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60 Jahre Idefix: Wie ein gallischer Hund die Welt erobert

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Jubiläum wurde auch mit Lookalike-Contest begangen
©APA, dpa, Carsten Koall
Er trägt keinen Helm mit Flügeln, schleudert keine Hinkelsteine und schlägt keine Römer. Und doch gehört Idefix zum Asterix-Universum wie der Zaubertrank und der unstillbare Appetit von Obelix. Seinen ersten Auftritt hatte der kleine Hund vor 60 Jahren.

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Gefeiert wird der runde Geburtstag, wie es sich gehört – und zwar ausgiebig. Schließlich liebt man im gallischen Dorf bekanntlich nichts so sehr wie ein ordentliches Fest. Hauptsache, die Römer bekommen nichts vom Kuchen.

Im März 1965 tauchte der kleine schwarz-weiße Hund erstmals in einem Asterix-Abenteuer von René Goscinny und Albert Uderzo auf – stumm, namenlos, fast übersehbar. Heute hat sich Idefix zum festen Bestandteil des gallischen Kosmos gemausert: als Kultfigur, geliebt von Jung und Alt, und als charismatischer Anführer seiner eigenen Animations- und Comicserie "Idefix und die Unbeugsamen", in der er mit unbeirrbarem Mut und gallischem Trotz einer kleinen Schar widerständiger Tiere vorsteht, die den Römern die Stirn bieten.

Zwar trat Idefix offiziell im März 1965 in "Le Tour de Gaule" – im Deutschen unter dem Titel "Tour de France" bekannt – ins Bild. Im französischen Asterix-Kanon ist das der fünfte, im Deutschen der sechste Band der Comic-Reihe. Doch was zählt im gallischen Dorf schon ein genaues Datum?

Hoch gelebt wird in mehreren Etappen: am 11. Juni mit einer Luxusausgabe des Asterix-Debüt-Albums in Frankreich, zeitgleich mit dem achten Comic-Buch von "Idefix und die Unbeugsamen". Der erscheint Anfang Juli auch auf Deutsch – unter dem Titel "Die Jagd nach dem grünen Fläschchen". Und im Herbst darf der kleine Hund natürlich ebenfalls nicht fehlen: Dann kehrt er im nächsten Asterix-Abenteuer "Asterix in Lusitanien" zurück auf die große Comicbühne.

Bereits am 1. Juni hat das Museum für Kommunikation in Berlin den Geburtstag mit einem Aktionstag zelebriert – inklusive großem Doppelgänger-Wettbewerb, bei dem das beste Idefix-Ebenbild gesucht wurde. Ganz nach gallischer Art gilt: Gefeiert wird, wann und wo man mag – Hauptsache mit Humor. Und wer es genau nimmt, könnte ohnehin einwenden: Sein allererster Auftritt war schon im November 1963 in der französischen Jugendzeitschrift "Pilote". Aber zum Star wurde Idefix erst, als er sich an Obelix" Fersen heftete.

Sein erster Auftritt in "Le Tour de Gaule" ist eher beiläufig als spektakulär. Er sitzt vor einer Metzgerei in Lutetia. Asterix und Obelix betreten das Geschäft, der Hund wartet. Als die beiden Gallier wieder aufbrechen, folgt er ihnen still und unaufdringlich.

Erst ganz am Ende bemerkt ihn Obelix und reicht ihm einen Knochen. Damit war der Grundstein für eine der treuesten Freundschaften im Asterix-Universum gelegt. Ursprünglich sollte Asterix dem kleinen Hund Beachtung schenken – doch Zeichner Uderzo entschied sich spontan für Obelix. Seitdem weicht der Vierbeiner ihm nicht von der Seite und leidet, wenn Obelix sich verliebt.

Sein Name ist Programm und stammt vom französischen Wortspiel "idée fixe" – die "fixe Idee" oder "besessener Gedanke". Das passt perfekt zu seinem unbeirrbaren, treuen Wesen. Während Obelix mit seinem Hinkelstein Römer plattmacht, zeigt Idefix die sensible und manchmal fast poetische Seite der Gallier.

Scheu? Fehlanzeige! Auf seinen Abenteuern trifft er alle möglichen tierischen Kumpels – von massigen Wikinger-Dogs bis zu faulen Insel-Hunden. Er regt sich übrigens ziemlich schnell auf, wenn man ihm sagt, dass er klein sei – da zeigt er seinen großen Trotz! Seine Lieblingsbeschäftigungen? Die Natur genießen, Knochen knabbern und vor allem ordentlich mitmischen – besonders, wenn es gegen die römischen Legionen geht.

Idefix, der wohl sensibelste Charakter im gallischen Kosmos, ist ein bekennender Baumfreund. Ob Obelix im Zorn einen Stamm umtritt oder im Vorübergehen achtlos ein Gehölz streift – Idefix reagiert prompt: mit schmerzlichem Jaulen, als würde die Welt aus den Fugen geraten.

Besonders deutlich zeigt sich sein grünes Gewissen im Band "Die Trabantenstadt". Als der Römer Quadratus ein Kreuz in einen Baum schnitzt, kennt Idefix kein Pardon – und setzt zum ersten aktiven Protest an: ein gezielter Biss ins römische Hinterteil. Als der erste Baum für die geplante Trabantenstadt fällt, sinkt er mit einem klagenden "JAUUUL" in Ohnmacht.

Über die Hunderasse von Idefix haben sich seine Schöpfer, René Goscinny und Albert Uderzo, zeitlebens bedeckt gehalten. Fest steht: Ursprünglich trat der kleine Hund mit kurzen Beinen und rundlichem Körperbau auf – ein Design, das in den frühen Comics charmant, für die Animation im Zeichentrickfilm jedoch wenig praktikabel war. So bekam Idefix für die Leinwand längere Beine und eine schlankere Silhouette.

Geblieben ist sein unverwechselbares Erscheinungsbild: klein, weiß, mit schwarzen Spitzen an Ohren und Schwanz, dazu ein markanter Nasenrücken und buschige Schnurrhaare – ganz im Stil der bärtigen Gallier, die ihn umgeben. Comic-Experten wie Nicolas Rouvière vermuten eine Mischung aus Weißem Schnauzer, Malteser und West Highland White Terrier.

Doch letztlich ist Idefix vor allem eines: ein gallischer Hund – klein im Format, groß im Charakter, der seit 60 Jahren mit Jaulen und viel Herz Comicgeschichte schreibt.

(S E R V I C E - https://asterix.com/idefix-60-ans-deja)

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