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Vea Kaiser stellt ihren neuen Roman "Fabula Rasa" vor

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5 min
Neuer Roman von Vea Kaiser
©Kiepenheuer & Witsch, APA
Menschen im Hotel - das ist nicht erst seit dem gleichnamigen Roman von Vicki Baum ein beliebtes Sujet. Die TV-Serie "Hallo - Hotel Sacher ... Portier!" war in den 1970ern in Österreich ein Straßenfeger. In dem benachbarten Luxushotel Frohner lässt Vea Kaiser ihren neuen Roman "Fabula Rasa oder Die Königin des Grand Hotels" spielen. Statt des grantigen Chefportiers Oswald Huber (unvergesslich: Fritz Eckhardt) steht die attraktive junge Buchhalterin Angelika Moser im Zentrum.

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Auf ihre Ende der 1980er-Jahre beginnende Geschichte kam sie durch einen Prozess gegen die ehemalige Chefbuchhalterin eines Wiener Nobelhotels, die insgesamt eine Million Euro vom Geschäftskonto des Hotels auf ihr Privatkonto umleitete, erzählte die Autorin unlängst im Interview mit "Die Presse": "Als sie vor Gericht nach ihren Motiven befragt wurde, behauptete diese Buchhalterin, sie hätte das für ihren Sohn getan, aus falsch verstandener Mutterliebe. Als ich den Bericht las, war ich hochschwanger und konnte sofort nachempfinden, dass man für sein Kind kriminell wird." Man kann "Fabula Rasa" also als Gauner(innen)komödie, Hotelroman oder Huldigung jener Mütter lesen, die wie eine Löwin alle Reserven mobilisieren, um ihren Nachwuchs zu schützen und zu stützen. Letzterer Aspekt gelingt Vea Kaiser am besten.

Die 36-Jährige hatte 2012 mit "Blasmusikpop oder Wie die Wissenschaft in die Berge kam" ein viel besprochenes Debüt veröffentlicht und ließ 2015 "Makarionissi oder Die Insel der Seligen" und 2019 "Rückwärtswalzer oder Die Manen der Familie Prischinger" folgen. Über den weiteren Verlauf ihres Lebens, mit Mann und Kindern, hielt sie ihre Fans als Kolumnistin einer Tageszeitung auf dem Laufenden. Viele Erfahrungen, die ihre alleinerziehende Hauptfigur mit ihrem Sohn macht, scheinen aus dem eigenen Erleben gegriffen, so plastisch werden sie beschrieben. Für andere Aspekte gilt das weniger.

Die bodenständigen Seiten eines Lebens, bei dem der alkohol- und drogensüchtige sowie notorisch unzuverlässige Kindsvater und die zunehmend demente und zu derben Ausfälligkeiten neigende Mutter, die sich gegen ihre Pensionierung als Hausmeisterin wehrt, wichtige Nebenfiguren sind, werden zwar in grellen Farben ausgemalt, bleiben aber eine Kulisse, in die man als Leser nicht wirklich hineingezogen wird. Dass zwischen den Kapiteln Besuche der Autorin in der Justizvollzugsanstalt eingeschoben werden, bei denen quasi als Beglaubigung des Beschriebenen die verurteilte Betrügerin selbst zu Wort kommt, ist ein Kunstgriff, der eher das Gegenteil bewirkt und mehr Distanz als Nähe schafft.

Gut nachvollziehbar ist dagegen, wie leicht die zwar lebenslustige, aber an sich gewissenhafte und gesetzestreue junge Frau auf die "schiefe Bahn" gerät: Der Chef des Grand Hotel Frohner, das alle Anstrengungen unternimmt, dem Hotel Sacher den Rang abzulaufen, aber auch der Eigentümerfamilie ein Leben in Saus und Braus ermöglicht, bittet Angelika Moser um kreative Buchführung - zunächst, um die Finanzlage des Hotels gegenüber einer angeblichen bevorstehenden fremden Übernahme schlechter darzustellen als sie tatsächlich ist, dann, um privaten Luxus als Betriebsausgaben zu verrechnen. Je mehr die junge Buchhalterin höchstes Vertrauen genießt und Kontrolle kaum mehr befürchten muss, desto mehr gerät sie in Versuchung, ihr eigenes patschertes Leben und das Fortkommen von Sohn Sebastian durch selbst bewilligte "Kredite" ein wenig abzusichern.

Vea Kaiser unternimmt alles, damit zumindest die Leser ihrer Protagonistin nicht böse sein können. Das bittere Ende kommt eh' bestimmt, und ein wenig Träumen wird doch noch erlaubt sein? Der Präsentationsort des Romans scheint in dem Zusammenhang passend gewählt: das Cinema Paradiso in St. Pölten. Das Interesse an der vom Jazz-Pianisten Benjamin Schatz begleiteten Lesung ist so groß, dass ein Zusatztermin eingeschoben werden musste.

(Von Wolfgang Huber-Lang/APA)

(S E R V I C E - Vea Kaiser: "Fabula Rasa oder Die Königin des Grand Hotels", Kiepenheuer & Witsch, 576 Seiten, 25,70 Euro, Präsentation am 9.10., 18 und 20 Uhr, in St. Pölten, Cinema Paradiso)

KÖLN - DEUTSCHLAND: FOTO: APA/APA / Kiepenheuer & Witsch

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