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Wie die Zeitung "Times of Israel" berichtete, plant der Minister die Genehmigung von Ausschreibungen für den Bau von rund 3.400 zusätzlichen Siedlerhäusern. Smotrich wurde mit den Worten zitiert, dieser Schritt "begräbt die Idee eines palästinensischen Staates".
Israel hatte 1967 unter anderem das Westjordanland und Ost-Jerusalem erobert, wo heute mehr als 700.000 Siedler inmitten von rund drei Millionen Palästinensern leben. Die israelischen Siedlungen dort sind nach internationalem Recht illegal.
Die Palästinenser beanspruchen die Gebiete für einen eigenen Staat mit Ost-Jerusalem als Hauptstadt. Die Vereinten Nationen betrachten die israelischen Siedlungen als großes Hindernis für eine Friedensregelung, weil sie kaum noch ein zusammenhängendes Territorium für die Palästinenser bei einer möglichen Zweistaatenlösung zulassen würden. Mit Zweistaatenlösung ist gemeint, dass Israel und ein unabhängiger Palästinenserstaat friedlich Seite an Seite existieren.
Laut der von der islamistischen Terrororganisation Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde im Gazastreifen starben unterdessen acht Menschen, darunter drei Kinder, infolge von Mangelernährung. UN-Sprecher Stéphane Dujarric teilte in New York mit, dass von Jahresbeginn bis 5. August "49 bestätigte Todesfälle von Kindern durch Mangelernährung gemeldet wurden, darunter 39 im Alter unter fünf Jahren". Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu behauptete dagegen jüngst, es gebe keinen Hunger in Gaza.
Immer wieder gibt es Berichte über tödliche Zwischenfälle nahe den von der umstrittenen Gaza Humanitarian Foundation (GHF) betriebenen Verteilstellen für Hilfsgüter. Die Stiftung wird von Israel und den USA unterstützt und begann ihren Einsatz in dem abgeriegelten Küstengebiet im Mai, nachdem Israel seine fast dreimonatige Blockade für Hilfslieferungen beendet hatte.
Das UN-Nothilfebüro OCHA zitierte Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde im Gazastreifen, wonach seit Ende Mai 1.859 Menschen bei dem Versuch getötet worden seien, an Hilfsgüter zu gelangen. Mehr als 13.590 seien zudem verletzt worden. Viele der rund zwei Millionen Bewohner des Gazastreifens müssen gefährliches Kriegsgebiet durchqueren, um an Hilfslieferungen zu kommen.
Israels Armeechef billigte unterdessen die Einsatzpläne für die von Netanyahus Sicherheitskabinett beschlossene Ausweitung des Krieges. Generalstabschef Ejal Zamir habe bei einer Besprechung "den Hauptrahmen für den Einsatzplan der israelischen Armee im Gazastreifen genehmigt", teilte die Armee mit. Laut Netanyahu sieht der Plan neben der Einnahme der Stadt Gaza auch die Zerschlagung der Hamas in den zentralen Flüchtlingslagern vor. Einen konkreten Zeitplan für die Ausweitung des Krieges gibt es bisher nicht.
Armeechef Zamir hatte Medienberichten zufolge vor großen Risiken des Plans gewarnt. Er gefährde Soldaten und die Geiseln, die in der Stadt Gaza vermutet werden. Zudem soll er auf die Erschöpfung der Truppen und auf Personalmangel hingewiesen haben. Israelische Medien berichteten von großen Spannungen zwischen Zamir und Verteidigungsminister Israel Katz.
Netanyahu hat wiederholt gesagt, dass militärischer Druck nötig sei, um die restlichen Geiseln zu befreien. Seine Kritiker argumentieren, er verlängere den Krieg, um seine rechtsextremen Verbündeten in der Koalition wie Finanzminister Smotrich zu besänftigen - ein Vorwurf, den Netanyahu zurückweist. Um politisch überleben zu können, ist der Regierungschef auf die Unterstützung seiner rechtsextremen Partner angewiesen.
Ablehnend äußerte sich der Regierungschef zu einen gemeinsamen Aufruf früherer israelischer Geheimdienstchefs und ehemaliger ranghoher Armee-Angehöriger für ein Kriegsende: "Ich schätze sie sehr, aber sie haben die Bedeutung des Wortes Sieg vergessen." Die von den Ex-Sicherheitsspitzen vorgeschlagene politische Lösung sei "in Wirklichkeit eine Kapitulation", sagte er Mittwochabend.
Die 550 Unterzeichner - darunter drei frühere Mossad-Chefs, fünf ehemalige Leiter des Inlandsgeheimdienstes Schin Bet sowie Ex-Regierungschef Ehud Barak - hatten in dem am Montag veröffentlichten Brief an die israelische Regierung und US-Präsident Donald Trump festgestellt, dass die Hamas nach ihrer Einschätzung keine Bedrohung für Israel mehr darstelle. Die Befreiung der Geiseln könne aus ihrer Sicht nur über ein Abkommen und nicht über militärische Gewalt erreicht werden.
Unterdessen geht das Sterben im Gazastreifen weiter. Nach palästinensischen Angaben kam es am Vortag zu mehreren Luftangriffen der israelischen Armee, darunter in der nördlichen Stadt Gaza. Mehrere Gebäude seien beschossen worden. Bewohner dort haben die Sorge, es könnte sich um Vorbereitungen auf eine Bodenoffensive Israels handeln.
Sieben Menschen seien bei einem Angriff nordwestlich Gazas an einer Verteilstelle für Hilfsgüter getötet worden, hieß es aus medizinischen Kreisen. Sieben weitere Menschen, darunter fünf Kinder, seien bei einem Luftangriff auf ihr Zelt in der Stadt ums Leben gekommen. Bei einem weiteren Vorfall wurden laut der Agentur Wafa fünf Menschen getötet, während sie südlich von Wadi Gaza im zentralen Abschnitt des Küstenstreifens auf Hilfsgüter warteten.
Ein Sprecher der israelischen Armee teilte auf Anfrage mit, dem Militär seien keine Opfer bekannt, die durch Feuer der Armee im Bereich des Netzarim-Korridors im Zentrum des Gazastreifens verursacht wurden. Der von der Armee kontrollierte Korridor trennt das Gebiet in eine nördliche und südliche Hälfte. Nähere Angaben zu den weiteren Angriffen in Gaza gab es zunächst nicht.