Hammerl, seit 29. April 80 Jahre alt, hat bei Neues Österreich als Journalistin begonnen, war dann drei Jahre beim ORF und etablierte schließlich im Kurier Österreichs erste feministische Kolumne. Seit 1984 schreibt sie regelmäßig fürs profil sowie Bücher, Kabarett-Texte und Theaterstücke.
1. 1970 war Ihre feministische Kolumne revolutionär. Was unterscheidet heutige Reaktionen von damals?
Die negativen Reaktionen damals reichten bis zu Morddrohungen. Mittlerweile kriege ich vorwiegend moderate und differenzierte Zuschriften.
2. Sie haben 1967 die Einstellung der ersten Zeitung der Zweiten Republik erlebt. Welche Zukunft hat Print?
Radio ist auferstanden als Podcasts. Ich glaube an die Auferstehung von Print, weiß nur noch nicht, als was genau.
3. Nach Leben und Arbeiten in Washington wieder zurück nach Wien. Warum? Wie sehen Sie heute die USA?
In den USA wurde mir so richtig bewusst: Ich bin Europäerin. Dauerhaft war keine Option. Was jetzt passiert, ist ein Albtraum.
4. Peter Michael Lingens und alle Pioniergrößen des profil sind gegangen. Warum sind Sie geblieben?
profil lässt mich schreiben, was ich will und wie ich will. Nirgendwo anders wurde mir mehr Autonomie geboten.
5. 55 Jahre meinungsjournalistischer Kampf für Frauenrechte: Was war warum Ihr größter (Miss-)Erfolg?
Erfolgsmeldung: Ich freu mich, wenn jüngere Frauen mir sagen, meine Texte hätten mitgewirkt an ihrer Entwicklung zur Feministin.
6. Wie lässt sich die gesellschaftliche „Geschlechterrolle rückwärts“ (© Hammerl) wieder umkehren?
Durch Zähigkeit und unbeirrbares Festhalten an der Überzeugung, dass Frauenrechte Menschenrechte sind, ohne Abstriche.
7. Frauenvolksbegehren, LIF-Kandidatin: Wie bewerten Sie Ihr Politengagement neben dem Journalismus?
Das waren interessante Erfahrungen, die mich darin bestärkt haben, dass Schreiben meine eigentliche Natur ist.
8. (Was) hat der Feminismus auf dem Weg zum weiblichen Mainstream an aufbegehrender Kraft verloren?
Ich glaube, viel Kraft geht verloren, weil sich das Aufbegehren der Töchter gegen die Mütter richtet statt gegen das Patriarchat.