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Der deutsche Archäologe Gabriel Zuchtriegel ist seit 2021 Direktor des Archäologischen Parks Pompeji. In seinem neuen Buch "Pompejis letzter Sommer. Als die Götter die Welt verließen" stellt er die These auf: "Freizügiger Sex und Sklaverei halfen, das Christentum zu verbreiten."
Aus heutiger Perspektive war Pompeji geradezu "übersexualisiert", konstatiert der Historiker anhand zahlreicher erotischer Wandmalereien und Graffitis. "Die Häuser Pompejis strotzen vor Sinnlichkeit und Erotik", schreibt Zuchtriegel. Der erigierte Penis, der als Steinfigur zahlreiche Häuser schmückt, war ein Glückssymbol. Die sexuelle Freiheit auszuleben, stand aber lediglich den Männern zu. Frauen wiederum galten lediglich als Objekte.
Sexuelle Gewalt war so normal in der Antike, dass es damals nicht einmal ein Wort für "Vergewaltigung" gab, meint der Autor. So ist zu erklären, dass das Christentum mit strengen Moralvorschriften eine Befreiung und ein Fortschritt war, weil es für Frauen zumindest einen gewissen Schutz vor Übergriffen bot. Eine interessante Erkenntnis, die dem Nimbus der "konservativen Christen" eine fortschrittliche Dimension verleiht.
(S E R V I C E - Gabriel Zuchtriegel: "Pompejis letzter Sommer. Als die Götter die Welt verließen", Propyläen Verlag, 316 Seiten; 34 Euro. ISBN 978-3-549-11000-3)
BERLIN - DEUTSCHLAND: FOTO: APA/APA/Propyläen Verlag/Propyläen Verlag
