So gefährlich ist die
Tropische Riesenzecke

Letztes Jahr wurde in Österreich erstmals ein erwachsenes Exemplar der Tropischen Riesenzecke entdeckt. Heuer dürften weitere folgen. Was nicht unbedenklich ist, können die Parasiten doch mitunter tödliche Krankheiten übertragen. Was Sie über die Riesenzecke wissen sollten.

von Vorsicht! - So gefährlich ist die
Tropische Riesenzecke © Bild: iStockphoto.com

Wie erkenne ich die Riesenzecke?

Mit fünf bis acht Millimetern ist die Tropische Riesenzecke deutlich größer als etwa der in Österreich heimische Gemeine Holzbock. Ihre langen, braun-weiß gestreiften Beine verleihen ihr ein spinnenähnliches Aussehen. Und sie haben auch eine spezielle Funktion: Im Gegensatz zum Holzbock, der seinem Opfer auf Bodenhöhe wartend auflauert, jagt die Riesenzecke ihr Opfer. "Sie kann relativ rasch gehen und eine Strecke von bis zu 500 Metern bewältigen", erklärt Dr. Georg Duscher vom Institut für Parasitologie der Veterinärmedizinischen Uni Wien.

© Georg Duscher/Vetmed Uni Vienna Die Tropische Riesenzecke erkennt man an ihrer Größe und an ihren braun-weiß gestreiften Beinen

Wie gefährlich ist die Riesenzecke?

Die Tropische Riesenzecke - im Fachjargon Hyalomma genannt - kann mitunter tödliche Krankheiten übertragen. Darunter das Krim-Kongo-hämorrhagische Fieber und das Fleckfieber. Letzteres geht meist mit hohem Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, begleitet von einem rotfleckigen Hautausschlag, einher. Eine Bewusstseinseintrübung ist dann möglich, wenn auch das Gehirn betroffen ist. Unbehandelt kann das Fleckfieber zum Tod führen.

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Die Symptome des Krim-Kongo-Fiebers setzen plötzlich ein: Schüttelfrost, Fieber, Kopf-, Muskel- und Gliederschmerzen, Übelkeit und Erbrechen. Meist sind das Gesicht, der Rachen und die Bindehaut gerötet. Bei schweren Fällen können Blutungen aus allen Körperöffnungen auftreten. Auch Hautblutungen sind möglich. "Es gibt keine Impfung, man kann nur die Symptome behandeln", sagt der Experte. Die Sterblichkeit beträgt bis zu 50 Prozent.

Wo wurde die Riesenzecke gefunden?

Die Riesenzecke ist in tropischen und subtropischen Gebieten beheimatet. Im vergangenen Jahr wurde allerdings ein erwachsenes Tier in der niederösterreichischen Stadtgemeinde Melk gefunden. In Deutschland wurden an verschiedenen Standorten insgesamt rund zehn Exemplare entdeckt. Auf die Frage, in welchen Gegenden wir uns besonders in Acht nehmen müssen, antwortet Duscher: "Prinzipiell kann die Tropische Riesenzecke überall dort auftreten, wo Zugvögel durchfliegen."

»Die Tropische Riesenzecke kann überall dort auftreten, wo Zugvögel durchfliegen«

Warum taucht sie gerade jetzt bei uns auf?

"Die Tropische Riesenzecke kommt im Frühjahr mit den Zugvögeln", erklärt der Parasitologe. Normalerweise ist es bei uns aber zu kalt. Der noch nicht ausgewachsene Parasit fällt von seinem Wirt ab und stirbt. Anders im Jahr 2018. Sommer und Herbst waren dermaßen heiß, dass sich die Riesenzecke weiterentwickeln und auf Wirtsuche gehen konnte. Hat das Tier erst einmal das Erwachsenenalter erreicht, ist es auch nicht mehr so kälteempfindlich. Daher könne man davon ausgehen, dass sogar einige Exemplare bei uns überwintert haben.

Was tun, wenn man gestochen wird?

Wurde man von einer Tropischen Riesenzecke gestochen, gilt es, sie so rasch als möglich zu entfernen. Danach aber bitte nicht zerdrücken. Sonst läuft man Gefahr, erst recht mit Krankheitserregern in Kontakt zu kommen. Der Experte rät, den Parasiten zu fotografieren oder - noch besser - ihn in ein Döschen zu packen und an das Institut für Parasitologie zu schicken. Das Foto können Sie per Mail an Dr. Duscher senden (Georg.Duscher@vetmeduni.ac.at).

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Am Institut für Parasitologie wird untersucht, ob es sich tatsächlich um eine Tropische Riesenzecke handelt. Das Alter des Tieres gibt Aufschluss darüber, ob es neu eingeflogen wurde oder bereits in Österreich überwintert hat. Für die Experten von Interesse ist auch der Fundort des Parasiten. Abgesehen davon sollten Sie, wenn der Verdacht besteht, von einer Riesenzecke gestochen worden zu sein, einen Arzt konsultieren.

Wie entfernt man die Riesenzecke richtig?

Was für den Gemeinen Holzbock - der mit 95 Prozent übrigens die am häufigsten im deutschsprachigen Raum vorkommende Art ist - und sämtliche andere Zeckenarten gilt, gilt auch für die Tropische Riesenzecke. Verwenden Sie zum Entfernen weder Öl noch Klebstoff, sondern ein mechanisches Werkzeug wie eine Pinzette oder eine Zeckenzange. Setzen Sie diese möglichst nahe am Kopf des Tieres an. Dann ziehen Sie die Zecke mit einer leicht drehenden Bewegung - egal in welche Richtung - heraus.

»Hat sich die Riesenzecke erst einmal bei uns etabliert, wird es schwierig, sie wieder loszuwerden«

Durch die drehende Bewegung werden die Widerhaken, die sich am Mundwerkzeug des Parasiten befinden, gelockert. Auf diese Weise lässt sich der Blutsauger leichter entfernen. Und keine Sorge, sollte ein Teil des Mundwerkzeugs in der Haut verbleiben. "Da befinden keine Erreger drin", entwarnt der Experte. Desinfizieren Sie die Wunde, um zu verhindern, dass Bakterien eintreten. Der in der Haut verbliebene Teil wird vom Körper angestoßen. Sie müssen ihn also nicht händisch entfernen.

Gibt es bald mehr Riesenzecken in Österreich?

Es ist davon auszugehen, dass die Zugvögel im Frühjahr wieder neue Exemplare der Tropischen Riesenzecke bringen. Die Frage ist nur, ob sie in jungem Alter sterben oder es schaffen sich weiterzuentwickeln, um schließlich auf Wirtsuche zu gehen. Temperaturen, wie sie letzten Sommer vorherrschten, begünstigen jedenfalls die Entwicklung des Parasiten. Und "hat sich die Riesenzecke erst einmal bei uns etabliert, wird es schwierig, sie wieder loszuwerden", warnt der Experte.