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"Es reicht, wenn man einen Verdacht hat", sagte Elisabeth Cinatl, Vorsitzende des Vereins Autonome Frauenhäuser. Die Polizei entscheidet dann, ob es sich um häusliche Gewalt handelt oder nicht. Und: Besser einmal zu viel als einmal zu wenig die Polizei alarmieren, betonte Christina Riezler, stellvertretende Bundesverbandsvorsitzende der Gewaltschutzzentren.
Nachbarn hätten oft Angst, dass die Gewalt auch gegen sie gerichtet wird, wenn sie sich einmischen, berichtete Riezler. Das sei jedoch unbegründet, man könne ruhig eingreifen. "Denn häusliche Gewalt ist keine Privatsache - wir müssen alle gegenseitig auf uns aufpassen!" Bemerke man bei einer Nachbarin immer wieder Verletzungen oder ein verängstigtes Verhalten, könne man als Nachbar durchaus einmal nachfragen, ob alles in Ordnung sei oder ob man irgendwie helfen könne.
Dabei sollte man immer gut auf die Betroffenen achten und sie nicht vor dem Partner ansprechen, sondern wenn man dem vermeintlichen Opfer alleine begegnet, empfiehlt Sophie Hansal, Geschäftsleiterin beim Netzwerk österreichischer Frauen- und Mädchenberatungsstellen. Im Akutfall sei ohnehin nur die Polizei eine Option. Sollte man sonst nicht gleich die Polizei einschalten wollen, könne man sich auch als Außenstehender an eine Organisation wenden.
Die Opferschutzeinrichtungen sind nicht nur für die Opfer selbst, sondern auch für Personen da, die sich Sorgen machen - Eltern oder Freundinnen zum Beispiel. Als Vertrauensperson könne man etwa anbieten, gemeinsam einen Termin bei einer Beratungsstelle zu vereinbaren. Man müsse als Freundin aber auf jeden Fall "hartnäckig sein", sagte Sophie Hansal, denn "Gewalt zu erfahren ist oft ein schlimmes Gefühl von Kontrollverlust". Deswegen solle man auch nicht über den Kopf von Betroffenen hinweg agieren, sondern immer gemeinsam.
Bei einem Termin mit der Frau kann dann ein Schutz- oder Sicherheitsplan erstellt werden, erklärte Elisabeth Cinatl. Die Frauen könnten schon einen Koffer packen - für den Fall, dass einmal eine Flucht notwendig ist. Viele würden auch die Zeit für einen "Ausbruch" nützen, wenn der Gewalttäter in der Arbeit ist. Nachbarn, Freundinnen oder Eltern, die sich Sorgen machen, rät Cinatl: "Bitte macht irgendetwas, nur nicht wegschauen!"
WIEN - ÖSTERREICH: FOTO: APA/APA/dpa-tmn/Christin Klose
