab 20,63€
Ähnliche Artikel
2048ALMAITVEUNZZNSWI314112341311241241412414124141241TIER