von
"Heute genehmigen wir den Plan für die nächste Phase des Krieges", ergänzte Zamir. Die Armee werde dabei alle ihre Fähigkeiten gegen die radikalislamische Hamas einsetzen - "zu Land, in der Luft und zur See, bis zu ihrer entscheidenden Niederlage". Die bisherigen Einsätze hätten ihre Ziele erreicht. "Die Hamas verfügt nicht mehr über die Fähigkeiten, die sie vor Beginn der Operation hatte, wir haben ihr einen schweren Schlag versetzt", sagte er. Gleichzeitig betonte er, die israelische Armee habe "die moralische Pflicht, die Geiseln nach Hause zu bringen - sowohl die Lebenden als auch die Gefallenen".
Der Plan zur Ausweitung des Gaza-Kriegs sieht die Einnahme der Stadt Gaza und zentraler Flüchtlingslager zur Zerschlagung der Hamas vor. Zamir hatte nach Medienberichten vor großen Risiken des Plans für Soldaten und verbliebene Geiseln gewarnt, am Ende aber Planungen zur Erfüllung der Vorgaben der politischen Führung des Landes eingeleitet.
Mit Streiks und Protesten haben unterdessen zahlreiche Israelis ihre Solidarität mit den Geiseln zum Ausdruck gebracht, die seit fast zwei Jahren von der Hamas im Gazastreifen festgehalten werden. Demonstranten blockierten zahlreiche Straßen im Land, darunter auch eine zentrale Schnellstraße in der Küstenmetropole Tel Aviv. Sie schwenkten blau-weiße israelische Nationalflaggen sowie gelbe Fahnen, die Solidarität mit den Geiseln symbolisieren.
Die Demonstranten forderten die Beendigung des Gaza-Kriegs und die sofortige Freilassung der Hamas-Geiseln. Zudem riefen sie die israelische Regierung dazu auf, ihre Entscheidung rückgängig zu machen, Gaza und andere Gebiete im Gazastreifen einzunehmen.
Die Organisation der Geiselangehörigen hatte für Sonntag - dem Beginn der israelischen Arbeitswoche - zu einem landesweiten Streik aufgerufen. Man werde "das Land zum Stillstand bringen", sagte Einav Zangauker am Samstagabend bei einer Kundgebung - ihr Sohn Matan ist eine von 20 lebenden Geiseln im Gazastreifen. Der mächtige Gewerkschaftsdachverband Histadrut schloss sich dem Streik allerdings nicht an.
Einige Unternehmen und private Einrichtungen hatten zuvor angekündigt, ihren Mitarbeitern die Teilnahme an dem Streik zu ermöglichen. Zu diesem hatten die Familien der Geiseln aufgerufen. Der Sonntag ist in Israel ein normaler Arbeitstag. Dennoch schlossen einige Geschäfte, viele andere blieben jedoch geöffnet. Die Schulen waren wegen der Sommerferien nicht betroffen.
Auch die israelische Hollywood-Schauspielerin Gal Gadot (40) traf auf dem Platz in Tel Aviv Geisel-Angehörige. Auf einem Video des Forums der Geiselfamilien war zu sehen, wie Gadot die Ehefrau einer Geisel tröstete, lächelnd ihre Hände hielt und sie dann fest in den Arm nahm.
Gadot sprach auch mit Einav Zangauker, deren Sohn Matan ebenfalls seit fast zwei Jahren in der Gewalt der islamistischen Hamas ist. Zangauker gilt als eine der lautesten Stimmen im Protest gegen das Vorgehen der Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu im Gaza-Krieg und mit Blick auf die Geiseln.
Bei einer Demonstration in Tel Aviv sprach am Samstagabend zudem auch die Schwester eines Agrarstudenten aus Nepal, der bei dem Hamas-Massaker am 7. Oktober 2023 ebenfalls in den Gazastreifen verschleppt worden war. Seit zwei Jahren habe man kein Lebenszeichen von ihm erhalten, sagte sie unter Tränen. Von insgesamt 50 Verschleppten sind nach israelischen Informationen nur noch 20 am Leben.
Der rechtsextreme israelische Finanzminister Bezalel Smotrich nannte die Protestaktionen in einem Post auf der Plattform X eine "schlechte und schädliche Kampagne, die der Hamas in die Hände spielt". Auch Ministerpräsident Benjamin Netanyahu kritisierte die Proteste. "Diejenigen, die heute ein Ende des Krieges fordern, ohne die Hamas zu besiegen, verhärten nicht nur die Haltung der Hamas und verzögern die Freilassung unserer Geiseln, sondern stellen auch sicher, dass sich die Schrecken des 7. Oktober immer wiederholen werden und unsere Söhne und Töchter immer wieder in einem endlosen Krieg kämpfen müssen", sagte er nach Angaben seines Büros bei einer Kabinettssitzung.
Der Krieg im Gazastreifen dauert seit fast zwei Jahren an. Auslöser war ein Angriff der Hamas auf Israel im Oktober 2023. Verhandlungen über eine Waffenruhe, die zur Freilassung weiterer Geiseln hätte führen können, waren im Juli gescheitert. Die Hamas hat erklärt, sie werde die verbleibenden Geiseln nur freilassen, wenn Israel den Krieg beendet. Netanyahu hat jedoch geschworen, die Hamas zu vernichten.
Von den 50 Geiseln, die noch von den Extremisten im Gazastreifen festgehalten werden, sind nach israelischen Angaben etwa 20 noch am Leben. Nach Angaben der Gesundheitsbehörde im Gazastreifen wurden bei der israelischen Militäroffensive mehr als 61.000 Palästinenser getötet. Bei dem Angriff der Hamas auf Israel wurden rund 1200 Menschen getötet und 251 in den Gazastreifen verschleppt. Seither sind mehr als 400 israelische Soldaten im Gazastreifen gefallen.