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Berlin mahnt Israel zu Absage an "Politik der Vertreibung"

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"Die humanitäre Katastrophe in Gaza übersteigt jede Vorstellung"
©AFP, APA, MENAHEM KAHANA
Deutschlands Außenminister Johann Wadephul hat Israel zu einer Absage an einen Kurs der "Vertreibung" und "Annexion" im Gazastreifen aufgerufen. "Wir brauchen Klarheit auch von Israel, dass keine Politik der Vertreibung und keine Politik der aktiven Annexion betrieben wird", sagte Wadephul Donnerstagabend in Jerusalem. "Die humanitäre Katastrophe in Gaza übersteigt jede Vorstellung", beschrieb der deutsche Außenminister die Lage in dem Palästinensergebiet.

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Wadephul war zuvor mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu, Staatspräsident Yitzhak Herzog und Außenminister Gideon Saar zusammengetroffen. Die israelische Regierung sei in der Pflicht, "schnell, sicher und ausreichend humanitäre und medizinische Hilfe zuzulassen, damit ein Massensterben im Rahmen einer Hungersnot abgewendet werden kann", sagte Wadephul nach diesen Treffen.

Dafür sei die Lieferung von Hilfsgütern auf dem Landweg entscheidend. Die gemeinsame Luftbrücke mit Jordanien habe die deutsche Bundesregierung "zur Linderung der größten Not" beschlossen.

Israel laufe derzeit Gefahr, "international immer weiter isoliert zu werden", warnte Deutschlands Außenminister. Er bekräftigte zugleich, dass Deutschland in der Frage der Anerkennung eines eigenen Palästinenserstaates "eine andere Position" als andere Länder habe.

Während eine ganze Reihe von Staaten die Anerkennung eines palästinensischen Staates auch ohne vorangehende Verhandlungen plane, sehe Deutschland eine solche Anerkennung "eher am Ende eines Verhandlungsprozesses", führte Wadephul aus. Dieser Verhandlungsprozess müsse allerdings "bald beginnen", betonte er.

Unterdessen soll es ein mutmaßliches Lebenszeichen einer deutsch-israelischen Geisel geben. Die militante Palästinenserorganisation Islamischer Jihad veröffentlichte am Donnerstag ein sechs Minuten langes Video eines stark abgemagerten jungen Mannes, der sich darin auf Hebräisch als Rom Braslavski vorstellt. AFP konnte die Authentizität des Videos zunächst nicht bestätigen. Unklar ist auch der Zeitpunkt der Aufnahme.

Der junge Mann, der sichtlich unter Zwang steht, appelliert in dem Video an die israelische Regierung, seine Befreiung zu ermöglichen. Der Islamische Jihad hatte vergangene Woche erklärt, keinen Kontakt mehr zu dieser Geisel zu haben. Die militante Gruppe hatte im April bereits ein Video von Braslavski veröffentlicht.

Braslavski war während des beispiellosen Großangriffs der islamistischen Hamas und mit ihr verbündeter Gruppierungen auf Israel am 7. Oktober 2023 von dem Musikfestival Supernova entführt worden, wo er als Sicherheitskraft arbeitete. Laut Zeugenaussagen half er dort mehreren Menschen auf der Flucht vor den Angreifern. Derzeit befinden sich noch 49 Geiseln im Gazastreifen, 27 von ihnen sind nach Angaben der israelischen Armee bereits tot.

German Minister of Foreign Affairs Johann Wadephul delivers a statement to the press in Jerusalem on July 31, 2025. (Photo by Menahem Kahana / AFP)

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