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Mit der neuen Methode werden konkret Autoantikörper, also Antikörper gegen körpereigene Strukturen, erkannt, die auf einen bestimmten Abschnitt des EBV-Proteins EBNA-1 (Epstein-Barr nuclear Antigen 1) gerichtet sind. Diese Antikörper treten innerhalb von drei Jahren nach einer EBV-Infektion auf - klinische Symptome einer MS-Erkrankung sind erst viel später erkennbar. "Unsere Untersuchungen zeigen, dass Personen, bei denen diese Antikörper an mindestens zwei Messzeitpunkten nachweisbar sind, mit hoher Wahrscheinlichkeit in den Folgejahren eine MS entwickeln", sagte der Erstautor der Studie, Hannes Vietzen. Die Forschungsarbeit wurde im Fachjournal "Nature Communications" publiziert.
Der Test wurde von einem Forschungsteam um Elisabeth Puchhammer-Stöckl und Vietzen vom Zentrum für Virologie sowie um Thomas Berger und Paulus Rommer von der Universitätsklinik für Neurologie der MedUni Wien entwickelt. Dieser basiert auf Blutproben von über 700 MS-Patientinnen und -Patienten und über 5.000 Kontrollpersonen. In manchen Testgruppen konnte sogar der Zeitpunkt der Erstinfektion mit dem EBV nachvollzogen werden. Hier waren konstant hohe Antikörperspiegel mit einem sehr hohen Risiko und einer raschen Entwicklung einer Multiplen Sklerose assoziiert.
Laut Studienleiterin Puchhammer-Stöckl zeigt die Auswertung, dass eine sehr frühe Phase der MS-Krankheitsentwicklung bereits lange vor Auftreten erster Symptome erkennbar ist. Co-Leiter Rommer ergänzte: "So wäre es möglich, diese Personen so früh zu untersuchen und zu behandeln, dass der Ausbruch der MS verzögert oder vielleicht sogar verhindert werden kann." Weitere Studien seien jedoch notwendig, bevor der Test in die klinische Anwendung kommen könne.
Rund 2,8 Millionen Menschen weltweit sind von Multipler Sklerose , einer chronisch-entzündlichen Erkrankung des zentralen Nervensystems, betroffen. Nahezu alle Menschen (90 bis 95 Prozent) infizieren sich im Laufe ihres Lebens mit dem meist unbemerkt bleibenden EBV, das lebenslang im Körper verbleibt. Die Infektion kann neben der Entwicklung einer MS auch als infektiöse Mononukleose (Pfeiffer'sches Drüsenfieber) symptomatisch werden. Daher haben Personen, die bereits eine Erkrankung mit Pfeiffer'schem Drüsenfieber durchgemacht haben, ein erhöhtes MS-Risiko.