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In den vergangenen Jahren habe sich alles "sehr organisch und sehr cool" ergeben, erzählte Maria Burger, wie die Künstlerin eigentlich heißt, im APA-Gespräch. Aber natürlich sei es sehr viel gewesen. "Im Moment selbst checkt man das gar nicht so. Oder man denkt sich: Geht es überhaupt weiter? Das war eine Frage, die mich voll begleitet hat", erinnerte sie sich. "Ich habe es nie als selbstverständlich empfunden. Und doch hatte ich ein ganz komisches, optimistisches Gefühl: Ich glaube schon. Irgendwie wird es schon gehen", schmunzelte Burger.
Das tat es tatsächlich, wenngleich unter ein wenig anderen Vorzeichen. Nach einigen Jahren in Wien ging es für die Endzwanzigerin nämlich zurück in die niederösterreichische Provinz, zog sie doch zu ihrer Mutter. "Ich habe damals Videos von mir entdeckt, als ich etwa 14 Jahre alt war und völlig befreit vor meiner Familie Covers gespielt habe. Plötzlich erinnerst du dich daran, wie sich das angefühlt hat. Es war etwas komplett Selbstverständliches und Natürliches. Das hat mich sehr emotional gemacht, weil ich dachte: Habe ich irgendwas im Prozess verloren?"
Nach der ersten Platte habe es eine Zeit gegeben, "in der ich mich am liebsten unter der Decke verstecken wollte", nickte Burger. "Da habe ich mich voll zurückgekämpft." Aus kreativer Sicht wurde es schließlich ein Wechselspiel zwischen Landleben und Metropole: "Ich habe viel Zeit in London verbracht, war da ganz allein in einer riesengroßen Stadt, wo ich niemanden gekannt habe. Und wenn ich wieder in Österreich war, war ich wieder in meinem alten Kinderzimmer", lachte sie. "Das war perfekt." Sie gehe durchaus Kompromisse ein für ihren Beruf, "aber es fühlt sich voll gut an. Bei meiner Mama wohnen, damit ich mir dann leisten kann, auch in London zu sein."
Dort hat sie ihren Singer-Songwriter-Pop, der einen modernen Anstrich hat und stark von einem melancholischen Grundgestus zehrt, weiter verfeinert. Zur Seite stand ihr etwa David Kosten, der schon für Bat For Lashes oder Keane gearbeitet hat. "Eigentlich wollte ich ja nach Berlin gehen, aber ich habe davor Tarot-Karten gelegt, die gesagt haben: Berlin, das ist ganz schlecht", grinste Burger. "Du wirst dort allein sein, alles ganz furchtbar." Dann habe sich durch mehrere Umstände London als Möglichkeit eröffnet. "Dort war alles so offen, was man sich nie erträumt." Auch der erste Kontakt zu Kosten. "Dabei war ich damals so klein vom Selbstbewusstsein her. Ich bin ja im Wald", lachte die Sängerin.
Doch Schritt für Schritt kam das Vertrauen in das eigene Können zurück. "David hat gesagt: Maria, das ist gut! Es wird nicht an deinen Songs scheitern, es wird nicht an deiner Stimme scheitern." Die neue Oska-Platte hat jedenfalls Hand und Fuß, angefangen beim zarten "The Final Straw" über den vorsichtigen Groove von "Forever Blue" bis zum Highlight "Like A Song", der trotz kommerziellem Touch feine Ecken und Kanten aufweist. "Ich persönlich mag Dinge, die im Moment passieren, total gerne. Es muss Raum für Spontanität, auch für Fehler geben."
Inhaltlich arbeitet sich Burger an Beziehungsthemen ebenso ab, wie sie nostalgische Zeitreisen kreiert. Nicht zuletzt spielt Selbstermächtigung eine wesentliche Rolle, aber weniger mit einem lauten Schrei im Sinne von "Hier bin ich", als das klare Bekenntnis zu den eigenen Stärken und Schwächen. Die Akzeptanz des ganzen Menschen eben. "Es beginnt ja mit dem letzten Strohhalm, 'The Final Straw' eben. Und dann geht es darum, wie ich es da raus schaffe", nickte Burger. "Ich kann wieder an etwas glauben. Man muss sich von vielem lösen und trennen, damit wieder etwas Neues entsteht."
(Das Gespräch führte Christoph Griessner/APA)
(S E R V I C E - Oska live: 11. Juli Gmunden, 12. Juli Feldkirch sowie "Refined Believer"-Tour 2026: 12.3. Salzburg, 19.3. Linz, 20.3. Dornbirn, 21.3. Graz und 22.3. Wien; www.goodoldoska.com)
Sängerin Oska (Maria Burger) am Montag, 14. Februar 2022, im Rahmen eines Interviews mit der APA - Austria Presse Agentur in Wien.