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Europa habe in Alaska auf der Bühne gefehlt, bemängelte Juncker. Gleichsam könne man sich ohne entsprechende Argumente nicht auf diese drängen, verwies der 70-Jährige auf die Wichtigkeit europäischer Verteidigungsfähigkeiten. Er sei ein Kind des Kalten Krieges: "Wir sind großgeworden mit der Angst vor russischen Raketen". Dann sei jedoch die Wende gekommen und Friedensversprechungen. Diese Hoffnungen hätten sich nicht erfüllt, bedauerte Juncker, der von 2014 bis 2019 Kommissionspräsident war. Nun müsse man durch Aufrüstung ein neues Gleichgewicht herstellen.
"Ich begreife nicht, warum 440 Millionen Europäer die militärische Souveränität von 350 Millionen Amerikanern brauchen", kritisierte der Christdemokrat Juncker eine geortete Abhängigkeit von den USA. Russland sei nochmals wesentlich kleiner und habe mit wirtschaftlichem und demografischem Niedergang zu kämpfen. "Warum machen wir uns so klein und warum lassen wir es zu, dass andere sich größer machen als sie sind", fragte Juncker. Europa müsse anderen - wie etwa Trump - jedenfalls "mit offenem Visier, erhobenen Hauptes und auf Augenhöhe" entgegentreten.
Europa sei generell eine "gewaltige Dosis an Selbstvertrauen" verloren gegangen, bemängelte der Ex-Kommissionschef. Teilweise würden auch eigene Maßnahmen wie innereuropäische Grenzkontrollen "europäisches Denken zerstören". Abseits des gemeinsamen in Europa betonte Juncker indes auch den Wert der Regionen: "Nicht jedes Problem in Europa ist ein Problem für Europa". Europa könne und solle auch Nationen nicht ersetzen. Indes dankte Juncker der Kriegsgeneration für den Aufbau der EU und appellierte, nicht "den Kopf in den Sand zu stecken".