Niedrige Geburtenraten, immer älter werdende Menschen und Migration. Das sind die drei Faktoren, die die aktuelle Demografie Österreichs kennzeichnen. Was das konkret für Folgen hat, erklärt die Soziologin Valeria Bordone.
Zwanzig Prozent der österreichischen Bevölkerung sind aktuell über 65 Jahre alt. Laut Prognosen wird dieser Anteil im Jahr 2060 auf 30 Prozent steigen. Die Bevölkerung wird also immer älter. 2023 lag das durchschnittliche Alter in Österreich bei 43,4 Jahren.
Eine neue Entwicklung ist das allerdings nicht, sagt Valeria Bordone, Soziologin an der Universität Wien. Sie beschäftigt sich besonders mit Altersforschung und beobachtet den demografischen Wandel schon seit Jahrzehnten. „Es war schon zu erwarten, dass diese Änderungen kommen“, erklärt sie. Laut Statista bekam eine Frau im Jahr 2014 durchschnittlich noch 1,46 Kinder, zehn Jahre später sind es 1,31. Schon seit 2019 übersteigt die Mortalitätsrate die Geburtenrate – es sterben also mehr, als geboren werden.
Bessere Planung in allen Bereichen
Bordone wolle aber nicht von einem Problem sprechen. „Das geht davon aus, dass mehr ältere Menschen mehr Belastung bedeutet. Das ist aber nicht unbedingt der Fall. Wir sollten uns stattdessen überlegen, in welchen Bereichen das eine Gelegenheit und wo eine Herausforderung darstellt. Das gilt es besser zu planen.“ Im Bereich der Altersförderung oder des aktiven Alters habe sich schon einiges getan.
Doch in anderen Bereichen, wie Pensionen oder der Pflege von älteren Menschen, seien wir weniger vorbereitet, meint die Soziologin. Hier hätte die Politik die Prognosen der Wissenschafter früher ernst nehmen sollen. Die Gründe, warum das bisher nicht adäquat geschah, sind vielfältig. Einerseits fürchte die Politik um den Verlust der Wählerstimmen. Andererseits setze sie häufig auf kurzfristige Entscheidungen. Doch der demografische Wandel brauche vor allem langfristige Lösungen.


Jede Änderung bringt eine Auswirkung
Und doch: Punktuelle Veränderungen braucht es auch, wie beispielsweise eine Erhöhung des Rentenantrittsalters. Dass es solche Maßnahmen braucht, ist der Dringlichkeit der Lage zuzuschreiben:
Wenn unser Pensionssystem so bleibt, wie es jetzt ist, werden die Leute entweder bis später im Leben arbeiten oder es funktioniert nicht mehr.
Es gäbe eine Vielzahl an Änderungen, doch die Frage wäre immer, wie viel man bereit ist zu verändern, so die Soziologin. Sie plädiert für einen flexibleren Arbeitsmarkt für alle, wo die Anzahl der Arbeitsstunden über den Lebenslauf hinweg variiert. „Alle Änderungen – egal, ob klein oder groß – bringen Auswirkungen mit“, sagt sie.


Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 24/25 erschienen.