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Hintergrund sind die Finanzengpässe auch in den Gemeinden. Diese sind maßgeblich für alles zuständig, was mit Kinderbetreuung zu tun hat. Laut einer Prognose des Zentrums für Verwaltungsforschung (KDZ) könnte bis 2028 jede zweite Gemeinde negativ bilanzieren. Gemeindebund-Präsident Johannes Pressl (ÖVP) hat deshalb zuletzt schon für eine Debatte über Selbstbehalte bei der Nutzung öffentlicher Dienstleistungen plädiert.
Man müsse sicherstellen, dass das Angebot trotz notwendiger Einsparungen ausgebaut und nicht reduziert wird, betonte AK-Bildungsexpertin Elke Larcher im Gespräch mit der APA. Laut Elternbefragung gibt es schon jetzt eine "Betreuungslücke" von zwei Wochen in den Sommerferien, ein Viertel nutzt als Notlösung Homeoffice zur Ferienbetreuung.
Neben mehr hochwertigen, kostengünstigen Angeboten wünscht sie sich auch organisatorische Vereinfachungen, etwa indem die großen Anbieter von Betreuungsangeboten und die Gemeinden sich bei den Anmeldefristen abstimmen. Die AK fordert dafür weiterhin gemeinsam mit dem ÖGB einen Sommerbetreuungsgipfel mit Trägern, Bund, Ländern und Gemeinden.
Mehr Abstimmung zwischen diesen Ebenen bräuchte es aus Larchers Sicht auch bei den Kindergärten, wo zu den Finanzproblemen der zuständigen Gemeinden und Städte ein massiver Fachkräftemangel als weiteres Problem dazukommt. Es gebe zwar theoretisch genügend ausgebildete Fachkräfte, so Larcher. Wegen schlechter Rahmenbedingungen wie zu großen Gruppen und zu vielen Kindern pro Pädagogin bzw. Pädagoge würden aber zu wenige davon auch im Kindergarten arbeiten bzw. auch längerfristig dort bleiben.
"Hier braucht es einen Gesamtplan mit einer langfristigen Orientierung", forderte Larcher. Mit planbaren mittelfristigen Verbesserungen könne man wieder mehr Fachkräfte in die elementarpädagogischen Einrichtungen holen, auch eine verstärkte Aufqualifizierung von Assistenzkräften zahle in das Vertrauen von Gemeinden und Städten ein, erwartet die AK-Expertin. "Die werden nur nicht im Feld bleiben, wenn sich an den Rahmenbedingungen nichts verbessert. Hier braucht es ein Commitment, wann es dazu kommt", plädiert sie für einen konkreten Stufenplan. Das würde auch den Gemeinden helfen, die dann wissen, wann mit welchem Ausbauschritt zu rechnen ist und welche Förderinstrumente dafür zur Verfügung stehen. Auch junge Familien bräuchten Planungssicherheit, ob Vollzeitjob und kleine Kinder für sie vereinbar sein werden.
Wichtig sei dabei, dass der Stufenplan ambitioniert und trotzdem umsetzbar ist. "Es hilft nichts, wenn wir den Gemeinden Dinge vorschreiben, die sie einfach nicht auf den Boden bringen." In einzelnen Bundesländern mit sehr ehrgeizigen Plänen hätten Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung in der Vergangenheit etwa dazu geführt, dass wegen zu wenig Personal Gruppen geschlossen werden mussten. "Das muss österreichweit gut abgestimmt werden."
Besorgt über die Situation zeigte sich auch die Anwältin für Gleichbehandlungsfragen für Menschen mit Behinderungen, denn die Ferienbetreuung sei vielerorts in Österreich nur auf dem Papier tatsächlich für alle zugänglich, bemängelte Christine Steger. Eltern würden ihr von kurzfristig abgesagten Betreuungsplätzen, fehlendem geschulten Personal und mangelnder Barrierefreiheit berichten. "Viele Familien müssen jedes Jahr aufs Neue darum kämpfen, einen verlässlichen Betreuungsplatz für ihr Kind mit Behinderungen zu erhalten", so Steger.
Das Problem sei oftmals die fehlende Finanzierung von Personal durch Gemeinden und Länder. Gebe es Unterstützungsbedarfe, winkten Gemeinden oft großräumig ab, mit dem Argument, dass "extra" Personal eingestellt werden müsse. In zahlreichen Fällen würde durch die Mangelfinanzierung in vielen Organisationen geschultes Personal im pflegerischen oder pädagogischen Bereich gänzlich fehlen oder nur unzureichend eingesetzt. "Es braucht einen gleichberechtigten Zugang für alle Kinder zu angemessener Ferienbetreuung," forderte Steger eine ausreichende Finanzierung.