Würmer, Wanzen, Milben
und Co.: Was wirklich hilft

Krätze, Wanzen und Würmer: Parasiten sind auf dem Vormarsch. Wie gefährlich sind sie für uns? Welche Symptome verursachen sie? Und vor allem: Wie wird man sie wieder los?

von Parasiten - Würmer, Wanzen, Milben
und Co.: Was wirklich hilft © Bild: iStockphoto.com

Als die Patientin Ende des Sommers ins Wiener AKH kam und darüber klagte, es würde sich etwas in der Nähe ihres Auges bewegen, wussten die Ärzte zunächst nicht, was sie davon halten sollten. Dann entdeckten sie eine längliche Struktur im oberen Augenlid, und nach einem kleinen Schnitt war klar, woran die Patientin litt: "Wir haben mit einer Pinzette einen 14 Zentimeter langen Wurm aus ihrem Augenlid entfernt", erinnert sich Dermatologin Alessandra Handisurya zurück.

»Wir gehen davon aus, dass es bald mehr Patienten mit Infektionen geben wird«

Der Fadenwurm Dirofilaria repens wird von Stechmücken übertragen und befällt vorwiegend Hunde. Menschen sind eigentlich ein Fehlwirt. Dennoch kommt es immer wieder zu Infektionen.

Dieser Wurm wurde 1981 erstmals bei einem Menschen in Österreich diagnostiziert. Seither wurden 40 Fälle registriert. Bis auf einen waren alle Patienten zuvor im Ausland. Alessandra Handisurya rechnet in den kommenden Jahren mit einem Anstieg der Fälle und damit, dass Ansteckungen innerhalb Österreichs vorkommen werden.

Erderwärmung und Reisetätigkeit

Der Klimawandel, die vielen Reisenden und der Internethandel sind für die Medizinerin Grund dafür, dass Wanzen, Milben und sonstige Parasiten derzeit gehäuft in Österreich auftreten. Die meisten von ihnen sind ekelhaft und verursachen Juckreiz, sind aber für Menschen ungefährlich. So wie der 14 Zentimeter lange Fadenwurm der Patientin im AKH. Wäre er nicht entdeckt worden, wäre er irgendwann einfach abgestorben.

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Spinnen

Exotische Arten werden heimisch. Sobald es draußen kühler wird, kommen Spinnen gern in Häuser und Wohnungen und leben dort in dunklen Ecken und Ritzen. Auch wenn viele ihren Anblick kaum ertragen, sind sie hierzulande in den allermeisten Fällen für Menschen harmlos. "Zunächst muss eine Spinne einmal groß genug sein, um überhaupt mit ihrem Beißwerkzeug durch die Haut zu kommen", erklärt Dermatologin Handisurya. Außerdem würden sie vor Menschen eher weglaufen als zubeißen. Wird man gebissen, so treten Schmerzen, Rötung, Schwellung und Juckreiz auf. Die Symptome sind praktisch nicht von einem Gelsenstich zu unterscheiden. Nur manchmal sind zwei eng beieinander liegende Bissspuren, die vom Beißwerkzeug der Spinne verursacht werden, sichtbar. Die heimischen Spinnen waren bisher nur schwach giftig und stellten keine Gefahr dar. Durch den Klimawandel siedeln sich nun nach und nach auch giftigere Arten an.

© iStockphoto.com Die Hauswinkelspinne kann bis zu acht Zentimeter lang werden

Schwarze Witwe. So wurde die Südrussische Tarantel bereits im Weinviertel und im Burgenland vermehrt gesichtet. Und für Spinnen-Experten ist es nur eine Frage von Jahren, bis die Schwarze Witwe in Österreich heimisch wird. Sie zählt zu den giftigsten ihrer Art. Ihr Biss verursacht Schmerzen und führt im schlimmsten Fall zu Krämpfen und Lähmungen. Wer eine Spinne entdeckt, sollte nicht in Panik verfallen, sondern das Tier ins Freie befördern -am besten mit einem Glas und einem darunter geschobenen Stück Papier. Um zu verhindern, dass Spinnen überhaupt ins Innere kommen, kann eine Vase mit frischem Lavendel vor Tür und Fenster helfen.

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Zecken

In milden Winter auch aktiv. In der kalten Jahreszeit ziehen sich die Zecken normalerweise zurück, um zum Beispiel in Mäusenestern zu überwintern. Solange die Bodentemperaturen in milden Winter allerdings nicht unter sechs Grad sinkt, sind sie weiterhin aktiv. Und so kann es passieren, dass man mittlerweile sogar in den Wintermonaten nach einem Spaziergang Zecken am Körper oder an Haustieren findet. Entdeckt man eine Zecke, so sollte diese umgehend mit einer Zeckenzange entfernt werden.

© iStockphoto.com Zecken können Krankheiten wie FSME und Borreliose übertragen

Krankheiten. Zecken können für den Menschen gefährliche Krankheitserreger übertragen, etwa FSME, Frühsommer-Meningoenzephalitis. Diese Viren können zu hohem Fieber führen und eine Gehirnhautentzündung auslösen. Jede vierte Zecke ist mit Borrelien infiziert. Ein Symptom einer Infektion mit diesen Bakterien ist eine kreisrunde Rötung um die Bissstelle. Oft wird ein Zeckenbiss allerdings gar nicht wahrgenommen, erst Monate bis Jahre später machen sich Beschwerden wie Gelenksentzündungen bemerkbar. Nach einem Spaziergang sollte man sich daher gründlich absuchen, um Zecken möglichst rasch zu entfernen.

Bettwanzen

Schwer wieder los zu werden. Sie kommen vorwiegend Nachts aus den Ritzen und beißen dann gleich mehrfach zu. Bettwanzen stellten in Österreich lange Zeit kein Problem mehr dar. Doch durch die vermehrte Reisetätigkeit und den Onlinehandel mit Gebrauchtwaren werden sie wieder zur Plage. Der typische stark juckende Ausschlag: "Rote, gruppiert stehende Quaddeln. Diese sind oft linienförmig angeordnet, denn die Wanzen beißen mehrmals zu", erklärt Handisurya. Da diese Parasiten nicht im Körper des Menschen leben, wird nur der Juckreiz nur symptomatisch behandelt. Die gute Nachricht: In Europa übertragen Bettwanzen keine Krankheiten. Die schlechte: Haben sich die vier bis neun Millimeter großen Tierchen einmal eingenistet, ist es sehr aufwändig, sie wieder loszuwerden. Es reicht ein einziges befruchtetes Weibchen, um eine Plage hervorzurufen. Dieses kann täglich zwölf Eier legen, die Population wächst also rasend schnell.

© iStockphoto.com Bettwanzen-Bisse sind meist in einer Reihe angeordnet

Anzeichen für Wanzen. Wer auswärts übernachtet, sollte das Zimmer vorher auf mögliche Anzeichen absuchen. Dazu zählen kleine, schwarze Punkte rund um Steckdosen, Sesselleisten und Möbel. Bei stärkerem Befall ist ein beißender, süßlicher Geruch wahrnehmbar. Wer den Verdacht hat, in einem verwanzten Quartier genächtigt zu haben, sollten den Koffer am besten im Freien auspacken und die Wäsche bei mindestens 55 Grad waschen oder 48 Stunden in den Tiefkühler legen. Ist die eigene Wohnung einmal befallen, hilft nur mehr der Kammerjäger. Allerdings entwickeln immer mehr Bettwanzen Resistenzen gegen die Insektizide, was eine Bekämpfung zunehmend schwieriger macht.

Läuse

Immer mehr Resistenzen. 100 Millionen Menschen haben Schätzungen zufolge weltweit jährlich Läuse. "Der Trend geht nach oben", weiß Handisurya. Oft werden sie nicht sofort wahrgenommen, sodass sie sich innerhalb von Schulklassen und Kindergartengruppe rasch verbreiten können. Die Parasiten machen sich durch starken Juckreiz am Kopf bemerkbar. Sie haben nichts mit mangelnder Hygiene zu tun. Denn ein normales Shampoo kann den Läusen nichts anhaben.

© Getty Images Mit einem speziellen Kamm können die Nissen aus den Haaren entfernt werden

Resistenzen nehmen zu. Läuse sind an sich harmlos, da sie keine Krankheiten übertragen. Allerdings ist es mühsam, sie wieder loszuwerden, da immer mehr Anti-Läuse-Shampoos ihre Wirkung verlieren. "Die Resistenzen nehmen zu. Daher werden mittlerweile vorwiegend Präparate auf Silikonbasis empfohlen. Sie verkleben die Atemöffnungen der Läuse", so Handisurya. Das Mittel muss allerdings nach etwa einer Woche nochmals angewandt werden. Gleichzeitig ist es sinnvoll, auch Kämme und Bürsten in den Tiefkühler zu legen, die Bettwäsche heiß zu waschen sowie Kuscheltier und Puppen ein paar Tage wegzuräumen. Denn nach spätestens drei Tagen ohne Blutmahlzeit sterben die Läuse ab.

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Grasmilben

Gerne im Garten. Sie sitzen an der Spitze von Grashalmen, und sobald man barfuß daran vorbei geht, wandern sie die Beine hoch und beißen sich fest. Sie befallen vorwiegend Körperteile mit dünner Haut wie Knöchel oder Kniekehlen. Anschließend saugen sie einige Stunden lang. Sie sind allerdings so winzig, dass man sie nicht sieht. Der Juckreiz tritt meist erst Stunden später auf und kann Wochen anhalten. Oft werden die Bisse mit Gelsenstichen verwechselt.

© Shutterstock.com Die Larve der Grasmilbe wartet auf Grashalmen auf ihre Opfer

Kleine, rote Punkte. An sich sind die Bisse harmlos, allerdings sollte man sie nicht aufkratzen, da es sonst -wie bei allen Ausschlägen -zusätzlich zu einer bakteriellen Infektion kommen kann. Die Grasmilben sind nur 0,3 Millimeter groß und mit freiem Auge nicht gut sichtbar. Wer fürchtet, sie im Garten zu haben, kann ein weißes Blatt Papier für einige Stunden ins Gras legen. Darauf erkennt man die Milben dann als kleine, rote Punkte. Werden welche gefunden, den Rasen am besten kurz halten und gießen, da sich die Grasmilben bei Nässe in den Boden zurückziehen.

Krätze

Infektionen nehmen stark zu. Nach der Infektion vergehen Tage bis Wochen, bis sich die Krätze durch einen Ausschlag mit quälendem Juckreiz bemerkbar macht. Verursacht wird dieser Ausschlag durch 0,3 bis 0,5 Millimeter große Milben, die sich in die Oberhaut bohren. "Vor allem in der Nacht wird der Juckreiz durch die Wärme noch schlimmer", sagt Dermatologin Alessandra Handisurya. Die Übertragung der Milben erfolgt durch direkten Hautkontakt. Es ist aber ebenso möglich, sich über kontaminierte Gegenstände wie Kleidungsstücke anzustecken. "Die Krätze kann jeden treffen. Sie ist zwar nicht gefährlich, aber äußerst unangenehm", so Handisurya.

© Getty Images Krätzmilben bohren Kanäle in die Haut und befallen meist Stellen mit dünner Hautschicht

Immer mehr Erkrankte. Die Zahl der Infektionen stieg in Österreich im vergangenen Jahr stark. Alleine in Wien wurden 2019 2.000 Behandlungen durchgeführt. Das sind mehr als doppelt so viele als im Jahr zuvor. Ein Grund dafür ist die zunehmende Resistenz der Milben gegenüber einigen Wirkstoffen in den Medikamenten. Meist wird eine Kombinationstherapie aus Tabletten und Cremen, die mehrere Stunden einwirken müssen, eingesetzt. Alle Kontaktpersonen müssen ebenfalls behandelt werden.

Dieser Beitrag erschien ursprünglich im News 4/2020.