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Tourismus muss internationaler werden

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Mehr Gäste aus mehr Ländern
©APA, BARBARA GINDL
Urlaub in Österreich ist beliebt - die Buchungen passen, nicht aber die Einnahmen. "Was wir sehen, ist, dass die Nachfrage stabil, aber nicht expansiv ist", sagte die Obfrau der Bundessparte Tourismus und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer, Susanne Kraus-Winkler. Zwischen August 2024 und August 2025 sei Österreich "nur noch in einem leichten Plus" (1 Prozent) gewesen, so die Branchensprecherin mit Blick auf die Nettozimmerrate. Mehr Internationalisierung sei nötig.

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Im europäischen Vergleich geht es Italien und der Schweiz ähnlich. Betreffend des durchschnittlichen Tagespreises bei Hotelzimmern (ADR, Average Daily Rate) deutlich besser da stehen Spanien (plus 6,1 Prozent), CEE (plus 3,6 Prozent), Griechenland (plus 3,2 Prozent), Portugal (plus 2,9 Prozent) und die nordischen Länder (plus 2,3 Prozent). Mit plus/minus null bilanziert das Vereinigte Königreich.

"Wir sind in einem Strukturwandel, das bedeutet, dass wir uns mit unserem Produkt auseinandersetzen müssen", so Kraus-Winkler mit Blick auf die nachfolgende Generation, die mit Digitalisierung aufgewachsen ist. "Das hat eine Auswirkung auf die Angebotsstruktur, auf die Preisspannen, auf die Beschäftigungsstruktur und auf die Wertschöpfung."

Noch zehrt Österreich von einem hohen Anteil an Stammgästen, der sich je nach Herkunftsmarkt zwischen 40 und 83 Prozent bewege. "Wir brauchen die Internationalisierung", betonte die Branchensprecherin am Dienstag vor Journalisten in Wien. Zum einen gebe der internationale Gast mehr für Zusatzleistungen aus; zum anderen könne durch verstärkte Internationalisierung die infolge der ökonomischen und geopolitischen Situation geschwächte Nachfrage aus manchen Ländern abgefedert werden.

Wie massiv sich wirtschaftliche Tiefs auf das Hotelleriegeschäft auswirken, sehe man am Standort der deutschen Firmenzentrale von VW. Geschäftsreisen wurden zurückgefahren. "Im Moment ist Wolfsburg tot", so Kraus-Winkler. Die Nachfrage im dortigen Ritz-Carlton ist entsprechend geschwächt. "Da sieht man, was passiert, wenn eine Branche in Schwierigkeiten kommt."

Der Tourismus müsse sich mit Beherbergungsformen und Bettenkapazitäten auseinandersetzen. "Zum Beispiel sind gewerbliche Ferienappartements ganz stark und haben ihre Kapazitäten extrem raufgefahren; 4- und 5-Stern haben moderate Zuwächse und die Camping-Nachfrage wird immer stärker", berichtete die Touristikerin. "Alle anderen haben quasi Minusprodukte, übers Jahr gerechnet, außer in der Hochsaison im Sommer."

Seit der Pandemie seien Betriebe wirtschaftlich "extrem unter Druck", betonte Kraus-Winkler unter Verweis auf die hohe Inflation und die gestiegenen Zinsen. "Preisbereinigt sind die Tourismuseinnahmen 15,5 Prozent unter dem Niveau von 2019", bezog sich die Bundesspartenobfrau auf Zahlen aus 2024.

Neben der Internationalisierung müssten auch die Nebensaisonen gestärkt werden, um die Wettbewerbsfähigkeit und die Wertschöpfungskraft zu erhöhen. "Man kann nicht überall Ganzjahrestourismus machen, aber dort, wo es geht, ist es sicher gut." Nicht alle Betriebe werden den derzeitigen Strukturwandel überleben. Eine Bereinigung da und dort sei auch nichts Böses, so Kraus-Winkler. "Betten haben wir genug."

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