Tansania: Die atemberaubende Vielfalt Ostafrikas erleben

Auf unserer Reise durch den Norden Tansanias lehrt uns die afrikanische Lebensphilosophie - pole, pole - das Gefühl maximaler Freiheit und entführt uns in die atemberaubende Vielfalt Ostafrikas. Mehr noch: Sie führt uns auf einen der Seven Summits.

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Tansania © Bild: Tina Götz

"Hakuna matata", dröhnt lauter Gesang durch den Bus. Wer Disneys "König der Löwen" gesehen hat, weiß: It means no worries! Doch die erste Etappe unserer Reise lässt mich diese "Sorglosigkeit" infrage stellen. Ob unser Vorhaben tatsächlich "kein Problem" ist, wie es unsere Guides auf Swahili zum Besten geben, werden die kommenden sieben Tage zeigen. Sie führen uns an unser in 5.895 Meter Höhe gelegenes Ziel: den Uhuru Peak, der Gipfel des Kilimanjaro-Gebirges. Einer der Seven Summits.

Karte von Afrika, Tansania
© News

VIELSEITIG. Eine Reise nach Tansania lässt kaum Wünsche offen: Die pittoreske Landschaft und die artenreiche Fauna ziehen sofort in ihren Bann - ein Abstecher auf die vor der Küste gelegene Insel Sansibar lohnt sich allemal

Moderat an den Start

Als wir den Startpunkt der Lemosho-Route -einen der sieben Wege aufs Dach Afrikas -erreichen, verhüllen das Dickicht des tansanischen Regenwaldes und eine dichte Decke aus Wolken den Blick auf unser Ziel. Ein psychologischer Schachzug der Natur, bin ich überzeugt. Wobei: "So schlimm kann es doch nicht werden, zumal es sich um einen der weniger anspruchsvollen Berge handelt", versuche ich mich zum wiederholten Male vorlaut zu beruhigen. Immerhin sind es rund 35.000 Menschen jährlich, die unseren Lebenstraum -oder vielmehr den meiner Freundin Tina -teilen. Dass sich dieser für knapp die Hälfte nicht erfüllt, weiß ich zum damaligen Zeitpunkt ebenso wenig, wie dass wir kurz vor dem schlimmsten-schönsten Erlebnis unserer beider Leben stehen.

Dabei beginnt das Abenteuer mit einer moderaten Wanderung, die uns vorbei an der Baumgrenze in zunehmend kargere Gefilde und schließlich ins auf 3.610 Meter Höhe gelegene "Shira I Camp" führt. Hier angekommen, beziehen wir erstmals unser Zelt -drei Quadratmeter, die zusammenschweißen. Geduscht wird hier übrigens mit feuchten Tüchern.

Die Klo-Frage!

Doch zuerst werden Sauerstoff und Herzfrequenz gemessen -Parameter, die Aufschluss über den Fortschritt der Akklimatisierung in Höhenlagen geben und fortan zweimal täglich erhoben werden. Unsere Guides zeigen sich zufrieden: Die Gruppe ist vorerst symptomlos -keine Anzeichen der Höhenkrankheit, die unabhängig von Alter, Geschlecht und körperlicher Fitness jeden treffen kann. Damit das auch so bleibt, folgt nun das verdiente Abendessen. Gegessen wird stets im Gemeinschaftszelt und obwohl sich die 14-köpfige Gruppe aus den unterschiedlichsten Nationalitäten zusammensetzt, fühlt man einander auf unbeschreibliche Art sofort verbunden -schließlich teilt man dasselbe Ziel.

Nach dem allabendlichen Briefing für den nächsten Tag geht es gegen 20 Uhr Richtung Schlafsack -eine Wärmeflasche hilft, der nächtlichen Kälte zu trotzen. Während meine erste Nacht überraschend erholsam ist, raubt die Höhe Tinas Schlaf. Mit verminderter Schlafqualität ist in höheren Lagen ebenso zu rechnen wie mit der Tatsache, dass die stets volle Blase - Schuld sind Höhe und erhöhte Flüssigkeitszufuhr -gefühlt jede halbe Stunde auf Entleerung drängt. Kurz gesagt: Während sich Tina im privaten Campingklo-Zelt (die beste Investition im Zuge der Besteigung!) den Allerwertesten abfriert, greife ich bequem zur Plastikflasche.

Warum kostet eine Toilette auf dem Kilimanjaro 250 US-Dollar und warum sollte das Trinkgeld am Berg üppig ausfallen? Die Antworten darauf erfahren Sie in der aktuellen Episode des NEWScast.

Die Crew macht es möglich!

Selbst Room-Service gibt es am Berg: Geweckt werden wir morgens gegen halb sechs mit einer heißen Tasse Tee - wenngleich mir ein Kaffee deutlich lieber wäre. Der ist allerdings aufgrund des Koffeins am Berg tabu. Für die notwendige Energie sorgt ein ausgiebiges Frühstück: Porridge, Toast, Omelett und Palatschinken.

Gut gestärkt führt die zweite Etappe ins auf 3.850 Meter Höhe gelegene "Shira II Camp". Dort angekommen, heißt uns die 66-köpfige Altezza-Crew in afrikanischer Manier -singend und tanzend -aufs Herzlichste willkommen. "Der Berg sichert Einkommen und damit das Überleben ganzer Familien", erzählt mir Baraca, der selbst Frau und drei Kinder hat. Seit 1999 ist der Berg sein "Büro" - für den 40-Jährigen ein Kindheitstraum.

Hoch hinaus: Der Lava-Tower

An Tag drei steht die erste Wanderung in sehr großen Höhen an. Ein entscheidender Punkt, der erstmals Aufschluss gibt, wie der Organismus auf Höhe reagiert. "Übelkeit, Erbrechen, starke Kopfschmerzen und Durchfall sind keine Seltenheit -nichts, wofür man sich schämen muss", so Baraca, der selbst nach knapp 25 Jahren am Berg nicht davor gefeit ist. Wichtig ist, dass man erste Symptome ernst nimmt, um rechtzeitig gegensteuern zu können.

Die karge Landschaft, geformt aus erstarrter Lava, erinnert an die einstige Aktivität des heute als "schlafend" eingestuften Vulkanmassivs, dessen letzter Ausbruch rund 360.000 Jahre zurückliegt. Schritt für Schritt kämpfen wir uns langsam -pole, pole - durch die Wolkendecke. Nach gut vier Stunden wird ein aus der "Mondlandschaft" ragender Turm sichtbar -der Lava-Tower, 4.600 Meter über dem Meeresspiegel. Die letzten Meter verlangen uns so einiges ab. Tina klagt über Kopfschmerzen, mir ist übel. Hinter uns die Wolken, vor uns das Mittagszelt -die Übelkeit stellt sich als Hunger heraus. Ein gutes Zeichen.

Mit neuer Energie folgt der Abstieg ins auf 3.900 Meter Höhe gelegene "Baranco Camp", das seinen Namen der angrenzenden Felswand verdankt, die über 250 Meter senkrecht in den Himmel ragt. Sie gilt es am nächsten Morgen zu überqueren.

Tagwache: 5.30 Uhr. Auf der Felswand muss jeder Schritt sitzen. Denn neben uns klafft der Abgrund, der stellenweise in Konflikt mit meiner Höhenangst tritt. Mit Blick nach vorne gewinnen wir rasch an schwindelerregender Höhe, und ehe man sich versieht, ist der Spuk auch schon wieder vorbei. Der Abstieg ins auf 3.995 Meter Höhe "Karanga Camp" wirkt nun fast wie ein Spaziergang. Was mental zehrt: Von Camp zu Camp sind es gerade einmal 95 Meter, die wir an Höhe gewinnen.

Tansania
© Tina Götz

HÖCHSTLEISTUNG. 18 bis 20 Kilogramm balancieren die Trägerinnen und Träger zuätzlich zu ihrem eigenen Equipment durch teils unwegsames Terrain -ein harter Job, der Einkommen für ganze Familien sichert

Bergab statt bergauf?

Der Folgetag führt uns ins 4.673 Meter hoch gelegene "Barafou Camp" - das letzte Base-Camp unserer Kilimanjaro-Besteigung. Nach kurzem "Check-in" folgt ein letzter Aufstieg zur Akklimatisierung, der uns auf den bevorstehenden Gipfelsturm vorbereiten soll. Während ich die Höhe von etwas über 4.800 Meter - von leichten Kopfschmerzen einmal abgesehen -gut wegzustecken scheine, geht es bei Tina bergab: starke Kopfschmerzen, Übelkeit und Appetitlosigkeit machen sich breit. Erste Anzeichen der Höhenkrankheit. Doch unser Tourenverantwortlicher zeigt sich zuversichtlich, verordnet Schmerzmedikamente und Ruhe.

Nach einem letzten Briefing geht es gegen 16 Uhr Richtung Schlafsack. "Versucht nicht bloß zu schlafen, ihr müsst schlafen -sonst schafft ihr es nicht", gibt uns Baraca mit auf den Weg. "Und denkt immer daran: Schmerz ist von Dauer, Stolz hingegen für immer!" Ob uns der in Aussicht gestellte Stolz zuteil wird, ist ungewiss. Denn an Schlaf ist nicht zu denken: Der Anflug von Höhenkrankheit lässt Tina zweifeln. Aber auch ich bin angesichts der bevorstehende 1.300 Höhenmeter, die uns aufs Dach Afrikas fehlen, mehr als ehrfürchtig.

TIPP!
Seit über zehn Jahren führt der lokale Reiseveranstalter Altezza Travel Tourist:innen aufs Dach Afrikas - heute organisiert er etwa 15 Prozent aller Aufstiege. Erfahrung, beste Unterstützung (auch schon bei der Vorbereitung), modernstes Bergequipment und hervorragende Mitarbeiter:innen führen hier ans Ziel. Extra-Tipp: Die Lemosho-Route bietet optimale Akklimatisierungsmöglichkeiten.
Mehr Infos unter www.altezza.travel

Ein bisschen Doping darf sein

Als es um 22 Uhr gegen unser Zelt klopft, habe ich knappe zwei Stunden Schlaf hinter mir. Tina, deren Symptome zwar verschwunden zu sein scheinen, startet mit spärlichen 30 Minuten unter erschwerten Voraussetzungen. Nach einer letzten Stärkung geht es um kurz vor Mitternacht -eingepackt in vier Schichten, um den -20 Grad der Nacht zu trotzen -, los. "Es ist nicht der Berg, den wir bezwingen -, wir bezwingen uns selbst", zitiert Robert aus San Francisco den Mount Everest-Erstbesteiger Sir Edmund Hillary. Ein Zitat, das in den kommenden Stunden an Bedeutung gewinnt.

Der Vollmond und unsere Stirnlampen leuchten uns den Weg. Wir gehen nachts, um den Sonnenaufgang zu sehen, aber vor allem, um die eisigen Temperaturen für uns zu nutzen -denn das gefrorene Lava-Geröll erleichtert den Aufstieg. Die Wanderstöcke geben im Sekundentakt den Schrittwechsel vor. Der Leitsatz der letzten Tage -pole, pole -gewinnt damit an neuer Bedeutung. Bereits nach 200 Höhenmetern sehen wir am Wegesrand in wiederkehrenden Abständen all jene, denen aufgrund der Höhenkrankheit der Gipfelsieg heute verwehrt bleibt. Die eigene Menschlichkeit, die eigene Fehlbarkeit, drängt sich zunehmend auf: Wird man schon bald selbst eine von ihnen sein?

Jeder gegangenen Stunde folgen exakte fünf Minuten Pause. Mehr lässt die klirrende Eiseskälte nicht zu - wer auskühlt, muss umdrehen. Als wir die 5.300-Meter-Marke passieren, droht mir die Energie auszugehen. "Was du brauchst, mein Freund, ist Berg-Kokain", scherzt Baraca, löst ein halbes Säckchen Glukosepulver in meinem Ingwertee und drückt mir zwei Tabletten in die Hand. Nicht imstande das zu hinterfragen, spüle ich sie mit dem picksüßen Zuckerwasser hinunter. Die Lebensgeister kehren wieder.

Was jetzt kommt: Ich weiß es nicht!

Der Blick auf die Uhr zeigt: 04:15 Uhr. Das bewusste Gehen wurde längst von einem mich einvernehmenden Automatismus abgelöst -mit jedem Höhenmeter schwindet die Energie. Doch während uns zunehmend die Luft auszugehen droht, singen unsere Guides -um uns wach zu halten und zu motivieren. Für Tina und mich der mit Abstand schönste und emotionalste Moment dieser Reise.

Der Gesang trägt uns über unsere persönlichen Grenzen hinweg und scheint auch Afrika aus seinem Schlaf zu locken -am Horizont kündigt sich die aufgehende Sonne an. Von hier aus sind es bloß noch wenige Höhenmeter zum auf 5.756 Meter Höhe gelegenen "Stella Point", einem der offiziellen Gipfel des Vulkanmassivs. Dort angekommen, ist der erste Meilenstein erreicht. Entlang des von der aufgehenden Sonne in glühendes Rot gehüllten Kraterrandes, kämpfen wir uns die letzten Meter bei geringer Steigrate Richtung Ziel. Eine Stunde später haben wir es erreicht: den Uhuru-Peak, die Spitze des höchsten freistehenden Berges der Welt. Uns zu Füßen liegt Afrika. Was wir verspüren, ist das Gefühl maximaler Freiheit -"Uhuru" eben. Und Tränen, die uns heiß über die Wangen laufen.

Tansania
© Tina Götz
Tansania
© Tina Götz

GIPFELSIEG. Mit letzter Kraft erreichen wir nach rund acht Stunden Aufstieg das Dach Afrikas

Auf halbem Wege

Nach einer Stunde im Gipfelrausch, holt uns die Höhe wieder ein. Es folgt ein Abstieg, der uns das Letzte abverlangt. Denselben Weg ins "Barafou Camp" absteigend, stellen wir fest, dass wir den Aufstieg über die nicht endenden Serpentinen bei Tageslicht mental niemals geschafft hätten. Nach gut drei Stunden erreichen wir das Camp, essen zu Mittag, packen unsere Habseligkeiten im Zelt und steigen mit letzten Kräften weitere 900 Meter ins auf 3.720 Meter Höhe gelegene "Millenium Camp" ab. Mit dem Gipfelsieg in der Tasche und reichlich Sauerstoff in der Luft, lässt sich hier der versäumte Schlaf des Vortages nachholen.

Am nächsten Tag folgt der Abstieg durch den Regenwald zum "Mweka Gate" - hier, auf 1.830 Meter Höhe, endet unser Kilimanjaro-Abenteuer. Gemeinsam stoßen wir auf Geschafftes an und trinken -mit einem Tag Verspätung -das wohl beste Gipfelbier unseres Lebens.

Klein's Camp, wir kommen!

Bereits am nächsten Morgen geht es für uns zwölf Stunden gegen Norden. Vorbei am Lake Natron führt unsere Route Richtung "Klein's Camp". Was Mitte der 90er-Jahre noch ein Camp für Großwildjagd war, wurde durch den Reiseveranstalter andBeyond ins genaue Gegenteil gekehrt: Seit 1996 ist das Camp -mit Fokus auf Arten-und Naturschutz -eine Oase für Erholungssuchende, die abseits des hektischen Alltags die ersehnte Entschleunigung inmitten der pittoresken Natur und der gewohnten, exklusiven Gastfreundschaft finden. Eine Auszeit, die wir uns reichlich verdient haben. So tauschen wir Zelt gegen privates Stonecottage, das neben einer heißen Regendusche -ein absolutes Highlight nach sieben Tagen ohne! - auch über eine eigene Bar und das wohl bequemste Bett auf Erden verfügt. Auch das kulinarische Verwöhnprogramm bietet eine willkommene Abwechslung zur immer gleichen Gemüsesauce am Berg. Als man uns hier herzlichst in Empfang nimmt, ist es bereits dunkel -der Ausblick auf die malerische Landschaft bleibt ein Geheimnis des nächsten Morgens.

Tansania
© Tina Götz
Tansania
© Tina Götz

LUXUS PUR. Das versprechen die Stonecottages im Klein's Camp -"Veranda-Safari" inklusive

SERENGETI

Klein's Camp
Safariurlaub, der weiter geht: Im Nordosten der Serengeti trifft moderner Luxus auf den traditionellen Stil Afrikas: Inmitten eines 10.000 Hektar großen Privat-Reservats empfängt das abgelegene andBeyond Klein's Camp seine Gäste mit der für andBeyond typischen Gastfreundschaft -offeriert in privater Atmosphäre klassischen Safariluxus und konserviert dabei den Charme vergangener Zeiten. Zehn auf den Kuka-Hügeln gelegene, strohgedeckte Stonecottages sowie die Familiensuite -allesamt aus regionalen Materialien gefertigt -eröffnen von ihren privaten Veranden aus ein atemberaubendes Panorama auf das zu Füßen liegende Tal. Exklusive Wildtierbeobachtungen gepaart mit kulinarischen Erlebnissen im Busch und die nächtlichen Pirschfahrten bescheren hier, abseits der Masse, unvergessliche Momente.

Wer im Klein's Camp in die wilde Welt Afrikas eintaucht, tut übrigens nicht bloß sich selbst Gutes. Denn bei andBeyond stehen nicht alleine Exklusivität und unvergessliche Natur-und Wildtiererlebnisse an oberster Stelle -seit über 30 Jahren ist es die Philosophie, die antreibt: Care for the Land, People & Wildlife. "and beyond" eben ...

Nähere Infos & Preise unter andbeyond.com

Eins mit der Natur

Die aufgehende Sonne lüftet es und eröffnet von unserer privaten Veranda aus ein Panorama auf die geradezu unendlichen Weiten tansanischer Savanne. Hier starten wir unsere erste Safari: Während unser Guide, Karipoi, den offenen Landcruiser durch die Vegetation des 10.000 Hektar großen Privat-Reservats manövriert, bezieht Franco sein "Büro". Vom Klappsessel auf der Motorhaube des Allradlers aus, unterstützt er uns mit seinem geschulten Blick bei der Wildtiersuche. "Mit etwas Glück, wenn es eines der beiden im Norden der Serengeti wohnhaften Nashörner ins Camp verschlägt, kann man hier die gesamten Big Five sehen", erzählt Karipoi von der unglaublichen Artenvielfalt. Und das aus nächster Nähe: Denn während in Nationalparks die Straßen nicht verlassen werden dürfen, darf man im Privat-Reservat "Off-Road" erkunden - auch Nacht-Safaris sind hier möglich.

"Off-Road" findet sich auch ein geeigneter, sicherer Frühstücksplatz: Es gibt frisch zubereitetes "Full English Breakfast" in einzigartiger Kulisse. Inmitten des tansanischen Busches wird man eins mit der Natur. Seit 1996 pachtet and-Beyond das Land von den lokalen Massai. Karipoi ist einer von ihnen. "65 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Camp stammen aus lokalen Communities und bekommen hier die Möglichkeit auf eine fundierte Ausbildung", erzählt er. Die Vision: Care for the land, wildlife & people.

The Great Migration

Der nächste Tag führt uns in den hohen Norden der benachbarten Serengeti. Zum Zeitpunkt unserer Reise findet hier, an der Grenze zu Kenia, eines der wohl beeindruckendsten Naturspektakel unserer Erde statt: die Überquerung des Mara-Flusses im Zuge der Great-Migration. 1,3 Millionen Gnus streifen dabei jedes Jahr dem Regen folgend -auf der Suche nach Nahrung und Wasser -in riesigen Herden durch die Serengeti. Doch heuer ist vieles anders: Der starke, viel zu frühe Regen der vergangenen Woche schmälert unsere Chancen. "Die Tiere sind verwirrt und haben sich in kleineren Gruppen mittlerweile bis in die zentrale Serengeti verteilt", erklärt Karipoi die Folge des Klimawandels. Zwar sehen wir immer wieder beachtliche Herden, doch als wir am Ufer des Maras eintreffen, ist von den Gnus keine Spur.

Doch unser Rückweg meint es gut: Gerade als wir im Busch zu Mittag essen, erspäht Franco in der Ferne eine tierische Rarität, die selbst unsere erfahrenen Guides in kindliche Euphorie versetzt. Rasch brechen wir unsere Zelte ab und sehen wenig später den Grund der sie übermannenden Begeisterung -eines der beiden im Norden der Serengeti lebenden Spitzmaulnashörner labt sich am firschen Grün der Akaziensträucher. Die Enttäuschung über die Great Migration ist damit vergessen.

Tansania
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RARITÄT. Aus nächster Nähe beobachten wir eines der beiden im Norden der Serengeti lebenden Spitzmaulnashörner

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Vom Ein- & Abtauchen

Am nächsten Tag geht unsere Zeit im Camp zu Ende. Mit unvergesslichen Momenten im Gepäck führt unser Weg nun acht Stunden gegen Süden. Vom kleinen Ort Karatu (Empfehlung: Foresight Lodge) aus, stehen in den kommenden Tagen drei weitere Nationalparks auf dem Programm: Lake Manyara, Tarangire und der zur Serengeti gehörende Ngorngoro Krater -drei Orte, die unterschiedlicher kaum sein könnten und die landschaftliche Vielfalt Tansanias geradezu versinnbildlichen.

Der letzte Stopp unserer Reise unterstreicht diese Diversität einmal mehr: Er führt uns nach Sansibar -und auch die "Freddy Mercury"-Insel soll es gut mit uns meinen. Entgegen unserer Erwartungen verbringen wir in der kommenden Woche mehr Zeit unter Wasser als auf der Sonnenliege -schließlich hat die farbenprächtige Unterwasserwelt in den Weiten des glasklaren Indischen Ozeans so einiges zu bieten.

Als wir am Tag vor unserer Abreise ein letztes Mal zum Schnorcheln aufbrechen, wird uns wortwörtlich das ganz große Glück zuteil: Es sind Buckelwale, die plötzlich neben unserer kleinen Nussschale auftauchen. Ob man mit ihnen schwimmen kann, möchte ich wissen. "Normal sind sie freundlich", meint der Captain. Und ehe wir uns versehen, sind wir auch schon gesprungen. Was folgt, ist einer der wohl magischsten Momente: Das Interesse des Jungtieres geweckt, schwimmt es direkt auf mich zu, ehe es keine zwei Meter entfernt den Kurs ändert -unter mir der breite Rücken seiner Mutter. Ich fühle mich so klein wie nie zuvor und irgendwie doch ganz groß. Und als wir vollkommen aufgelöst vor Freude auf die Nussschale zurückklettern, entgegnet unser Captain nur: "Pole, pole!"

Dieser Beitrag erschien ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 5/2024.