Mit ihrer Autobiografie unterstützte Melania Trump den Wahlkampf ihres Mannes in der entscheidenden Phase
Im August 1996 landet die 26-jährige Melanija Knavs – wie sie als Kind hieß – in New York, mit zwei Koffern, in der Handtasche den slowenischen Pass und eine Mappe mit ihrem Portfolio. Statt in dem winzigen Apartment, das ihr die Agentur reservierte, zu duschen und sich umzuziehen, fährt sie direkt in das Büro der Agentur, unterschreibt ihren Vertrag und beginnt am nächsten Tag zu arbeiten.
20 Jahre später, am 8. November 2016, versucht Donald Trump ihr zu erklären, dass sie nun die ‚First Lady‘ der USA sei. Angeblich, laut Michael Wolff’s Buch ‚Fire and Fury: Inside the Trump White House‘, beginnt sie zu weinen und ist stundenlang verzweifelt.
Melania wächst in Sevnica, einer Kleinstadt im Südosten Sloweniens, auf. Schon als Fünfjährige zeigt sie die Kinderkollektion einer lokalen Wäschefabrik, wo ihre Mutter arbeitete. Nach dem Schulabschluss versucht sie ein Architekturstudium an der Universität in Ljubljana, scheitert schon im ersten Jahr bei allen Prüfungen und konzentriert sich nur noch auf ihre Karriere als Model.
Liebling der Medien
Melania war nie der Liebling der Medien. 2005, als sie den 24 Jahre älteren Donald Trump heiratet, beginnt eine zynische, oft höhnische Berichterstattung über sie. Sie sei eine Goldgräberin, Affären ihres Ehemannes würden sie nicht kümmern. Das abgesicherte Luxusleben, teure Kleider, eine großzügige Villa in Florida, ein Penthouse in New York, ständig umgeben von Bediensteten seien die Basis, um sich der einzigen Person zu widmen, die sie vergöttert – ihr heute 18-jähriger Sohn Barron.
Nach der Wahlniederlage von Trump 2020 verschwindet sie weitgehend aus der Öffentlichkeit. Gerüchte verbreiteten sich, die Rolle als ‚First Lady‘ habe sie nie interessiert. Bei offiziellen Anlässen während der Präsidentschaft Trumps zeigt sie ein verkrampftes Lächeln, verweigert bei einem Staatsbesuch die Hand des Gatten, der ihre sucht. Mit kleinen Gesten signalisiert sie ihren eigenen Willen, oft gegen jede Konvention. Als die Air Force One im Mai 2017 zu einem Staatsbesuch in Riad, Saudiarabien, landet, steigt sie die Stufen herunter vom Flugzeug nicht nur ohne Kopftuch, sondern auch in einem Hosenanzug.


„Er ist kein Hitler“
Während des Wahlkampfs 2024 rechnet niemand mehr mit ihr. Bis zum September 2024, als Melania nach zwei Jahren Schweigen ein Interview gibt. Terminlich perfekt platziert für den Endspurt der Novemberwahl, stellt sie bei Fox News ihre Autobiografie vor – ‚Melania‘. Zur Überraschung der Journalisten spricht sie wenig über ihr Buch, sie verteidigt ihren Ehemann: „Er ist kein Hitler, diese Vorwürfe sind lächerlich, die Menschen unterstützen ihn, weil sie einen Aufschwung im Land erwarten.“
Das Buch wird ein Bestseller. Trump erwähnt es nicht zufällig während der Dankesrede nach Bekanntgabe seines Wahlsiegs: „Melanias Buch und ihre Interviews sind mit ein Grund für die unerwartet hohe Unterstützung unter Frauen.“ Kritik an Trump sucht man vergeblich in dem Buch, mit einer Ausnahme. In der Frage ‚Recht auf Abtreibung’ weicht sie keinen Millimeter zurück. „Die Autonomie der Frau, darüber zu entscheiden, muss zwingend garantiert sein, meinem Mann war meine Position immer bekannt“, sagt sie in einer Talkshow, „auch wenn andere versuchen, hier einen Keil zwischen mir und Donald zu treiben.“
Melania als Gemälde
Trumps Tochter Ivanka beschrieb Melania einst als ein Gemälde, ein gemaltes Porträt, schön, perfekt und schweigsam. Sie gilt als kalt, berechnend, strukturiert und bis ins letzte Detail organisiert. Die britische Autorin Helen Rumbelow scherzt in einem Beitrag (Times UK): ‚Trump verkaufe sich zwar als Macho, sei jedoch in dieser Ehe der ‚weibliche‘, der auf der Bühne tanzende spontane, irrationale und emotionale Partner, während die rationale Melania mit ihrer Vorliebe für Planung, Ordnung und Pünktlichkeit typisch ‚männliche‘ Klischees vertrete.‘ Laut Rumbelow wirke sie wie die Mutter eines undisziplinierten Sohnes, der draußen in der Welt nach Unterhaltung und Abenteuer suche, während sie Haus und Haushalt unter strenger Kontrolle hält. Jetzt, wo Barron mit dem Studium begonnen hatte, werde Melania, nach Ansicht Rumbelows, die Rolle der First Lady weitaus aktiver übernehmen. Mit der gewohnten Gelassenheit und Kaltblütigkeit. Als ein Journalist von CNN sie mit der Frage konfrontiert, wie sie mit einem Ehemann leben könne, der sie ständig betrüge, antwortet sie: „Hören sie auf, mich zu bemitleiden, ich werde mit jedem Problem fertig.“