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JJ, der bürgerlich Johannes Pietsch heißt, hatte sich in Interviews mit spanischen Medien kritisch zu einer Teilnahme Israels am nächsten Song Contest, der in Österreich stattfinden wird, geäußert. Er sei außerdem enttäuscht, dass Russland aus dem Bewerb ausgeschlossen wurde, Israel aber nicht. Beides seien Aggressoren. Später ruderte JJ zurück und entschuldigte sich, sollten seine Worte missverstanden worden sein. "Obwohl ich die israelische Regierung kritisiere, verurteile ich jegliche Form von Gewalt gegen Zivilisten überall auf der Welt - sei es gegen Israelis oder Palästinenser. Zu diesem Thema werde ich mich nicht weiter äußern."
Van der Bellen sprach sich nun deutlich gegen pauschale Urteile aus, sowohl was den israelischen Staat betrifft als auch gegen Künstler. Es sei essenziell, den Staat Israel zu unterstützen, ohne notwendige Kritik an Regierungshandlungen auszuklammern, hielt er doch laut Medienberichten fest: "Etwas anderes ist das Verhalten der Regierung Netanyahu speziell im Fall Gaza."
JJs Äußerungen hatten am Donnerstag breite Kritik nach sich gezogen. Der ORF betonte in einer Reaktion, dass es sich bei den betreffenden Aussagen um die "Privatmeinung" des Sängers handelt, während die European Broadcasting Union (EBU) als ESC-Veranstalterin darauf verwies, dass man ein Zusammenschluss aus vielen öffentlich-rechtlichen Sendern sei, nicht von Regierungen. Gegenüber globalen Ereignissen sei man nicht immun. Zentral sei, den Bewerb als "universales Event" zu bewahren, "das Verbindung, Diversität durch Musik befördert", so die EBU weiter. "Es ist nicht unsere Aufgabe, zwischen Konflikten Vergleiche zu ziehen."
Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, bezeichnete JJs Äußerungen als "enttäuschend, aber vor allem gefährlich". Israels Botschafter in Österreich, David Roet, bot wiederum ein persönliches Treffen mit JJ an, um mit ihm über diese Themen zu sprechen. "Ich lade ihn herzlich ein, Israel zu besuchen - ich bin sicher, auch Yuval (Anm.: Yuval Raphael, Israels ESC-Teilnehmerin und Überlebende der Hamas-Anschläge vom 7. Oktober 2023) würde sich freuen, ihn zu treffen. Manchmal kann es einen großen Unterschied machen, eine andere Perspektive zu hören." Kritik gab es auch von politischer Seite: "Terror und Antisemitismus haben in unserer freien, pluralistischen Gesellschaft keinen Platz, genauso wenig wie Sympathien dafür", reagierte etwa Alexander Pröll (ÖVP), Staatssekretär für Kampf gegen Antisemitismus.
Bundespräsident Alexander Van der Bellen am Samstag, 22. Februar 2025, während eines Statements nach einem Treffen mit den Parteivorsitzenden von ÖVP, SPÖ, NEOS in der Präsidentschaftskanzlei in Wien.