von
Israel hatte am Freitag, den 13. Juni, einen Großangriff auf den Iran gestartet und bombardiert seitdem insbesondere Atomanlagen und militärische Einrichtungen in dem Land. Die USA hatten sich in der Nacht auf Sonntag in den Krieg zwischen Israel und dem Iran eingeschaltet und die drei Atomanlagen Fordo, Natanz und Isfahan mit B-2-Kampfjets und GBU-57-Bomben angegriffen, die auch unterirdische Ziele zerstören können.
Der Iran drohte nach dem US-Angriff auf seine Atomanlagen am Montag mit harten Konsequenzen und bezeichnete die legitimen Ziele für seine Streitkräfte als erweitert. Die USA müssten mit schweren Folgen für ihr Handeln rechnen, sagte Ebrahim Zolfaqari, Sprecher des zentralen iranischen Militärhauptquartiers Khatam al-Anbiya. US-Präsident Donald Trump sei ein "Zocker", der sich dem israelischen Militäreinsatz gegen die Islamische Republik angeschlossen habe. "Herr Trump, der Zocker, Sie mögen diesen Krieg beginnen, aber wir werden diejenigen sein, die ihn beenden", sagte Zolfaqari in einer Videobotschaft.
Mit Sorge wurde die Möglichkeit betrachtet, dass der Iran die für die globale Schifffahrt strategisch bedeutsame Straße von Hormuz schließen könnte. Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas warnte vor einem solchen Schritt. Dies wäre "extrem gefährlich" und würde niemandem nutzen, sagte Kallas vor Beratungen der EU-Außenminister in Brüssel. Die Straße von Hormuz ist vor allem für den weltweiten Öltransport von Relevanz. Ökonomen warnen vor erheblichen wirtschaftlichen Folgen im Falle einer Blockade der Meerenge, die vom Persischen Golf in den Golf von Oman und dann weiter in den Indischen Ozean führt. Über die Route werden 20 Prozent der weltweiten Öltransporte abgewickelt.
Der iranische Außenminister Abbas Araqchi fordert in einem Brief an UNO-Generalsekretär Antonio Guterres eine sofortige und entschiedene Verurteilung der US-Angriffe. Untätigkeit werde nicht nur die Krise verschärfen, sondern auch die globale Sicherheit weiter verschlechtern, erklärte Araqchi auf der Online-Plattform X.
Die der iranischen Revolutionsgarde nahestehende Nachrichtenagentur Tasnim meldete, es seien in zwei Wellen Dutzende Drohnen verschiedener Art auf Israel abgefeuert worden. Zunächst gab es in mehreren Gegenden im Nordisrael Raketenalarm, kurze Zeit später auch im Zentrum des Landes, darunter in Tel Aviv und Jerusalem. Israelischen Medien zufolge schlug eine iranische Rakete im Raum Lachish südlich von Jerusalem ein. Auch im Gebiet von Ashdod in Südisrael sei womöglich eine Rakete eingeschlagen. In Jerusalem waren wiederholt laute Einschläge zu hören. Zuvor waren Raketen am Himmel zu sehen, die über Jerusalem flogen, wie Reuters-Reporter berichteten.
Wenig später teilte das israelische Militär mit, dass die Bevölkerung die Schutzräume wieder verlassen könne. Es hatte zuvor Luftalarm ausgelöst. Israelische Medien berichteten, dass der Iran rund 15 Raketen abgefeuert habe und Teile abgefangener Raketen an mehreren Orten niedergegangen seien.
Israel hatte zuvor Abschussrampen sowie Lager für Boden-Boden-Raketen im Westiran angegriffen. 15 Kampfflugzeuge seien im Einsatz gewesen, hieß es in einer weiteren Erklärung. Die israelische Armee "setzt ihre Bemühungen fort, die militärischen Fähigkeiten des iranischen Regimes zu schwächen".
Israels Armee griff eigenen Angaben nach außerdem sechs Flughäfen im gesamten Land an. Dabei seien Start- und Landebahnen sowie 15 Kampfflugzeuge und Kampfhubschrauber der iranischen Regierung zerstört worden, die den Angaben nach israelische Angriffe verhindern sollten. Israels Militär wolle auf diese Weise die Lufthoheit über den iranischen Luftraum ausbauen.
Kampfflugzeuge hatten am Vorabend laut Israels Armee bereits militärische Ziele wie Raketenabschussvorrichtungen, Militärsatelliten und Radaranlagen attackiert. Irans Staatsfernsehen meldete Explosionen im Osten der Hauptstadt Teheran. Iran griff daraufhin in der Nacht erneut Israel an, laut örtlichen Berichten aber nur mit einer Rakete. Sie sei abgefangen worden, Verletzte gab es keine.
Sein Vorgehen bezeichnet Israel als "präventiv" und begründet es damit, dass der Iran vom Bau einer Atombombe abgehalten werden müsse. Der Iran, der ein Streben nach der Atombombe bestreitet, attackiert Israel seither im Gegenzug mit Raketen und Drohnen.
Ein hochrangiger iranischer Insider sagte der Nachrichtenagentur Reuters, der größte Teil des hochangereicherten Urans sei vor dem Angriff aus Fordo an einen anderen Ort gebracht worden. Reuters konnte diese Angabe zunächst nicht überprüfen. Die Regierung in Teheran hat mehrfach betont, das Atomprogramm diene ausschließlich zivilen Zielen. Am Montag beriet die iranische Regierung zunächst mit Russland über die Lage. Der Iran und Russland würden ihre Positionen zur aktuellen Eskalation im Nahen Osten abstimmen, meldete die russische Nachrichtenagentur TASS unter Berufung auf den Außenminister Araqchi, der sich zu einem Besuch in Moskau aufhielt.
Bei den iranischen Angriffen auf Israel sind nach israelischen Angaben bisher 24 Menschen getötet worden. Weitere 1.272 Menschen seien seit Beginn des Einsatzes "Rising Lion" ("sich erhebender Löwe") vor mehr als einer Woche bei iranischen Angriffen auf Israel verletzt worden, teilte das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu am Sonntag mit. 14 der Verletzten seien "in ernstem Zustand".
Bei iranischen Angriffen in der zentralisraelischen Stadt Bat Yam kamen demnach neun Menschen ums Leben. Vier Todesopfer wurden aus der nördlichen arabisch-israelischen Stadt Tamra gemeldet. In Haifa starben drei Menschen infolge der iranischen Raketenangriffe. Weitere Todesopfer wurden bei iranischen Angriffen auf die zentralisraelischen Städte Petakh Tikva, Rishon Letzion, Ramat Gan und Bnei Brak (Bene Beraq) gezählt. Etwa 9.000 Menschen wurden nach den iranischen Luftangriffen aus ihren Häusern evakuiert, wie es am Sonntag aus israelischen Armeekreisen hieß.
Im Iran wurden nach iranischen Angaben bei israelischen Luftangriffen mehr als 400 Menschen getötet und 3.056 weitere verletzt. Die meisten von ihnen seien Zivilisten, wie das Gesundheitsministerium am Samstag mitteilte. Die Nichtregierungsorganisation Human Rights Activists News Agency (HRANA) mit Sitz in den USA bezifferte die Zahl der bei den israelischen Angriffen Getöteten mit mindestens 657 und die der Verletzten mit 2000, darunter Zivilisten und Angehörige des Militärs.
HRANA ist Teil der Nichtregierungsorganisation Human Rights Activists, welche 2005 im Iran gegründet wurde, aber später aufgrund der Unterdrückung durch die iranischen Behörden ihren Sitz in die USA verlegte. Sie veröffentlicht täglich Dutzende Berichte über Menschenrechtsverletzungen im Iran.