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In der Studie wird auch auf vermutlich besonders hohe Dunkelziffern in ärmeren Ländern hingewiesen, wegen fehlender Daten oder schwacher Erhebungsinstrumente. Doch auch in reicheren Ländern könne es eine hohe Dunkelziffer geben, beispielsweise durch Erinnerungslücken, Scham oder traumabedingte Amnesie. Alle Daten haben gewisse Unsicherheitsintervalle, können also in einem bestimmten Spielraum auch höher oder niedriger sein.
Die Länder mit dem höchsten Anteil bei Frauen waren die Salomonen mit fast 43 Prozent sowie die Elfenbeinküste mit 32 Prozent, Chile, Costa Rica und Indien liegen bei rund 31 Prozent.
"Sexuelle Gewalt gegen Kinder ist ein weit verbreitetes Menschenrechts- und Gesundheitsproblem und die Welt schafft es eindeutig nicht, ihr ein Ende zu setzen", sagte die leitende Autorin Emmanuela Gakidou, Professorin am Institute for Health Metrics and Evaluation (IHME) an der University of Washington School of Medicine in Seattle. Die Zahlen seien "zutiefst besorgniserregend und wir brauchen dringend Maßnahmen von allen Ländern, um Gesetze, Richtlinien und die Reaktionsweise von Experten zu verbessern."
Co-Autorin Luisa Flor, Assistenzprofessorin am IHME, betonte: "Überlebende sexueller Gewalt gegen Kinder haben ein höheres Risiko, Depressionen, Angstzustände, Drogenmissbrauch, sexuell übertragbare Infektionen und sogar Asthma zu entwickeln." Sexuelle Gewalt gegen Kinder könne sich auch auf ihre soziale Entwicklung, ihren Bildungserfolg und ihren wirtschaftlichen Erfolg auswirken.
Die Forscher nutzten Daten aus 460 Quellen, darunter internationale Datenbanken wie der Global Health Data Exchange und die WHO-Datenbank zu Gewalt gegen Frauen. Berücksichtigt wurden nur bevölkerungsrepräsentative Studien aus den Jahren 1980 bis 2023. Um Unterschiede zwischen den Datensätzen auszugleichen, passte das Team verschiedene Definitionen sexueller Gewalt an und schätzte die Prävalenz in 204 Ländern mit Hilfe eines statistischen Modellierungsverfahrens.
Als sexuelle Gewalt galten unerwünschte sexuelle Kontakte (auch Berührungen, nicht nur Geschlechtsverkehr) vor dem 18. Lebensjahr gemäß internationalen Standards der Vereinten Nationen. Nicht gezählt wurden Online-Missbrauch oder -Ausbeutung, da Informationen darüber in der Regel separat erfasst werden.