News Logo
ABO

Ex-Justizminister Brandstetter bestreitet Falschaussage

Subressort
Aktualisiert
Lesezeit
4 min
Brandstetter bestreitet bewusst falsch ausgesagt zu haben
©APA, GEORG HOCHMUTH
Ex-Justizminister Wolfgang Brandstetter hat sich am Donnerstag in seinem Prozess wegen falscher Zeugenaussage am Wiener Landesgericht "nicht schuldig" bekannt. Er soll am 31. März 2022 als Auskunftsperson im parlamentarischen Untersuchungsausschuss zur Klärung von Korruptionsvorwürfen gegen ÖVP-Regierungsmitglieder vorsätzlich tatsachenwidrig behauptet haben, er habe sein privates Mobiltelefon am 25. Februar 2021 nicht herausgeben können, da es zu Hause gelegen sei.

von

Brandstetters Handy hätte an besagtem Tag im Verfassungsgerichtshof (VfGH) sichergestellt werden sollen, dem Brandstetter damals als Höchstrichter angehörte. Aufgrund der Daten seines Mobiltelefons stellte sich später heraus, dass Brandstetter sein Handy nicht daheim gelassen hatte. Das Gerät befand sich am 25. Februar 2021 in seinem Büro im VfGH, weshalb die mit den Ermittlungen gegen Brandstetter betraute Staatsanwaltschaft Innsbruck ihm eine vorsätzliche Falschaussage vor dem U-Ausschuss unterstellt.

Brandstetter wies das im Grauen Haus zurück. Er habe zum Zeitpunkt seiner Aussage im Ausschuss eine Lungenentzündung gehabt, habe aber dessen ungeachtet "unbedingt diese Aussage machen wollen. Mich mit medizinischen Attesten entschuldigen, das kommt nicht gut." Er sei an diesem Tag "definitiv krank" gewesen: "Ich hatte Luftprobleme gehabt. Da kann man sich nicht so voll konzentrieren, es tut mir leid."

Was den Zeitpunkt der Übergabe der Sicherstellungsanordnung im VfGH gibt, behauptet Brandstetter, er habe im maßgeblichen Zeitpunkt aufgrund seiner gesundheitlichen Probleme und eines wenige Wochen davor erlittenen schweren Verkehrsunfalls eine "leichte kognitive Störung" gehabt. Diese habe Erinnerungslücken bewirkt. "Es war eine traumatische, chaotische Aktion. Ich war so konsterniert und konnte nicht klar denken", erläuterte Brandstetter dem Gericht. Daher habe er nicht mehr im Kopf gehabt, dass sein privates Handy von seinem Wohnsitz im Waldviertel mit nach Wien genommen hatte. Zwei Stunden nach dem Gespräch mit der Staatsanwältin im VfGH sei es ihm wieder eingefallen. Er habe dann sofort seinen Anwalt angerufen und in weiterer Folge die Ausfolgung des Handys veranlasst, an dem keine Veränderungen vorgenommen wurden.

Brandstetters Verteidiger Georg Krakow hatte zu Beginn der Verhandlung ausgeführt, Brandstetter sei es zum Zeitpunkt seiner Befragung im U-Ausschuss gesundheitlich schlecht gegangen. Er hätte "zwei Lungenembolien" hinter sich und "in geschlossenen Räumen Atemprobleme" gehabt. Dass im Jahr davor im VfGH Brandstetters Notebook von einer Staatsanwältin und einem Polizisten im Zuge eines gegen den Ex-Justizminister geführten Ermittlungsverfahrens wegen des Verdachts aus Amtsmissbrauch sichergestellt wurde und nach seinem dienstlichen und privaten Handy gesucht wurde, hätte Brandstetter "bloßgestellt" und in weiterer Folge belastet, sagte Krakow. Infolge all dessen hätte sein Mandant bei seiner Befragung im U-Ausschuss - laut Krakow "ein politisches Tribunal" - "Erinnerungsprobleme" gehabt: "Er war überzeugt, die Wahrheit zu sagen."

"Erinnerung funktioniert nicht wie das Zurückspulen einer Filmrolle", hielt Krakow fest. Erinnerung sei mitunter "ungenau", "vermischt" und "nicht immer richtig", sagte der Verteidiger: "Das passiert uns allen. Wer da fehlerfrei ist, der werfe den ersten Stein."

Die Verhandlung ist auf zwei Stunden anberaumt. Im Fall einer Verurteilung drohen dem ehemaligen Justizminister und VfGH-Mitglied bis zu drei Jahre Haft.

Ex-Justizminister Wolfgang Brandstetter am Donnerstag, 07. August 2025, vor Prozessbeginn am Wiener Landesgericht wegen falscher Zeugenaussage.

Über die Autoren

Logo
Monatsabo ab 20,63€
Ähnliche Artikel
2048ALMAITVEUNZZNSWI314112341311241241412414124141241TIER