News Logo
ABO

Der gierige Donald: Trump und seine Geschäfte als US-Präsident

Subressort
Aktualisiert
Lesezeit
12 min
Artikelbild

Donald Trump

©IMAGO/Abacapress

Kein US-Präsident vor ihm hat sein Amt so schamlos zur persönlichen Bereicherung genutzt wie Donald Trump. Seit Beginn seiner zweiten Präsidentschaft hat er geschätzt mindesten 3,4 Milliarden Dollar eingenommen. Seine Gier ist damit aber noch lange nicht befriedigt.

Nichts symbolisiert die völlige Kommerzialisierung seines Amtes besser als der kleine Shop gleich neben dem Oval Office im Weißen Haus. Hier verscherbelt Donald Trump, 47. Präsident der Vereinigten, völlig ungeniert MAGA-Fanartikel vom berühmten roten Schirmkapperl bis zum Parfum. Auf eigene Kasse, versteht sich.

Werbewirksam schleppte er schon Frankreichs Präsident Emanuel Macron genauso wie Ukraines Staatschef Wlodimir Selenskyj  vor den Kameras der Weltpresse durch den kitschig-peinlichen Devotionalienshop. Knapp 30 Millionen Dollar soll ihm das Geschäft mit den billig im „Feindesland“ China hergestellten Waren seit Jänner 2025 eingebracht haben. Peanuts für den Raffke an der Spitze des mächtigsten Landes der Welt. Aber symptomatisch für seine Lebensdevise.

Gier als Geschäftsmodell

„Mein Leben lang war ich gierig, gierig, gierig“, prahlte Donald Trump einst ungeniert im Vorwahlkampf zur US-Präsidentschaft. „Ich schnappte mit so viel Geld, wie ich nur schnappen konnte.“ Diesem Lebensmotto ist Trump auch in den ersten Monaten seiner zweiten Amtszeit treu geblieben. Dabei schert er sich nicht im Geringsten um eine ethisch saubere Trennung von privatem Business und Politik. Seinem Bankkonto hat das jedenfalls nicht geschadet. Sagenhafte 3,4 Milliarden Dollar soll die von seinen Söhnen Donald jr. und Eric geführte Trump Organization seit Jänner 2025 laut Recherchen des US-Magazins The New Yorker eingenommen haben. Sein persönliches Vermögen liegt heute, so schätzen Insider, irgendwo zwischen 5 und 10 Milliarden Dollar. Nicht schlecht für jemanden, der in seiner Karriere bereits sechsmal pleite gegangen ist.

Mein Leben lang war ich gierig, gierig, gierig. Ich schnappte mit so viel Geld, wie ich nur schnappen konnte

Donald Trump

Entgegen kommt Trump dabei, dass es in den USA anders als etwa in Großbritannien oder den meisten Ländern der EU, kein Gesetz gibt, dass Präsidenten bei Amtsantritt zwingt, aus bestehenden Funktionen in ihren Unternehmen zurückzutreten und entsprechende wirtschaftliche Aktivitäten ruhend zu stellen. Zwar haben seit 1970 alle Vorgänger Trumps, Republikaner und Demokraten, ihre Firmen und Finanzgeschäfte Treuhändern übergeben, doch Trump tickt da ganz anders. Er ist nach wie vor aktiv in die Geschäfte der Trump Organization eingebunden und hat dort das letzte Wort. Viele seiner mit großer Geste und noch größerer Unterschrift unterzeichneten „Executive Orders“, mit denen er seit Amtsbeginn am Kongress vorbei regiert, entpuppen sich bei näherer Betrachtung fast ausschließlich als Instrumente der schamlosen persönlichen Bereicherung. 

Gesetz wird, was Donald reich macht

Bestes Beispiel dafür ist der Bereich der Kryptowährungen, den Trump gleich zu Beginn seiner Amtszeit weitgehend liberalisiert und von lästigen Kontrollmechanismen befreit hat. Nicht ganz uneigennützig, denn kurz vorher hat Trump eigene Meme Coins auf den Markt gebracht. „$Trump“ und „$Melania“ haben inzwischen laut New Yorker rund 2,4 Milliarden Dollar in die Kassen der First Family gespült. Was für den immer gierigen Donald aber noch wichtiger ist: mit den Meme Coins kann jeder anonym direkt an den US-Präsidenten spenden oder ihn schlicht bestechen, ohne dass die Transaktion für Dritte nachvollziehbar ist. Wer da in den letzten Monaten wie viel eingezahlt hat, ist nicht nachvollzieh- und damit nicht bezifferbar.

Als weiterer Geldsegen hat sich auch Trumps erste präsidiale Auslandreise 2025 in die Golfstaaten entpuppt. Die diente weniger dem Weltfrieden als dem Portemonnaie von POTUS. Fast zwei Milliarden Dollar hat alleine ein saudischer Staatsfonds unter Kontrolle des Kronprinzen in gemeinsame Projekte mit der Trump-Familie investiert, etwa einem neuen Luxus-Golf-Resort oder einen arabischen Trump-Tower in Jeddah am Roten Meer. Der ebenfalls von Trump beehrte Emir von Katar hat – allerdings erst nach sanftem Druck des Gastes – gleich einen Luxusjet im Wert von 400 Millionen Dollar als persönliches Geschenk beigesteuert, den der so Beflügelte nach Ende seiner Amtszeit natürlich „privatisieren“ will.

Lobbyisten-Hotspot Mar-a-Lago

Sein Anwesen in Mar-a-Lago in Florida hat Trump in eine höchst lukrative Gelddruckmaschine verwandelt. Gegen eine hohe Aufnahmegebühr und Jahresbeiträge von 20.000 Dollar räumen er und sein Clan Lobbyisten die Möglichkeit eines direkten Treffens ein. Rund 125 Millionen Dollar, so der „New Yorker“, soll er damit schon während seiner ersten Präsidentschaft eingenommen haben.

Die Bestechung von Politikern hat Trump jetzt per Dekret quasi legalisiert, weil er eine von seinem Vorgänger Joe Biden verfügte Regel, mit der die Macht der Lobbyisten in Washington eingedämmt werden sollte, aufgehoben hat. Darunter ist auch eine Ethikverpflichtung, die Regierungsmitgliedern für zwei Jahre verboten hat, mit Vorschriften und Verträgen zu arbeiten, die mit ihren früheren Kunden oder Arbeitgebern in Verbindung stehen. Diese Lockerungen haben übrigens Sohn Donald Jr. und US-Sonderbeauftragter Steve Witkoff flott genutzt und in Washington den exklusiven Lobbyingclub „Executive Branch“ gegründet. Kosten für eine Mitgliedschaft: 500.000 Dollar.

Raffgier Inc. – die Trump Organization

Nicht eingerechnet in das aktuelle Einkommen Trumps ist der große, vorwiegend in den USA liegende Immobilienbesitz der von seinen Söhnen gemanagten Trump Organization. Darunter befinden sich etwa 15 Hotels oder 12 Golfplätze im Luxussegment. Hotels und Golfclubs sind oft ganz eng mit den Aktivitäten des Hausherren im Weißen Haus verbunden. So verhandelte Trump die Zölle mit der EU-Spitze zwischen zwei Runden in seinem Nobelgolfclub in Schottland. So wurde aus dem privaten Golfurlaub ein vom Steuerzahler bezahlten Staatsbesuch.

Besonders eng ist die Verknüpfung beim Trump International Hotel in Washington. Das Gebäude, in dem sich das Luxushotel befindet, gehört der US-Regierung, Trump ist dort also doppelter Hausherr. Wer sich gut mit ihm stellen will, ist gut beraten, bei einem Besuch in der amerikanischen Hauptstadt dort abzusteigen. Gemacht hat das etwa eine chinesische Wirtschaftsdelegation, die hier und im Trump Hotel in Las Vegas während seiner ersten Amtszeit eine beeindruckende Zeche von 5,5 Millionen Dollar gelassen hat. Dafür gab es dann auch ein Pläuschen mit dem Chef über Importerleichterungen für chinesische Produkte.

Herzstück der Trumpschen Immobilienimperiums ist nach wie vor der gold-schwarze Trump Tower in Manhattan, der erst unlängst mit stolzen 327 Millionen Dollar bewertet wurde. Doch im Vergleich zu den gerade von seinen Söhnen weltweit verhandelten Immobiliendeals sind das nur Peanuts. Der Bau eines Luxushotels in Serbien und eines Golf-Resorts in Vietnam sollen rund 1,5 Milliarden Dollar in die Familienkasse spülen.

Donald, der Börsenzocker

Präsident Trump ist auch auf den Finanzmärkten höchst aktiv. Laut „Office of Government Ethics“ (OGE), bei dem US-Präsidenten, Vizepräsidenten und hochrangige Beamte seit 1978 ihre persönlichen Finanzen offenlegen müssen, hat er über 600 Finanzaktionen durchgeführt und dabei über 100 Millionen Dollar in Unternehmens-, Kommunal- und Staatsanleihen investiert, etwa in die Banken Citigroup oder Morgan Stanley, in den Tech-Unternehmen Meta oder T-Mobile US oder in den privaten Gesundheitsversicherer United Health.

Die höchsten Einzelinvestments hat er mit 1,3 Millionen Dollar in den US-Chiphersteller Nvidia und mit 1,35 Millionen Dollar in Apple getätigt. Kaum investiert, lockerte Trump für beide Unternehmen die vorher von ihm festgelegten strengen Auflagen für Geschäfte mit China. Ein Schelm, wer da Böses denkt.

Trump Media – das Sorgenkind

Als schwierig hat sich Trumps Einstieg ins digitale Geschäft erwiesen. Über die „Trump Media & Technology Group“ (TMTG) hat er den Social Media-Kanal Truth Social gegründet, den er seither auch als sein liebstes Sprachrohr für Kurznachrichten vorwiegend in Großbuchstaben nutzt. Nach dem Börsegang im März 2024 erreichte der Aktienkurs von Truth Social über 66 Dollar, heute liegt er bei 17,5 Dollar. Was immer noch erstaunlich hoch ist bei einem Unternehmen, dass bei einem Umsatz von rund 800.000 Dollar stolze 328 Millionen Dollar Miese macht. Doch allein die steuerlichen Abschreibungen bringen Trump viele Millionen Dollar. Sollte sich das Geschäft nicht besser entwickeln, kann Trump seine Aktien gegen Jahresende noch immer verkaufen und damit, so Insider, locker mehr als eine Milliarde Dollar einstreifen.

TMTG ist vor wenigen Wochen auch ins Mobilkommunikationsgeschäft eingestiegen. Mit Trump Mobile hat der Präsident sein eigenes Mobilfunknetz gestartet und mit dem T1 sein erstes – natürlich dezent vergoldetes – Smartphone auf den Markt gebracht, Stückpreis schlappe 499 Dollar. Die Monatsgebühr beträgt 47,45 Dollar, eine zarte Anspielung auf Trump als 45. Und 47. Präsident der USA.

Es gibt nichts in der Geschichte Amerikas, das der Nutzung des Präsidentenamtes für massive persönliche Vorteile nahekommt. Nichts

Fred Wertheimer

Entsetzen bei Korruptionsbekämpfern

Korruptionswächter und politische Beobachter sind entsetzt über diese ungenierte Bereicherung des mächtigsten Mannes der Welt. „Ich beobachte und schreibe seit 50 Jahren über Korruption und mir dreht sich immer noch der Kopf“, sagt etwa Michael Johnston, emeritierter Professor und Autor mehrerer Bücher über Korruption in den USA in der New York Times. In der renommierten US-Tageszeitung erregt sich auch Anwalt und Antikorruptionskämpfer Fred Wertheimer über den Umstand, dass Trump nicht einmal mehr versuche, den Anschein zu erwecken, das Richtige zu tun. „Es gibt nichts in der Geschichte Amerikas, das der Nutzung des Präsidentenamtes für massive persönliche Vorteile nahekommt. Nichts.“  

Das Weiße Haus wiegelt alle Kritik an Trumps massiven Geschäften mit dem angesichts der Fakten durchaus originellen Hinweis ab, dass er dieses Geld gar nicht benötige, weil er ja so reich sei. „Die amerikanische Öffentlichkeit hält es für absurd, wenn jemand unterstellt, dass dieser Präsident von seiner Präsidentschaft profitiert“, schwurbelte Pressesprecherin Karoline Leavitt erst unlängst. „Dieser Präsident war unglaublich erfolgreich, bevor er alles aufgegeben hat, um unserem Land öffentlich zu dienen.“ Kann man so sehen. Muss man aber nicht.

Über die Autoren

Logo
Monatsabo ab 20,63€
Ähnliche Artikel
2048ALMAITVEUNZZNSWI314112341311241241412414124141241TIER