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Wintergäste aus USA und China sollen nach Österreich kommen

Aktualisiert
Lesezeit
7 min
Skifahren in Österreich im internationalen Vergleich recht günstig
©APA, THEMENBILD, BARBARA GINDL
Österreich soll zur ersten Adresse für Wintergäste aus den USA und China werden. "Die Spitzenposition Österreichs in Europa als Wintersportdestination ist unbestritten", sagte die Chefin der Tourismus-Marketingorganisation Österreich Werbung, Astrid Steharnig-Staudinger, bei der Präsentation von zwei Studien zu Winterreisen. Um aber weiterhin die Nase vorne zu haben, sei es wichtig internationale Märkte verstärkt anzusprechen. Spannend sind etwa Gäste aus den USA und China.

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Laut aktuellen Erhebungen der Österreich Werbung (ÖW) zu Wintergästen aus den USA und China interessieren sich bereits 60 Prozent der befragten US-Wintersportler für einen Wintersporturlaub in Europa. "Und rund 10 Millionen Chinesinnen und Chinesen haben Lust auf Schneeerlebnisse", betonte Steharnig-Staudinger. Daher seien beide Märkte perfekte "Ausbaumärkte" für Österreich. Bei den US-Wintersportlern liegt Österreich den Angaben zufolge bereits auf Platz vier der attraktivsten Winterziele außerhalb der USA, bei den Befragten in China auf Platz zwei.

Für die US-Wintersportstudie wurden im September 1.000 Wintersportlerinnen und Wintersportler in den USA online befragt. Dabei stellte sich laut Holger Sicking, Leiter Tourismusforschung & Data Analytics bei der Österreich Werbung, heraus, dass die typischen US-Wintersportler 25 bis 44 Jahre alt, meist männlich und überproportional gebildet sind sowie gut verdienen. Grundsätzlich machen die Befragten in den USA drei bis fünf Tage Skiurlaub, was sich aber bei einem Trip nach Europa ändert. 40 Prozent machen Winterurlaub mit Partnern, 33 Prozent mit Familie, was ähnlich wie bei Urlauberinnen und Urlaubern in Österreich ist.

US-Wintersportler reisen hauptsächlich in den Weihnachtsferien und im Jänner. Das könne für Österreich interessant sein, so Sicking, der auf ein Jännerloch verwies, "wo die Nachfrage nicht so stark ist, wie in den Spitzenzeiten im Februar". Laut Umfrage sind die US-Wintersportler typischerweise in den USA auf Wintersporturlaub. In Europa waren 20 Prozent in der Schweiz, in Österreich waren 13 Prozent. In Österreich sind Innsbruck, St. Anton und Kitzbühel als Wintersportdestinationen am bekanntesten. Wobei Innsbruck wohl als Stadt bekannt sei, meinte der Tourismusforscher.

"Was stark ziehen wird, sind Komplettangebote", so Sicking. Darunter ist ein Gesamtangebot mit Flug, Unterkunft, Skipass und anderen Aktivitäten gemeint. Mit Österreich wird Charme, Schneesicherheit und Exklusivität verbunden. Als preiswert wird Österreich hingegen nicht empfunden, obwohl die Skipässe hierzulande "um einiges günstiger sind als in den USA". Das sehe man bei US-Wintersportler, die schon in Österreich waren, sagte Sicking. Hier empfinden doppelt so viele Österreich als preiswert. US-Wintersportler rechnen der Umfrage zufolge mit Ausgaben von rund 530 US-Dollar pro Tag und Person für einen siebentägigen Aufenthalt - ohne Flug.

Für die Winterstudie China wurden 1.000 Chinesinnen und Chinesen online befragt, die sich für eine Winterreise im Schnee nach Europa interessieren. Hier ist die Zielgruppe ebenfalls sehr jung - 76 Prozent sind 25 bis 44 Jahre alt und mehrheitlich weiblich. 87 Prozent sind Akademiker. Das Einkommen ist dreimal höher als das durchschnittliche Einkommen der chinesischen Bevölkerung. 56 Prozent der Befragten waren schon einmal in Europa, davon waren 23 Prozent in Österreich. Die meisten Befragten sind Wintersportanfänger. 44 Prozent der Befragten waren schon einmal in einer Schneehalle.

"Kulinarik ist für die Chinesen bei den Europareisen irrsinnig wichtig", meinte Sicking weiter. Das sei bei den Aktivitäten bei einer Winterreise besonders wichtig - noch vor Sightseeing, Ausflügen und Skifahren sowie Snowboarden. Ein Paket aus Wintersportaktivitäten und der Faszination Schnee, aber auch Sightseeing sei daher gefragt. Der chinesische Winterurlauber plant laut Erhebung mit acht bis zehn Tagen für eine Europareise. Dabei liegt das Budget bei rund 350 Euro pro Tag und Person. Die Reisen sollen in der Weihnachtszeit und rund um das chinesische Neujahr stattfinden. "Ein Wintererlebnis wird verstanden als Mischung aus Erlebnis, Genuss und Symbolik - Skifahren ist meist Teil eines vielfältigen Aktivitätsangebots, nicht das alleinige Hauptmotiv", fasste Sicking zusammen.

Steharnig-Staudinger hielt fest, dass "über 80 Prozent der Ankünfte aus den Nahmärkten kommt" - und das auch im Winter. Einerseits will man diese Gäste auch weiterhin bedienen, andererseits will man auch neue Gäste gewinnen. Neben den USA und China ist auch Lateinamerika im Fokus der ÖW. So reisen laut Steharnig-Staudinger Brasilianer vermehrt im Jänner.

In den USA wurde eine Winterallianz gegründet. Ab 2026 sind 12 österreichische Skiregionen dabei. Unter dem Titel "Ski Austria Like a Local" würden die "Assets" Kulinarik und Kultur, aber auch Infrastruktur und Preis-Leistungs-Verhältnis der österreichischen Skiregionen kombiniert. Zudem gibt es eine Kooperation mit den US-Skipassverbünden Epic-Pass, Ikon-Pass und Indy-Pass. In China wurde im Oktober die weltgrößte Skihalle eröffnet. In Shenzhen und auch in Shanghai bilden österreichische Skilehrer ihre chinesischen Kollegen aus. Bei den Olympischen Winterspielen in Cortina wird es wieder ein Österreich-Haus geben.

Franz Hörl, Obmann des Fachverbandes der österreichischen Seilbahnen, sieht die Seilbahnen "als der starke Partner im alpinen Wintertourismus". Seit 2015 wurden im Durchschnitt eine halbe Milliarde Euro pro Jahr in Modernisierung, Effizienzsteigerung und digitale Innovation investiert. Das ist ungefähr ein Viertel des Umsatzes, der reinvestiert wird, so Hörl weiter. "Wir haben auch in schwierigen Zeiten solche Investitionen getätigt." Diese Investitionen haben eine hohe Regionalität. Stolz zeigte sich Hörl beim Produkt Seilbahnen: "Wir sind Weltmarktplayer".

"Über zwei Drittel der Gäste kommen zum Skifahren nach Österreich", erklärte Hörl. 41 Prozent davon seien mit der Familie in Österreich, über ein Viertel der Gäste seien Kinder und Jugendliche. "Der Vorwurf, dass Skifahren immer älter wird, das stellen wir nicht fest", so der Seilbahnen-Chef. Dabei gebe es auch zahlreiche Bemühungen um den Ski-Nachwuchs in Österreich.

Die Seilbahnunternehmen investieren auch in Nachhaltigkeitsmaßnahmen. Beim Anteil an erneuerbaren Energien sei der Tourismus mit 66 Prozent "jene Branche, die mit Abstand die besten Werte aufweist", hält Hörl der Kritik am Wintertourismus entgegen. Bei den Seilbahnen seien es sogar 90 Prozent.

SAALBACH - ÖSTERREICH: FOTO: APA/APA/THEMENBILD/BARBARA GINDL

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