von
Der Verlag hatte "milde Melancholie, sarkastischen Humor und große Seltsamkeit" versprochen. Es geht um den angeblichen Spross einer jahrhundertealten Adelslinie, der sich von der Politik fernhalten möchte, von Monarchisten jedoch aufgespürt und als letzte Rettung vor dem Untergang des Landes gepriesen wird.
"Tatsächlich passt der Stil des Literaturnobelpreisträgers, dieses in freundlichem Plauderton mäandernde Gemurmel, perfekt zum Raunen der Verschwörungsschwurbler - deren Verlautbarungen auch verdächtig an die nationalromantischen Klänge erinnert, die Viktor Orbán gern anschlägt", befand "Der Spiegel": "Ungarn als mythologischer Fiebertraum." "Die Zeit" verglich die Hauptfigur Onkel Józsi mit Figuren der Weltliteratur wie den Dorfrichter Adam, Madame Bovary, Josef K. oder Medea und ortete "ungeheuer gute Literatur", bei der "jedes Herummäkeln einer frechen Lüge gleich" käme.
Dieses Risiko ging der "Falter" ein und beklagte einen Mangel an Schärfe und Esprit: "Sich endlos in belanglosen Details und Nebensächlichkeiten ergehend, gerät 'Zsömle ist weg' in etwa so tempo- und spannungsreich wie die Durchquerung der ungarischen Tiefebene in einem Eselskarren." Da bleibt nur eines: lesen und sich selbst ein Urteil bilden.
(László Krasznahorkai: "Zsömle ist weg", aus dem Ungarischen von Heike Flemming. Fischer Verlag, 204 Seiten, 26,95 Euro, ISBN: 978-3-10-397667-0)
