Beruf Richter: in: Gehalt, Ausbildung und Tätigkeitsfelder

Der Beruf Richter: in hat zweifellos viele Vorteile, wie Stabilität und soziales Prestige und kann große Befriedigung und ein Gefühl des Dienstes am Staat und seinen Bürgern vermitteln. Deshalb erfreut sich der Beruf ungebrochener Beliebtheit. Nicht jeder findet die Gehälter zufriedenstellend. Dennoch ist der Beruf Richter: in für viele Absolvent: innen der Rechtswissenschaften ein wahr gewordener Berufstraum.

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Beruf Richter:in © Bild: Elke Mayr

Inhaltsverzeichnis:

Was macht ein:e Richter: in?

Der Beruf Richter: in hat die längste Geschichte und genießt gleichzeitig die höchste Autorität unter allen Rechtsberufen. Richterliche Unabhängigkeit bedeutet, dass ein/eine Richter: in keinem anderen Amt, sondern nur der Verfassung und den Gesetzen unterworfen ist. Die Besonderheit des Berufs liegt unter anderem in der lebenslangen Amtszeit und der Unversetzbarkeit aus diesem Amt.

Es handelt sich um die verantwortungsvollste Position im juristischen Beruf, denn von der Entscheidung hängt das Schicksal der Prozessbeteiligten ab. Die Aufgabe besteht darin, die Akte sorgfältig zu lesen, die Standpunkte aller Beteiligten in Erfahrung zu bringen und die Beweise zu analysieren, um ein Urteil auf der Grundlage des Gesetzes zu fällen.

Ein/eine Richter: in ist ein/eine öffentlicher Beamter/Beamtin, welche über Fälle urteilt und Recht spricht. Es gibt Berufsrichter: innen und ehrenamtliche Richter: innen, die ernannt oder gewählt werden können. Der Beruf Richter: in unterscheidet sich von den anderen juristischen Berufen durch das Erfordernis der Unabhängigkeit.

Passt der Beruf zu mir?

Ethische Veranlagungen, die Fähigkeit zur Unparteilichkeit, die Abwesenheit von Vorurteilen, die Kunst des Abwägens von Argumenten, psychologisches Wissen und Einfühlungsvermögen, Fleiß sind für diesen Beruf äußerst wichtig. Auch die Fähigkeit, in der für Juristen typischen Weise zu denken, d. h. logisch, streng und rational, ist wichtig. Juristische Kenntnisse erweisen sich zudem in komplexen Fällen oft als unzureichend. Deshalb ist oft auch die Orientierung in den Sozialwissenschaften wichtig.

Verantwortungsbewusstsein ist eine sehr wichtige Eigenschaft in diesem Beruf. Ein/eine künftiger Richter: in muss über eine hervorragende inhaltliche Vorbereitung auf den Beruf und über Fähigkeiten wie Lerngeschwindigkeit und Realitätssinn bei der Beurteilung von Situationen verfügen. Die soziale Stellung des Berufs ist in Österreich sehr hoch. Er oder sie genießt ein hohes Maß an Anerkennung, Respekt und Wertschätzung in seinem Umfeld. Dies hängt auch mit der angemessenen Vergütung zusammen.

Neben einem sehr breiten Wissen in den Rechts- und Sozialwissenschaften wird vor allem ein ausgeprägter Sinn für Gerechtigkeit und Verantwortung verlangt. Unparteilichkeit und Entschlossenheit sind ebenfalls wichtig. Wie auch in anderen juristischen Berufen muss sich ein/eine Richter: in durch logisches Denken und Genauigkeit auszeichnen. Es ist ein Beruf, der aufgrund der enormen Verantwortung, die den Angehörigen dieses Berufs auferlegt wird, eine starke Psyche erfordert.

Richter: in: Einsatzbereiche

Der Arbeitsort ist das Bezirks-, Kreis- oder Berufungsgericht (Richter: in am allgemeinen Gericht) oder die Verwaltungsgerichte (Richter: in am Verwaltungsgericht), und dort eine bestimmte Abteilung, die für ein bestimmtes Rechtsgebiet zuständig ist (z. B. Zivil- oder Strafrecht). Sowohl in Anwaltskanzleien als auch in verschiedenen Verbänden hat die Nachfrage nach Anwälten & Anwältinnen stark zugenommen. Die Themen und Schwerpunkte des Rechtsbereichs werden sich durch internationale Verflechtungen, gesellschaftliche Entwicklungen und Digitalisierung weiter verändern. So werden beispielsweise Datenschutzrechte und Datenschutzgesetze für viele Unternehmen immer wichtiger. Fremdsprachenkenntnisse erhöhen die eigenen Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Insgesamt sind also die Berufsaussichten für Richter: innen gut.

Ausbildung

Um den Richterberuf ausüben zu können, muss man über einen Magister- oder Diplomabschluss in Rechts- oder Wirtschaftsrecht verfügen. Die Ausbildung umfasst Themen wie Straf- und Prozessrecht, Verfassungsrecht, Europarecht, Zivilprozessrecht und Steuerrecht. Voraussetzung für das Studium ist die Hochschulzugangsberechtigung, die durch Bestehen der Matura, Hochschulzugangsberechtigungsprüfung oder Berufsreifeprüfung erworben werden kann.

Wie lange dauert die Ausbildung?

Nach dem Abschluss durchläuft man eine insgesamt vierjährige Richterausbildung. Voraussetzungen für die Aufnahme in den Juristenausbildungsdienst sind die österreichische Staatsbürgerschaft und 7 Monate Gerichtspraxis als Rechtspraktikant/in. Nach Abschluss der Gerichtspraxis erfolgt die Zulassung zum Richterlichen Vorbereitungsdienst durch die Ernennung zum Richteramtskandidaten. Um zum Vorbereitungslehrgang zugelassen zu werden, müssen sich die Bewerber um das Amt des Oberlandesgerichts-Richterkandidaten bewerben. Hier werden Anhörungen vor Richterfortbildungen während der Gerichtspraxis durchgeführt und psychologische Eignungstests durchgeführt.

Nach erfolgreicher Zulassung findet der Justizfortbildungsdienst an den folgenden Orten statt:

  • Mindestens 12 Monate bei einem Bezirksgericht
  • Mindestens 12 Monate bei einem Landgericht
  • mindestens 6 Monate bei der Staatsanwaltschaft
  • in einer Einrichtung, in der eine Freiheitsstrafe von mindestens drei Wochen vollstreckt wird
  • Mindestens 4 Wochen bei einem Rechtsanwalt
  • mindestens zwei Wochen in einer Opferunterkunft oder Sozialeinrichtung

Die praxisnahe Ausbildung wird durch zahlreiche Fortbildungsveranstaltungen zu rechtlichen und nicht-rechtlichen Themen unterstützt. Am Ende des Ausbildungsdienstes steht eine Richterprüfung, die schriftlich und mündlich abgelegt werden muss. Nach bestandener Rechtsanwaltsprüfung und insgesamt vierjähriger anwaltlicher Praxis kann man sich auf die hauptamtliche Richterstelle bewerben.

Wo kann man die Ausbildung zum:zur Richter: in absolvieren?

Eine Vielzahl an Universitäten in Österreich bieten ein Studium in diesem Bereich an:

Weiterbildung

Die ständige Weiterentwicklung und Weiterbildung sind in diesem Beruf sehr wichtig. Dies ist vor allem auf die sich häufig ändernde Gesetzgebung zurückzuführen. Die Anwaltsakademie in Österreich bietet Weiterbildungsmöglichkeiten in Form von Seminaren zu Themen wie Europarecht, Strafprozessrecht, Zivilprozessrecht, Gesellschaftsrecht, Kapitalmarktrecht und Medienrecht an.

Das Bundesministerium für Justiz bietet zudem Seminare zu Themen wie Dienst- und Organisationsrecht, Gerichtsverwaltung, Umweltstrafrecht, Erbrecht, Cyberkriminalität und Bilanzstrafrecht an. Die ARS Academy bietet auch Weiterbildungsmöglichkeiten in Form von Seminaren in Bereichen wie Steuerrecht, Vergaberecht, Immobilien- und Grundstücksrecht, Vertragsrecht und Sozialrecht an.

Gehalt: Wie viel verdient ein Richter: in?

Ein/Eine Richter: in verdient im Durchschnitt 3840 € im Monat. Man sollte beachten, dass diese Gehaltsangabe dem Bruttogehalt bzw. dem Bruttolohn zum Zeitpunkt der Einstellung entspricht.

Jobaussichten

In den kommenden Jahren wird die österreichische Verwaltung mit einer Pensionierungswelle konfrontiert. Im Justizbereich wird deshalb mit einer Budget- und Personalaufstockungen gerechnet. Ab 2022 wird voraussichtlich eine große Zahl von Richter: innen in den Ruhestand treten. Dies kann auch den Bedarf an Richter: innen erhöhen.

Innerhalb der Gerichtshierarchie bestehen Möglichkeiten zur Beförderung von Richter: innen. So können Richterinnen und Richter durch Zusatzqualifikationen auch in die Staatsanwaltschaft wechseln.