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Experten erhoffen sich Impulse für Musikszene durch ESC

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2015 herrschte zuletzt ESC-Ekstase in Österreich
©APA, GEORG HOCHMUTH
Der Eurovision Song Contest kommt wieder nach Österreich - und damit viel Aufmerksamkeit für die heimische Musikszene. Entsprechend positiv wird der Sieg von JJ in Basel mit seiner dramatischen Nummer "Wasted Love" auch aufgenommen. Er habe gezeigt, "dass Österreich zwischen Tradition und Moderne musikalisch viel zu bieten hat", hält Franz Pleterski, Präsident des Musikwirtschaftsverbands IFPI, fest. Ganz generell gilt: Die Branche blickt dem Bewerb hoffnungsvoll entgegen.

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"Der Auftritt beim ESC ist der Startschuss für eine enorme weltweite Aufmerksamkeit", betont Pleterski in einer Reaktion gegenüber der APA. Innerhalb kürzester Zeit habe "Wasted Love" mehrere Millionen Streams generiert "und sorgt damit für internationale Präsenz". Nicht nur deshalb positioniere sich Österreich "einmal mehr als Musikland mit viel Kreativität, außergewöhnlichen Talenten und internationaler Wettbewerbsfähigkeit".

Nun ist natürlich die große Frage, wo der Song Contest 2026 über die Bühne gehen wird. Verschiedene Orte haben sich bereits ins Spiel gebracht. "Der Werbewert für Tourismus, Kultur und Kreativwirtschaft ist enorm", gibt Pleterski zu bedenken. "Gleichzeitig eröffnet sich für den heimischen Musikmarkt eine einzigartige Gelegenheit, sich global zu präsentieren." Die Vorbereitungszeit sei "ein bedeutendes Zeitfenster, das der österreichische Musikmarkt optimal nutzen sollte". Immerhin gilt es, einen Nachfolgeact für JJ zu finden. Diesbezüglich zeigt sich Pleterski optimistisch, habe Österreich doch "viele herausragende Talente hervorgebracht und neue Musikschaffende wollen entdeckt werden".

In eine ähnliche Kerbe schlug Franz Hergovich von der Musikinformationsstelle mica. Der Stellenwert und das Image des ESC hätten sich seit 2014 "durchaus positiv verändert. Conchita wurde allerorts geliebt, aber auch in der Musikszene ernstgenommen und respektiert", verweist er auf JJs Vorgängerin als rot-weiß-rote Triumphatorin. "Sie hat sich auch aktiv für die heimische Szene eingesetzt und diese unterstützt. Dadurch wurde der ESC ein Teil des Universums einer viel breiteren heimischen Musikszene, als das in früheren Jahren der Fall war. Es gibt zahlreiche Künstler:innen aus dem Independentbereich die sich gedanklich mit einer Teilnahme beschäftigt haben."

Eine "ordentliche Durchführung" des Megaevents werde trotz Sparvorgaben möglich sein, so Hergovich. "Und das ist auch gut so. Solche Chancen sollte man nutzen, Imagegewinn und Umwegrentabilität eines solchen Ereignisses sind bei guter Durchführung ja auch sehr groß." Nicht zuletzt für die heimische Musikwirtschaft könnte es Impulse geben, "aber nur, wenn man die Musikbranche von Anfang an mitdenkt und nicht nur aus touristischer Perspektive an die Planung herangeht". In jedem Fall sei das internationale Potenzial heimischer Künstlerinnen und Künstler, aber auch Unternehmen in der Kreativbranche vorhanden "und sollte mit entsprechender Unterstützung genutzt werden".

Kritischer fällt sein Urteil zu den direkten Auswirkungen des ESC 2015 auf die heimische Szene aus. "Die internationale Wahrnehmung heimischen Musikschaffens hat sich in den Jahren seit 2015 sicherlich verbessert", so Hergovich, "die Austragung des ESC in Wien hat dazu aus unserer Sicht aber kaum beigetragen. Die Unterstützung heimischen Musikschaffens durch den ORF hat sich seitdem leider auch nicht verbessert." Pleterski erhofft sich durch die neuerliche Austragung jedenfalls eine "verdiente Sichtbarkeit" für die heimische Szene, und nicht nur schöne Bilder touristischer Ziele. "Wir sind bereit für Gespräche mit dem ORF und der Politik, um diese Chance gemeinsam zu gestalten."

Als motivierend bezeichnet PR- und Musikexpertin Sabine Kronowetter den Sieg von JJ in Basel: "Er verstreut so viel positive Energie." Auch Conchita habe mit ihrem Sieg 2014 nicht nur ein wichtiges Zeichen gesetzt, "sondern ich glaube bis heute sehr viele Menschen inspiriert. Man sieht es auch an der Anzahl der Österreicher:innen, die international mittlerweile für den ESC tätig sind". Heuer waren alleine fünf aktuelle bzw. ehemalige Kandidatinnen und Kandidaten beim Event in Basel involviert, von JJ und seiner Co-Songwriterin Teya über das für Deutschland startende Duo Abor & Tynna bis zu Kaleen und Cesár Sampson, die bei Stagedesign respektive dem Kreativteam internationaler Acts mitredeten. "Aber die Motivation geht über die Musikszene hinaus", unterstreicht Kronowetter. "So wie bei JJ jetzt - man kann sich einfach nur freuen für seinen Erfolg." Der Song Contest könne in jedem Fall etwas bewirken, gerade in schwierigen Zeiten: "Hier passiert der Dialog. Grenzüberschreitung ist wichtig."

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