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Kogler übergibt an Gewessler: "Das wird sie sehr gut machen"

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Kogler: "Waren nicht naiv"
©APA, ROLAND SCHLAGER
Grünen-Chef Werner Kogler tritt in die zweite Reihe zurück, kommenden Sonntag übernimmt Leonore Gewessler bei einem Bundeskongress in Wien die Nachfolge. "Das wird sie sehr gut machen", zeigte sich Kogler im APA-Interview überzeugt. Nicht unzufrieden gab er sich auch mit seiner eigenen Bilanz als Bundessprecher und Vizekanzler der Regierung mit der ÖVP. Künftig will sich Kogler auf die Arbeit im Parlament konzentrieren und als Vizeklubchef im Team weiter mitreden.

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Für eine Rückschau auf sein politisches Leben, in dem die Besetzung der Stopfenreuther Au zur Verhinderung des Donaukraftwerks Hainburg eine der ersten Stationen war, ist es aus Koglers Sicht noch zu früh. "Die Wahrscheinlichkeit, dass mir jetzt demnächst politisch ein Ziegelstein auf den Kopf fällt, ist auch überschaubar, glaube ich", betonte der 63-Jährige. Klar ist für ihn jedenfalls: "Die grüne Bewegung hat schon sehr viel beigetragen in Europa, aber gerade auch in Österreich."

Große Stücke hält Kogler auf seine designierte Nachfolgerin Leonore Gewessler. Sie bringe für die Aufgabe die nötige Durchsetzungs- und Willensstärke mit, agiere aber auch sehr umsichtig, verwies er etwa auf das von der früheren Klimaschutzministerin durchgeboxte Klimaticket. "Sie hat ein Herz für ihre Überzeugungen. Das ist das Wesentliche in der Politik, und das wird sie sehr gut machen", betonte Kogler. Alle beide stünden sie derzeit für konstruktive Oppositionspolitik. "Aber regieren ist schon das Ziel", blickte er in die Zukunft.

Als erfolgreich schätzt Kogler die jüngst zu Ende gegangene fünfjährige Regierungsarbeit der Grünen ein. Neben der Ökologisierung der Wirtschaft und des Steuersystems, speziell durch die Einführung der CO2-Steuer, der Förderung des Schienenverkehrs und der erstmaligen Senkung der Treibhausgas-Emissionswerte erwähnte er etwa die Transparenz der Parteikassen und das Schließen von "Korruptionslücken" sowie die "Wiederbelebung" der Unabhängigkeit der Justiz. Nicht zu vergessen ist für ihn auch die Abschaffung des Amtsgeheimnisses: "Das ist ein Jahrhundertprojekt in einem Land wie Österreich."

In der Zusammenarbeit mit der Volkspartei habe man einen dichten Anfall von einander überlagernden Krisen bewältigt. "Natürlich hat die ÖVP mit uns Schwierigkeiten gehabt, und wir mit ihr auch", so Kogler. Die Grünen hätten sich dabei aber als "durchsetzungsfähiger als öfters öffentlich diskutiert" erwiesen: "Es ist wirklich sehr, sehr viel gelungen. Das hätte uns keiner zugetraut." Es sei zwar richtig, dass viel an Ökologisierung über Förderungen gelaufen sei, weil Änderungen an gesetzlichen Regulativen nicht durchsetzbar gewesen seien. Aber: "Bevor wir gar nichts tun oder in das Falsche hineinsubventionieren, ist das immer noch gut."

Dass Kogler angesichts der Korruptionsvorwürfe gegen die ÖVP rund um das Beinschab-Tool im Jahr 2021 federführend daran beteiligt war, Sebastian Kurz zum Rücktritt als Bundeskanzler und ÖVP-Chef zu bewegen, "das war nichts Heldenhaftes, das war eine logische Konsequenz". Die Vorwurfslage von steuergeldfinanzierten "Fake-Umfragen" zu Kurz' Gunsten sei entsprechend gewesen, und wenige Tage, nachdem sich die türkisen Regierungsmitglieder noch hinter ihn gestellt hatten, habe er gehen müssen.

"Wir haben die ÖVP richtig eingeschätzt, dahingehend, dass ihr der Machterhalt lieber sein wird, als zu sagen, wir treten aus der Regierung aus." Koglers Fazit: "Wir waren neu in der Regierung, aber wir waren nicht naiv." Von Vorteil war hier aus Koglers Sicht auch sein eigener Erfahrungsschatz: "Ich habe schon gewusst, wie die ÖVP funktioniert. Wenn man in der Oststeiermark aufgewachsen ist, da kann man im Kleinen schon die Architektur erkennen."

Der scheidende Grünen-Bundessprecher Werner Kogler im Rahmen eines Interviews mit der APA am 20. Juni 2025, in Wien.

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