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Innsbruck habe diesbezüglich eine "sehr gute Ausgangslage", sagte Bürgermeister Johannes Anzengruber (JA - Jetzt Innsbruck) gegenüber der APA. Man verfüge etwa über "hervorragende Verkehrsanbindungen", biete ein "breites Angebot an Unterkünften" und vor allem stehe mit der Olympiahalle "eine bewährte Eventlocation zur Verfügung", so der Bürgermeister. Außerdem könne man mit dem Congress Innsbruck und der Messe "attraktive Außenflächen für eine funktionierende Infrastruktur" anbieten.
Die Herausforderungen, die der ESC für die Landeshauptstadt biete, seien hingegen "recht einfach lösbar": "Es gibt punktuellen Verbesserungsbedarf bei Veranstaltungslogistik, temporärer Infrastruktur sowie bei der innenstädtischen Mobilität." Investitionen darin kämen aber letzten Endes "langfristig auch anderen Veranstaltungen und nicht zuletzt der Stadtbevölkerung zugute." Zudem erwarte man sich eben eine "enorme Wertschöpfung, die nicht nur kurzfristig wirkt, sondern langfristig Investitionen, Kooperationen und Besucherinnen und Besucher anzieht", meinte Anzengruber auch unter Berufung auf ebenjene Studie der Tiroler Wirtschaftskammer.
Besagte Studie lieferte noch eine Differenzierung der 58 Millionen Euro an Bruttowertschöpfung für Tirol. So entfielen etwa 34 Millionen auf den Sektor Beherbergung und Gastronomie, rund neun Millionen könnte der Handel für sich verbuchen sowie schnitten Freizeiteinrichtungen wie Museen & Co. mit drei Millionen an der ESC-Wertschöpfung mit. Mit der Austragung des ESC wären darüber hinaus 1.227 Jahresbeschäftigungsplätze bzw. Köpfe sowie fiskale Effekte - also unter anderem Umsatzsteuer, Einkommenssteuer oder Sozialversicherungsbeiträge - von insgesamt rund 24 Millionen Euro verbunden.
Aktuell gelte es jedenfalls auch angesichts dieser positiven Studie, ein "tragfähiges Bewerbungskonzept zu erarbeiten", sagte Anzengruber. "Die Projektpartner vom Land Tirol über die Tirol Werbung bis hin zu Innsbruck ziehen absolut an einem Strang", betonte der Stadtchef. Konkretes Inhaltliches wollte der Bürgermeister dazu aufgrund der vom ORF auferlegten Vertraulichkeit nicht sagen. Anzengruber hatte allerdings bereits auf das Bewerbungskonzept aus dem Jahr 2014 verwiesen, das ein Budget von elf Millionen Euro umfasste. Dieses Konzepte müsste man nun "an die neuen Gegebenheiten anpassen, modernisieren und indexieren". Beauftragt mit der Konzepterstellung und den offiziellen Bewerbungsunterlagen für den ORF wurde die Olympia Sport- und Veranstaltungszentrum Innsbruck GmbH.
Ebenso optimistisch wie Anzengruber gab sich im APA-Gespräch Peter Paul Mölk, Obmann des Innsbruck Tourismus. "Wir haben die für den ESC notwendigen Betten", betonte dieser. Man müsse allerdings über Innsbruck hinausdenken: "Seefeld, das Zillertal, das Stubaital oder auch andere Regionen sind wirklich in kurzer Zeit und öffentlich gut zu erreichbar." Darüber hinaus bringe Innsbruck viel Expertise in der Ausrichtung von Großveranstaltungen mit. "Wir haben bereits Weltmeisterschaften und Olympische Spiele ausgetragen", verwies Mölk etwa auf die Olympischen Winterspiele 1964 und 1976 in Tirols Landeshauptstadt.
Zuletzt war am 11. Juni der prinzipielle Beschluss zur Bewerbung - mit Gegenstimme der FPÖ - im Stadtsenat gefasst worden. Während sich Stadt und Tourismusverantwortliche weitestgehend euphorisch in Hinblick auf die ESC-Austragung zeigten, gab sich das Land von der Tonalität her bisher deutlich reservierter. Landeshauptmann und Finanzreferent Anton Mattle (ÖVP) stellte etwa klar, dass abseits des Bereitstellens der Infrastruktur "seitens des Landes keine finanziellen Mittel zur Verfügung" gestellt würden.
Klar gegen die Innsbrucker Bewerbung positionierte sich hingegen die FPÖ in Stadt und Land. Der nicht amtsführende Stadtrat Markus Lassenberger führte vor allem eine große finanzielle Belastung ins Treffen und wollte andere Prioritäten gesetzt wissen. Anstatt des ESC braucht es "leistbares Wohnen, Gebührensenkungen und eine Zuwendung sowie Entlastung zur heimischen Bevölkerung." Die Veranstaltung sei zudem nur noch etwas "für schrille Köpfe." Tirols FPÖ-Chef Markus Abwerzger ortete wiederum ein sicherheitspolitisches Risiko. Die Sicherheit könne angesichts der "zunehmenden radikalen und israelfeindlichen linksextremistischen Kräfte in Tirol und besonders Innsbruck" sowie der "Agitation vieler Künstler des ESC gegen Israel und das israelische Volk" nicht mehr gewährleistet werden, meinte Abwerzger gegenüber der APA.
Potenzielle ESC-"Host Citys" 2026 müssen bis spätestens 4. Juli ihre detaillierten Unterlagen einreichen. Die Entscheidung über den Austragungsort soll dann bis 8. August feststehen. Die möglichen "Host Citys" sind zu einem umfassenden Geheimhaltungskatalog verpflichtet. Das Finale des größten Musikbewerbs wird entweder am 16. oder 23. Mai 2026 stattfinden.