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"Porgy & Bess" wird 25: "Wir wollen keine Dogmatiker sein"

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Saxophonist Harry Sokal feiert am 28. Dezember ebenfalls mit
©APA, EVA MANHART
Der Wiener "Jazz & Music Club Porgy & Bess" feiert am 28. Dezember seinen 25. Geburtstag in der Riemergasse im Herzen der Stadt. Grund genug für Prinzipal Christoph Huber, für den langen Abend ein Mega-Programm mit Stars von Dorretta Carter über Harry Sokal, Otto Lechner, Herbert Pirker und Diknu Schneeberger bis hin zu Michael Mantler zusammenzustellen.

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Das Motto der Veranstaltung - "Rondo a la Rondell" - weist auf die interessante Vergangenheit der Location in der Riemergasse 11 hin: das doch in jeder Hinsicht ziemlich anrüchige "Erste Wiener Raucherkino Rondell", schlicht ein Sex-Kino, das 1991 seine Pforten schloss. Es sollte zuerst zu einem fixen Standort für die freien Wiener Theatergruppen umgebaut werden, was aber nicht klappte. Im Jahr 2000 zog schließlich der gemeinnützige Verein "Porgy & Bess" - zuvor auf Location-Wanderschaft von Gerhard Bronners winzig-kleiner "Fledermaus"-Bar bis zum ORF-Radiokulturhaus - in die Räumlichkeiten ein; dies nach umfassenden Renovierungsarbeiten. "Wir haben eigentlich einen Raum in den vorhandenen Raum bauen lassen - damit sind wir schalltechnisch völlig vom Haus entkoppelt und haben keinerlei Lärmprobleme mit den Nachbarn", erläutert Huber im APA-Gespräch. Was in einem Dreivierteljahr aus den niedergerissenen Mauern und dem Staub einer völlig desolaten Location entstand, ist heute einer der renommiertesten Jazzclubs Europas mit einem Fassungsvermögen von 350 Personen.

Der Eröffnungsabend am 28. Dezember 2000 war allerdings ziemlich prekär: "Wir haben ein extrem engagiertes Programm gehabt - 'Die Presse' hat gleich geschrieben, dass das nix werden wird", amüsiert sich Huber im Nachhinein. Die Besetzung mit damals wohl nur eingefleischten Jazz-Afficionados bekannten Musikern: jeweils im Duo Albert Mangelsdorff (trb) und Wolfgang Dauner (kb), Fritz Pauer (kb) und Ed Neumeister (trb) sowie Martin Koller (g) mit Nils Petter Mollvaer (tr) - "und als 'leichteren' Ausklang dann Mnozil Brass", erinnert sich Huber.

Rund 10.000 Konzerte mit geschätzten zwei Millionen Besucherinnen und Besuchern später bilanziert der "Porgy"-Chef stolz: "In 25 Jahren hat sich das 'Porgy' zur ersten Adresse in Europa entwickelt. Rein mathematisch gesehen war in dem Vierteljahrhundert quasi jeder Einwohner der Bundeshauptstadt einmal im 'Porgy'." An die 80.000 Musiker haben die kleine Bühne in der Riemergasse betreten. "Mit Abstand am häufigsten hat Karl Ratzer im 'Porgy' gespielt." Das Gitarren-Urgestein absolvierte dort tatsächlich über 100 Auftritte - die nächsten beiden zu Silvester und Neujahr.

Etwas seltsam mutet die Bezeichnung "Jazz & Music Club" an - könnte man doch glauben, dass "Jazz" nicht "Musik" wäre. "Ganz falsch!", betont Huber, "der Slogan ist dem Vienna Art Orchestra- und Jazzherbst-Gründer matthias rüegg eingefallen und soll einfach signalisieren, dass es nicht 'nur' Jazz im 'Porgy' gibt. Wir hatten von Anfang an ein sehr pluralistisches Programm und wollten und wollen keine Dogmatiker sein. Also: Jazz steht im Zentrum, aber wir bieten auch andere Stile, die passen. Dieser Spielraum ist mir wichtig." Nachsatz des "Porgy"-Chefs: "Natürlich besteht da eine gewisse Gefahr für ein 'Wald und Wiesen'-Programm, aber es ist geglückt, das zu vermeiden.

Große Tradition im 'Porgy" haben die "Stage Bands", quasi regelmäßige Dauergäste. Angefangen hat damit seinerzeit das "Upper Austrian Jazz Orchestra", später kamen z. B. "Gansch&Roses", sehr lange waren auch "Shake Stew" - nun sicher die international renommierteste New Jazz-Formation aus Österreich - der Club-Fixpunkt. Ein weiteres Spezialformat ist "Portrait", bei dem ein Künstler drei Tage hintereinander spielt. "Das nächste Portrait ist dem Salzburger Keyboarder Philipp Nykrin gewidmet", kündigte Huber an.

Und dann gibt es regelmäßig "Länder-Features" unter dem Motto "Step Across the Border". "Da liegt der Schwerpunkt auf den ost- und südosteuropäischen Ländern, deren Musiker wir jeweils mindestens eine Woche präsentieren - und es fehlt uns eigentlich nur mehr Albanien", berichtet der 'Porgy"-Chef. Skurril mutet heutzutage die allererste "Step Across the Border"-Woche aus dem Jahr 1998 an. Sie lief - noch nicht in der Riemergasse - unter dem Motto "Good News from Russia - New Music from the old USSR". Huber, amüsiert: "Heute wäre das natürlich gänzlich unmöglich."

(Das Gespräch führte Werner Müllner/APA)

(S E R V I C E - https://www.porgy.at/)

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