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"Sie, liebe Kardinäle, sind die engsten Mitarbeiter des Papstes, und das ist ein großer Trost für mich, wenn ich ein Joch auf mich nehme, das offensichtlich weit über meine Kräfte hinausgeht, wie es über die Kräfte aller hinausgeht. Eure Anwesenheit erinnert mich daran, dass der Herr, der mir diese Aufgabe anvertraut hat, mich nicht allein lässt, um die Verantwortung zu tragen", sagte der neue Papst in seiner Ansprache an die Kardinäle.
Der Papst erklärte, warum er sich dazu berufen gefühlt habe, den Namen Leo XIV. anzunehmen. Papst Leo XIII. (1810-1903) hatte mit seiner historischen Enzyklika "Rerum novarum" die sozialen Probleme im Kontext der ersten großen industriellen Revolution in Angriff genommen. Heute sei die Kirche dazu aufgerufen, "auf eine weitere industrielle Revolution und auf die Entwicklungen im Bereich der künstlichen Intelligenz zu reagieren, die neue Herausforderungen für den Schutz der Menschenwürde, der Gerechtigkeit und der Arbeit mit sich bringen", so Leo XIV.
"Die Begegnung mit dem Papst ist sehr gut verlaufen. Wir haben unter anderem über die Notwendigkeit gesprochen, die Kirche kollegialer zu gestalten. Er ist ein sehr guter Papst, und er hat viel mehr als 100 Stimmen im Konklave erhalten", so der madagassische Kardinal Désiré Tsarahazana, Erzbischof von Toamasina, nach dem ersten Treffen mit dem Papst laut der italienischen Nachrichtenagentur ANSA. 133 Papst-Wähler haben am Donnerstag beim vierten Wahlgang Franziskus' Nachfolger bestimmt.
Am Sonntag um 12.00 Uhr hält der 267. Bischof von Rom sein erstes öffentliches Mittagsgebet - in der Zeit nach Ostern als "Regina Coeli" bekannt - auf der Mittelloggia des Petersdoms. Vor der ersten Sonntagsmesse des neugewählten Papstes, zu der 150.000 Gläubige erwartet werden, ergreifen der Vatikan und die Polizei in Rom strenge Sicherheitsvorkehrungen. Auf den Petersplatz selbst kommt - anders als bei der letzten Papst-Wahl - niemand mehr, ohne dass vorher Gepäck, Kleidung und Person wie am Flughafen mit Detektoren durchgescannt werden. Absperrgitter wurden rund und den Vatikan aufgestellt. Mehr als 4.000 Ordnungskräfte werden am Sonntag im Einsatz sein.
Spezialkräfte des italienischen Militärs sichern den Petersplatz mit Gerät zur Drohnenabwehr. Die Anti-Drohnen-Systeme sind gegen mögliche Terrorgefahren aus der Luft im Einsatz. Zahlreiche Polizisten werden rund um den Vatikan postiert sein. Hochgefahren wurden auch die Sicherheitsmaßnahmen an den drei weiteren Papst-Basiliken der Stadt, insbesondere bei Santa Maria Maggiore nahe dem römischen Hauptbahnhof Termini. In der Kirche befindet sich das Grab von Papst Franziskus. Roms Bürgermeister Roberto Gualtieri zeigte sich mit all diesen Vorkehrungen zufrieden und lobte Einsatzbereitschaft und Teamgeist.
Die Messe zur Amtseinführung von Leo XIV. am 18. Mai auf dem Petersplatz könnte wie bereits die Trauerzeremonie für seinen Vorgänger Franziskus zu einem großen Treffen von Staats- und Regierungschefs in Rom werden. Aus Vatikan-Kreisen verlautete am Samstag, dass etwa US-Vizepräsident JD Vance und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj an dem feierlichen Gottesdienst teilnehmen könnten.
Vance war einer der letzten hochrangigen Politiker, die Franziskus vor seinem Tod am Ostermontag empfangen hatte. Die USA werden mit einer großen Delegation an der Amtseinführung des aus Chicago stammenden neuen Papstes teilnehmen. Nicht ausgeschlossen wird auch die Anwesenheit des ukrainischen Präsidenten Selenskyj, der bereits am 27. April an Franziskus' Begräbnis teilgenommen hatte. Dutzende Staats- und Regierungschefs sowie Hunderttausende Pilger und Touristen aus aller Welt werden zur Amtseinführung des neuen Papstes nach Rom reisen.