Das in Graz beheimatete Kompetenzzentrum ist eines von 29 europäischen Competence-Centers und richtet sich neben den großen Leitbetrieben der Branche vor allem an Start-ups und KMUs.
Am heutigen Mittwoch hat das „Austrian Chips Competence Center“ (AT-C³) seinen operativen Betrieb gestartet. Das in Graz beheimatete Chips-Kompetenzzentrum ist eines der ersten, das im Rahmen des „European Chips Act“ gefördert wurde.
„Die internationale Branchen-Dynamik erfordert es, dass wir keine Zeit verlieren. Deshalb zählen wir mit den Niederländern und Dänen zu den allerersten, die nach der Zuschlagerteilung durch die EU im November des Vorjahres mit dem operativen Betrieb starten“, erklärt der Initiator des AT-C³ und Geschäftsführer des federführenden „Silicon Alps Clusters“ Robert Gfrerer. „So kommen acht Millionen Euro frisches Geld für die Industrie der Electronic & Software Based Systems (ESBS) nach Österreich“. Vier Millionen der Fördersumme kommen direkt von der Kommission der Europäischen Union, weitere vier Millionen werden über die österreichische Forschungsförderungsgesellschaft FFG vom Staat Österreich finanziert.
Schlanke Struktur
Die Struktur des Zentrums ist schlank gehalten. Das AT-C³ wird als Business Unit des „Silicon Alps Clusters“ geführt, um möglichst schnell und effizient agieren zu können. Die Ausschreibung für die Geschäftsstellenleitung läuft seit Dezember des Vorjahres und die insgesamt drei Mitarbeiter:innen für den Start des Zentrums werden in den nächsten Tagen ausgeschrieben.
Für die Geschäftsstellenleitung gab es bereits mehr als 60 Bewerbungen, das Hearing wird bis Ende Februar 2025 abgeschlossen sein, das Team soll ab April starten. Die operativen Agenden werden aktuell vom Team des einreichenden „Silicon Alps Clusters“ und von den Konsortialpartnern wahrgenommen. Bereits ab dem zweiten Quartal 2025 können Unternehmen Projektvorschläge beim AT-C³ einreichen.
Start-ups und KMUs profitieren
Das „Austrian Chips Competence Center“ ist eines von 29 europäischen Kompetenzzentren und richtet sich neben den großen Leitbetrieben der Branche vor allem an Start-ups und KMUs – so werden rund 55 Prozent der Fördermittel diesen Unternehmen direkt zugutekommen.
Inhaltliche Schwerpunkte sind die Bereiche „Chip Design & System Integration“, „Testing, Prototyping & Manufactoring“ sowie „Finanzierung“. Auch die Industrieunternehmen der ESBS-Branche können von den gemeinsam mit der TU Graz erarbeiteten Qualifizierungsprogrammen, die zu 100 Prozent gefördert und ab 2026 ausgerollt werden, profitieren. Zudem werden alle Leistungen zur Ecosystementwicklung gefördert.
Expertise von echten Experten
In der Design-Entwicklung können sich Start-ups und KMUs beispielsweise an die „Silicon Austria Labs“ (SAL) wenden und bekommen beispielsweise Support bei der Auswahl der richtigen Designplattform.
Im Bereich „Testing, Prototyping & Manufactoring“ geht es einerseits um „Product Redesign“ bzw. Produkt-Iteration und andererseits um das Ausprobieren und Testen neuer Produktionsvarianten. „Materials Center Leoben“-Geschäftsführer Werner Ecker berichtet dazu: „Am 'Materials Center Leoben' hatten wir etwa vor einiger Zeit eine Anfrage einer kleinen Firma, die mit ihrem Produkt bereits in Nischenmärkten erfolgreich war. Eines Tages kam dann die Anfrage eines großen Players, die aber mit andern, höheren Qualitätsanforderungen verbunden war. Unter anderem wurde auch ein Drop-Test gefordert. Wir haben für die Firma die genauen Anforderungen recherchiert und zuerst einen virtuellen Doptest in Form einer Computersimulation durchgeführt. Das ging schnell und hat die lokalen Problemstellen zum Vorschein gebracht. Nachdem wir gemeinsam mit dem Kunden das Design verbessert hatten, wurden die Drop-Tests, zuerst der virtuelle und dann der reale, problemlos bestanden und die Firma hat letztlich den Auftrag auch erhalten.“
Im Bereich der Finanzierung unterstützt das AT-C³ interessierte Unternehmen dabei, Expertise für ein Finanzierungskonzept zu erlangen sowie Kontakte zu Expert:innen herzustellen und Geld aufzutreiben. „Wir können zum Beispiel eine Company Valuation für ein Chips/Elektronik-Start-up organisieren, die üblicherweise sehr teuer, für die Verhandlung mit einem Investor aber unerlässlich ist. Das kann dann eine solide Basis für die Erarbeitung einer Runway Finanzierung in Kombination von privatem Investment mit einem Co-Investment aus dem Europäischen Chips Fonds sein“, verrät AT-C³-Initiator Robert Gfrerer.


Stefan Rohringer, Helmut Leopold, Christina Hirschl, Werner Ecker, Peter Fuchs, Andrea Höglinger und Robert Gfrerer bei der Pressekonferenz anlässlich des Starts des AT-C³.
© SAC„One-Stop-Store“ für Industrie und Forschung
Laut Gfrerer will das AT-C³ zum „One-Stop-Store“ für Industrie und Forschung in Österreich entlang der ESBS-Wertschöpfungskette werden: „Damit eröffnen wir auch neue Chancen für die österreichische ESBS-Branche (Electronics and Software Based Systems) in Europa. Und wir leisten einen wesentlichen Beitrag zum europäischen Ziel, bis 2030 durch die Etablierung eines hochmodernen Chip-Ökosystems die Produktionskapazität auf 20 Prozent des Weltmarkts zu erhöhen.“
Für „Silicon Austria Labs“-Geschäftsführerin Christina Hirschl sind Forschung und Entwicklung der Schlüssel für eine zukunftsfähige Wirtschaft: „Besonders in der Forschung sind High-Risk-/High-Gain-Projekte entscheidend. Solche Projekte, die auf disruptive Technologieänderungen, innovative Materialanpassungen oder eine massive Weiterentwicklung bestehender Technologien abzielen, erfordern nicht nur langfristige Planung, sondern auch erhebliche Investitionen. Umso wichtiger ist es, ein starkes Netzwerk an Partnern zu vereinen – und genau hier bietet das Competence Center AT-C³ ideale Voraussetzungen. Solche Projekte ebnen den Weg für bahnbrechende Innovationen und stärken die Wettbewerbsfähigkeit in einem dynamischen Marktumfeld.“