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Expertin fordert Deutschförderungsstrategie im Kindergarten

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In den Kindergärten fehlt immer noch Personal
©APA, dpa, Bernd Thissen
Der Anteil an Kindern mit Deutschförderbedarf in Österreich ist gestiegen, im Kindergartenjahr 2023/24 brauchte ein Viertel der Vier- und Fünfjährigen entsprechende Unterstützung. Trotzdem fehle eine klare Strategie zur Deutschförderung, kritisiert Natascha Taslimi vom Netzwerk Elementare Bildung NEBÖ im Gespräch mit der APA. Sie plädiert für mehr Förderkräfte und mehr Wertschätzung für Zweisprachigkeit, will aber auch die Eltern stärker in die Pflicht nehmen.

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Einzelmaßnahmen der Länder wie etwa die Aufstockung der externen Sprachförderkräfte in Wien seien so "nicht sinnvoll". Auch das von der Bundesregierung geplante zweite Pflichtkindergartenjahr werde nicht dazu führen, dass künftig weniger Kinder mit Deutschförderbedarf in die Schulen kommen. Immerhin gingen schon jetzt 95 Prozent der Vierjährigen in den Kindergarten, so Taslimi. Immer mehr Kinder würden zweisprachig aufwachsen - zuletzt hatte im Österreich-Schnitt ein Drittel der Kindergartenkinder eine andere Erstsprache als Deutsch, in Ballungsräumen wie Wien mehr als die Hälfte. Daran müssten sich Kindergärten wie auch Schulen orientieren. "Da braucht es ein wirklich gutes Konzept. Vielleicht gibt es das auch, aber in der Praxis sieht man nichts davon."

Als konkrete Maßnahme fordert die NEBÖ-Sprecherin eine fixe Sprachförderkraft für jeden Standort mit Bedarf. Nur so könnten diese Pädagoginnen und Pädagogen eine Beziehung zu den Kindern aufbauen und das sei die Voraussetzung dafür, dass Sprachförderung auch wirkt. Um Personal dafür zu finden, will sie bei den bereits ausgebildeten Elementarpädagoginnen ansetzen, die sich nach der Matura gegen die Arbeit im Kindergarten entscheiden und etwa das Volksschullehramt studieren. Es brauche attraktive Angebote, um diese Gruppe für zehn oder 15 Stunden als Sprachförderkraft in die Kindergärten zu bekommen.

Gleichzeitig ruft sie dazu auf, die Deutschförderung "ganzheitlicher zu denken". Von Politik und Gesellschaft brauche es mehr Wertschätzung für Mehrsprachigkeit. Der negative Blick auf andere Erstsprachen und Menschen, die noch nicht gut Deutsch sprechen, samt Maßnahmen wie Sprachtests für Dreijährige, separate Deutschförderklassen oder Sommerschul-Pflicht seien nämlich für Eltern wie Kinder beim Deutschlernen alles andere als motivierend. "Das ist schon besonders, wie schlecht das bei uns in Österreich läuft."

Gleichzeitig müsse den Eltern schon mit der Geburt des Kindes klargemacht werden, dass sie es beim Erwerb der Bildungssprache Deutsch aktiv unterstützen müssen, machte sie sich einmal mehr für eine Verankerung von Deutschförderung im Eltern-Kind-Pass stark. Eine Möglichkeit dafür wäre aus ihrer Sicht das System der frühen Hilfen. Manchen Eltern sei nicht klar, wie wichtig es für die Bildung ihrer Kinder sei, mit ihnen zu reden, in die Natur zu gehen oder gemeinsam Bilderbücher zu lesen, so Taslimi. "Sie tun es nicht, weil sie es nicht wissen. Also muss man sie da mit einer Begleitmaßnahme von Anfang an unterrichten."

Auch Eltern, die in Österreich geboren, mehrsprachig aufgewachsen sind und selbst gut Deutsch sprechen, müssten dafür sensibilisiert werden, dass ihre Kinder aktive Unterstützung beim Erlernen der Bildungssprache Deutsch brauchen. "Man muss den Eltern sagen: Das können der Kindergarten und die Schule alleine nicht leisten." Die aktuelle Situation - im Schuljahr 2023/24 waren bundesweit 21 und in Wien 45 Prozent der Erstklassler in den Volksschulen als außerordentliche Schülerinnen und Schüler eingestuft - sei jedenfalls "besorgniserregend".

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