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Kann man diesem Karriereknick durchs Homeoffice entgehen? Experten geben Antworten auf wichtige Fragen.
Nicht jeder Arbeitgeber hat feste Regeln, wann und wie oft Beschäftigte ins Büro kommen sollen. Gerade da, wo es viele Freiheiten gibt, sparen sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Zweifel lieber den Weg zur Arbeit.
Aus Karrieresicht ist es das nicht unbedingt ratsam. Bastian Hughes, Karrierecoach und Podcaster ("Berufsoptimierer") rät, auch regelmäßig vor Ort in der Firma tätig zu sein - sofern der Job nicht zu 100 Prozent remote stattfindet.
Je nach individuellen Bedürfnissen und abhängig von Absprachen mit dem Team und der Führungskraft, schlägt Hughes vor, etwa einmal in der Woche oder auch einmal im Monat im Büro zu arbeiten. Dadurch knüpfe oder vertiefe man persönliche Kontakte, die nicht zuletzt auch für die Karriereentwicklung von Vorteil sein können.
Online-Meetings können persönliche Interaktionen nämlich nicht immer wettmachen. "Das unmittelbare Zusammentreffen fördert Vertrauen, das Gefühl von Zugehörigkeit und Empathie", sagt die Karriereberaterin Ragnhild Struss. In einer "Welt der digitalen Reizüberflutung und Künstlichen Intelligenz" werde die Pflege menschlicher Präsenz zur neuen Währung. "Auch deshalb werden Menschen eher befördert, die sich auch vor Ort zeigen, weil die Führungskräfte durch sie ein größeres Gefühl der Sicherheit verspüren", so die Einschätzung der Karriereberaterin.
Zunächst einmal ganz banal: "Man sollte, wenn die Kommunikation über Teams erfolgt, immer die Kamera einschalten, um so bei Besprechungen oder Meetings sichtbar zu sein", sagt Hughes. Ebenfalls wichtig: Proaktiv handeln. Also zum Beispiel für alle sichtbar kommunizieren, woran man arbeitet, welche Ergebnisse das gebracht hat und wo man Unterstützung braucht.
Weitere Impulse, um sichtbar zu bleiben:
Wichtig ist, dass Beschäftigte, die hybrid im Homeoffice und im Büro tätig sind, klar kommunizieren, wann sie erreichbar sind. Hughes empfiehlt zum Beispiel, den eigenen Status in Kollaborationstools wie Microsoft Teams oder Slack aktuell zu halten.
Dabei sollte man bewusst auf Dauerverfügbarkeit verzichten. "Sichtbar sein heißt nicht, immer online zu sein", so Struss. Wirkliche Präsenz entstehe durch Fokus. Das bedeutete auch, dass man die eigenen Deep-Work-Zeiten schützen, Pausen einplanen und Grenzen setzen darf, so die Karriereberaterin.
Aus ihrer Sicht ebenfalls relevant: Wer inhaltlich wie zwischenmenschlich regelmäßig verlässlich liefert, werde als stabiler Faktor im Team wahrgenommen. "Vertrauen ist besonders remote die stärkste Form von Sichtbarkeit", so Struss.
Auf jede Mail sofort antworten, ständig neue Projekte anlegen, den eigenen Kalender mit zahlreichen Meetings kuratieren: Manche haben das Gefühl, sie müssen bei der Arbeit im Homeoffice ihre Produktivität besonders unter Beweis stellen.
Laut Struss ist das gar nicht nötig. Nicht jede stille Phase bedeute Ineffizienz. "Man braucht ein bewusstes Vertrauen in die eigene Leistung und in den eigenen Wert", sagt Struss. Dabei hilft die Frage: Was ist jetzt wirklich wichtig? Und: Was entspricht meinem Job – und was meinem inneren Druck?
"Man sollte eher zeigen, was man leistet – eben in Gesprächen oder in Meetings – und nicht demonstrieren, dass man quasi immer vor dem Rechner sitzt", sagt Hughes.
Wer das Gefühl hat im Homeoffice auf dem Abstellgleis geparkt worden zu sein, möchte das vielleicht gerne bei der Führungskraft thematisieren. Einfach eine E-Mail an das Management zu schicken, hält Hughes hier nicht für zielführend. Besser sei es, um ein Vieraugengespräch zu bitten und dann sachlich die eigenen Vermutungen, aber auch Wünsche und Erwartungen zu formulieren.
Wichtig: Die eigene Wahrnehmung teilen, ohne zu beschuldigen. Struss rät, konkrete Beispiele etwa für Projekte zu liefern, bei denen man sich übergangen fühlte. Hilfreich ist ein konstruktives Vorgehen, bei dem man die Führungskraft fragt: Wie können wir gemeinsam dafür sorgen, dass meine Kompetenzen wieder besser zur Geltung kommen?
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