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"Paprikapulver gehört zu den beliebtesten Gewürzen in Österreich, aber bei diesen Testergebnissen vergeht einem der Appetit", lautete das Resümee von Sebastian Theissing-Matei, Landwirtschaftsexperte bei Greenpeace. Die enorme Belastung "mit wahren Pestizid-Cocktails" sei überraschend gewesen, so wurden unter anderem Substanzen gefunden, die etwa krebserregend sind oder das Nervensystem schädigen können.
In den konventionellen Pulvern fanden sich Pflanzenschutz-Rückstände aus 10 bis 19 Wirkstoffen, darunter auch solche, die mit Nervenschäden, Hormonstörungen oder Schädigungen der Fruchtbarkeit in Verbindung stehen. Der Einsatz von zwölf der gefundenen Stoffe ist in der EU sogar verboten und als besonders alarmierend wurden zwei Proben beschrieben, denn hier wurden die geltenden Grenzwerte überschritten. Das Paprikapulver "Las Hermanas scharf" war 13 Mal stärker mit dem krebserregenden Pestizid "Anthrachinon" belastet als erlaubt. Das Paprikapulver "Kotányi Paprika scharf" enthielt fast doppelt so viel des Pestizids Chlorfenapyr als erlaubt. Als positive Randerscheinung des Tests schnitten die drei Bio-Produkte deutlich besser ab.
In fast allen konventionellen und biologischen Proben wurde hingegen Chlorat gefunden. Dieses ist als Pestizid in der EU verboten, darf aber als Desinfektionsmittel und in der Trinkwasseraufbereitung eingesetzt werden und könnte auf diesem Weg in die Paprikapulver gelangt sein, berichtete Greenpeace. Die zum Pulver verarbeiteten Paprikas stammen laut der NGO aus Spanien, Ungarn, aber auch Peru oder China. Die Mehrzahl der untersuchten Produkte stammt laut Angaben der Supermärkte aus Spanien.
Greenpeace forderte aufgrund der Testresultate von Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) und Gesundheitsministerin Korinna Schumann (SPÖ), sich auf europäischer Ebene für strengere Kontrollen einzusetzen. Ebenso sollten in der EU verbotene Pestizide zukünftig auch in Lebensmitteln im EU-Markt verboten werden, unabhängig davon, wo diese angebaut wurden. Politik und Einzelhandel sollten zudem ihre Anstrengungen zum Ausbau der Bio-Landwirtschaft bzw. des Bio-Angebots verstärken. Der aktuelle Test unterstreiche erneut die deutlich bessere Umweltbilanz von biologisch produzierten Lebensmitteln.
Die Produzenten und die Supermarktketten sollten ihre Lieferketten raschest überprüfen, forderte Olga Voglauer, Landwirtschaftssprecherin der Grünen, in Reaktion auf den Marktcheck. Zudem gelte es, sich gemeinsam mit dem Landwirtschaftsministerium für eine Stärkung der Bio-Produktion in Österreich und in der EU einzusetzen. "Es braucht langfristig gesicherte Abnahmeverträge mit fairen Preisen für die Bäuerinnen und Bauern, klare Spielregeln und entsprechende Kontrollen entlang der Produktions- und Lieferketten", so Voglauer. Es nütze nichts, wenn in der EU verbotene Pestizide über Lebensmittel aus Südamerika oder Asien dennoch auf unseren Tellern landen. Es brauche daher offensichtlich auch ein Verbot dieser Stoffe in Lebensmitteln für den europäischen Markt und entsprechende Kontrollen.
INFO: Ergebnisse im Detail unter https://act.gp/Laborergebnisse-Paprikapulver