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Der deutsche Konzern müsse nicht unbedingt noch "den letzten Kunden" mitnehmen, an dem er dann nichts verdiene, sagte Ebel. So habe TUI bis Anfang August insgesamt 86 Prozent der angebotenen Pauschalreisen für den Sommer verkauft. Die Preise lägen im Schnitt um 3 Prozent höher als im Vorjahr, und die Veranstaltersparte bringe mehr als die Hälfte der Gäste für die konzerneigenen Hotelmarken wie Riu, TUI Blue und Robinson Club.
An der Börse kamen die Buchungszahlen und weitere Details zum dritten Quartal am Mittwoch gut an: Die TUI-Aktie gewann kurz nach Handelsbeginn rund 2 Prozent auf etwa 8,03 Euro und gehörte damit zu den stärksten Titeln im MDAX, dem Index der mittelgroßen Werte. Allerdings wurde sie damit noch um rund 4 Prozent billiger gehandelt als noch zum Jahreswechsel.
Unterdessen kämpft TUI damit, dass viele Kunden ihre Reisen erst recht spät buchen und dabei auch auf die Wetterlage und die Entwicklung von Konflikten wie im Gazastreifen schauen. Der Veranstalter versucht auch, mit Rabattgutscheinen gegenzusteuern. Andererseits könnten die jüngsten Hitzewellen dazu führen, dass sich mehr Kunden für Reisen im September oder Oktober entschieden, sagte Ebel.
Im dritten Geschäftsquartal bis Ende Juni zählte TUI 5,9 Millionen Gäste und damit noch etwas weniger als im gleichen Zeitraum 2019, dem Jahr vor der Coronapandemie. Da waren es 6 Millionen, wie eine Sprecherin mitteilte.
Unterdessen erzielte TUI diesmal einen Umsatz von 6,2 Mrd. Euro, um 7 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Der um Sonderposten bereinigte operative Gewinn (bereinigtes EBIT) legte um 38 Prozent auf knapp 321 Mio. Euro zu und erreichte den höchsten Stand seit der Fusion des Konzerns mit seiner früheren Veranstaltertochter TUI Travel im Jahr 2014. Auf die Aktionäre entfiel ein Überschuss von 183 Mio. Euro, nach nur 52 Millionen im Vorjahreszeitraum.
Für das laufende Geschäftsjahr bis Ende September erwartet Ebel inzwischen nur noch ein währungsbereinigtes Umsatzwachstum von 5 Prozent, nachdem er zuvor noch bis zu 10 Prozent in Aussicht gestellt hatte. Der bereinigte operative Gewinn soll jedoch um 9 bis 11 Prozent wachsen. Hier hatte der Vorstand bisher 7 bis 10 Prozent angepeilt. Getragen wird die verbesserte Entwicklung vor allem von den konzerneigenen Hotels und den 17 Kreuzfahrtschiffen von TUI Cruises, Hapag-Lloyd Cruises und Marella Cruises.
Unterdessen arbeitet die TUI-Spitze weiter daran, den Konzern nach seiner Rettung durch den Staat in der Corona-Krise finanziell wieder besser aufzustellen. So sank die Verschuldung bis Ende Juni zuletzt um 0,2 Milliarden auf 1,9 Mrd. Euro, und mit den 250 Mio. Euro aus einer jüngst platzierten Anleihe will Finanzchef Mathias Kiep bisher geleaste Flugzeuge ins Eigentum des Konzerns übernehmen.
Bisher seien die Flugzeuge der TUI-Flotte alle geleast. Durch die Übernahme werde der Konzern freier darin, wann er seine Flotte verstärke oder ältere Maschinen abstoße. "Man kauft Flugzeuge, wenn der Euro stark ist und verkauft sie, wenn der Euro schwach ist", ergänzte Vorstandschef Ebel. Daraus ergebe sich "ein erhebliches Ergebnispotenzial".
Ebel zeigte sich nun auch optimistischer, dass der kriselnde US-Flugzeughersteller Boeing nach herben Verspätungen die versprochenen neuen Maschinen für TUI im Herbst und im kommenden Frühjahr endlich ausliefert. So hatte der Hersteller bei den Auslieferungen zuletzt deutlich zugelegt.
Die Probleme machen Fluggesellschaften in aller Welt zu schaffen, zumal der weltgrößte Flugzeugbauer Airbus aus Europa im absatzstärksten Flugzeugsegment - den Mittelstreckenjets - bis ins nächste Jahrzehnt hinein ausgebucht ist.