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So wie es in Sagen Chimären-Monster wie Greifen mit Adlerkopf und Flügeln auf einem Löwenkörper oder Basilisken mit Hahnenkopf und Schlangenkörper gibt, treiben in Blutzellen manchmal Chimären-Eiweißstoffe ihr Unwesen. Sie entstehen, wenn Teile ihrer Bauanleitungen (Gene) miteinander verschmolzen werden. Bei einer sehr aggressiven Blutkrebsform namens "akute myeloische Leukämie (AML)" passiert das oft mit dem "Kopf" des Eiweißstoffes NUP98, der normalerweise im zellulären Transportwesen beschäftigt ist, und dem "Schwanz" von Wachstumsfaktoren. Solche Chimären-Eiweißstoffe bringen Blut-Vorläuferzellen zum Wuchern. Diese verdrängen gesunde Blutzellen und verringern dadurch die Sauerstoffversorgung, Immunabwehr und das Stillen von Blutungen dramatisch.
Der Wiener Krebsforscher Florian Grebien - er ist an der Veterinärmedizinischen Universität Wien, an der St. Anna Kinderkrebsforschung (CCRI) und am Forschungszentrum für Molekulare Medizin (CeMM) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Wien tätig - hat mit Kolleginnen und Kollegen aber einen unscheinbaren Helden gefunden, der solche Monster einfach dem zellulären Müllschlucker (Proteasom) zuweist. Er heißt "Spop" und sorgt schlicht dafür, dass die bösartigen NUP98-Chimären ein kleines Fähnchen (in Form des Ubiquitin-Moleküls) angehängt bekommen. Daraufhin sieht sich das Proteasom dafür zuständig und recycelt sie.
In Zellen ohne Spop wüten laut der Fachpublikation häufiger NUP98-Chimären. Das zeigt, dass der Held in gesunden Zellen normalerweise daueraktiv ist, um die Menschen vor Blutkrebs zu bewahren. Die Forscher entwickelten auch eine Strategie, um ihm die Sache einfacher zu machen. Sie stellten ihm einen Späher zur Seite, nämlich ein synthetisches "PROTAC"-Molekül, das ihn zu den Chimären führt. Dadurch konnten sie samt und sonders vernichtet werden, und die Krebszellen begingen kontrollierten Selbstmord (Apoptose). Nun könne man sich daran machen, Therapien mit solchen PROTACs zu entwickeln, erklären sie in einer Aussendung.
(S E R V I C E - https://dx.doi.org/10.1016/j.celrep.2025.116602)
WIEN - ÖSTERREICH: FOTO: APA/APA/dpa






