"Darf ich nicht mehr Marco Pogo sein, müsste ich mit der Politik aufhören"

Seine Kunstfigur Marco Pogo ist für Dominik Wlazny, Chef der Bierpartei, sein Beruf fernab der Politik. Mit der Bierpartei drängt er zur Nationalratswahl. Mit Turbobier bewirbt er sein neues Album. Ernst meint er es auf beiden Bühnen.

von Menschen - "Darf ich nicht mehr Marco Pogo sein, müsste ich mit der Politik aufhören" © Bild: Matt Observe

An einem Frühlingstag posierten schick gekleidete Menschen auf dem roten Teppich vor dem Wiener Volkstheater für die Fotografen. Die Elite der heimischen Musikbranche wartete auf den Ankick ihres jährlichen großen Fests Amadeus Austrian Music Awards. Musiker freuten sich auf Preise, Fernsehteams auf spektakuläre Bilder. Da rollte im Schritttempo ein Wagen auf die Straße vor dem Theater. Auf dessen offener Ladefläche ließ die Band Turbobier ein lautes Punk-Rock-Spektakel der Extraklasse von der Leine. Allen voran Frontman Marco Pogo, bürgerlich Dominik Wlazny. Es war der perfekte Moment für maximale Aufmerksamkeit.

Damals, im Jahr 2016, wurde der breiten Öffentlichkeit deutlich: Mit Dominik Wlazny und seiner Kunstfigur Marco Pogo muss man rechnen. Die Bierpartei hatte er bereits ein Jahr davor gegründet, inspiriert vom gleichnamigen Lied auf dem Debütalbum "Irokesentango". Von einer "bierokratischen Bewegung war die Rede und davon, dass in einer "Bierokratie" die Macht vom Bier ausgehe, betont wurden Meinungsfreiheit und "die freie Wahl des Bieres". Laut damaliger Satzung war die Bierpartei ein reines Satireprojekt.

Es wird ernst

Seitdem ist auf vielen Bühnen Markantes passiert. Turbobier veröffentlichte zwei weitere Alben. "Das Neue Festament" (2017) erreichte Platz eins der Charts, "King of Simmering" 2019 Platz zwei. Im gleichen Jahr verfehlte die Bierpartei bei der Nationalratswahl mit 0,6 Prozent der Stimmen in Wien den Einzug ins Parlament.

Mit dem Slogan "Make Wien dicht again" und dem Plan eines Bierbrunnens am Schwarzenbergplatz stellte sie sich 2020 der Wiener Landtags-und Gemeinderatswahl sowie der Bezirksvertretungswahl und stellt seitdem in Wien elf Bezirksräte.

Unter seinem bürgerlichen Namen trat Dominik Wlazny 2022 bei der Bundespräsidentenwahl an und holte mit 8,3 Prozent der Stimmen Platz drei hinter Amtsinhaber Alexander Van der Bellen und Walter Rosenkranz von der FPÖ. Im Wahlkampf zuvor war der Chef der Bierpartei für mangelnde Fachkenntnis in komplexen politischen Fragen kritisiert worden. Am Weg vom Spaß zur Ernsthaftigkeit wurde viel Luft nach oben verortet.

Ein neues Album, eine neue Wahl

Nun hat die Bierpartei die Schrauben weitergedreht. Schluss mit lustig. Vergangene Woche kündigte Wlazny an, mit der Bierpartei zur Nationalratswahl anzutreten, sollte sie bis Ende April 20.000 Mitglieder an Bord haben. Umfragen sahen die Bierpartei zuletzt in der Gegend von vier Prozent der Stimmen, so viel, wie für den Einzug in den Nationalrat notwendig sind. Ihr Antreten könnte die Kanzlerfrage entscheiden, ihre inhaltliche Ausrichtung vor allem SPÖ und Grünen schaden. Wlazny kommentiert dies als "Märchen vom Stimmenklau", denn "Stimmen gehören keinen Parteien, sondern den Menschen, die sie Parteien auf Zeit geben".

Just während sich die Ex-Spaßpartei anschickt, etablierten Parteien Konkurrenz zu machen, erscheint das - Monate zuvor terminisierte - neue Turbobier-Album "Nobel geht die Welt zugrund". Es wird flankiert von 20 Konzerten, dazu kommen 31 Kabarett-Termine, die Dominik Wlazny, Pardon, Marco Pogo mit dem Programm "Gschichtldrucker" bis Mai absolviert.

Während das Timing in Sachen Aufmerksamkeit auf Wlaznys Seite ist, fragen sich Politkommentatoren, ob es einer ernsthaften Politik zuträglich ist. Zwischen Spaß und Ernst herrscht viel Redebedarf.

Zum Gespräch, das Ende 2023 anlässlich des Erscheinens des neuen Albums vereinbart wurde, lädt der 37-jährige Protagonist ins Turbobier-Hauptquartier in Simmering, auch bekannt als "Pogo's Empire". Als Termin wählte er den Tag, bevor er das Antreten der Bierpartei zur Nationalratswahl öffentlich machte, und kündigte an, sich nicht politisch äußern zu wollen.

Beginnen wir mit einer Standortbestimmung: Als der Mann hinter der Bierpartei und Turbobier haben Sie eine lange Reise hinter sich ...
Was ich beruflich mache, ist Marco Pogo, ein Musiker, der auf der Bühne steht, der auf Tour fährt, der Bücher schreibt und Alben aufnimmt. Dominik Wlazny ist der Chef der Partei. Das wird oft vermengt und diese Trennung ist wichtig.

Die Kunstfigur Marco Pogo wird doch von Ideen des Dominik Wlazny gespeist. Warum ist es wichtig, dass es sie gibt?
Die habe ich als Spielwiese erfunden. Sie ist wichtig, weil Marco Pogo viel mehr Freiheiten hat und sich anders ausdrücken kann. Das macht das Projekt spannend, weil man damit über Grenzen gehen kann. Als Marco Pogo kann ich überspitzt Dinge formulieren, die ich persönlich vielleicht nicht so denke. Die Kunstfigur darf das.

Denken Sie, dass auch die Öffentlichkeit in Marco Pogo, die Kunstfigur, und Dominik Wlazny, den politischen Akteur, trennt?
Ja, sicher. Die Menschen sind doch nicht blöd. Nehmen wir dieses Häferl als Beispiel ...

Wlazny greift zum Kaffeehäferl aus dem Turbobier-Merchandise. Darauf prangt der Schriftzug "I hoss olle Leit". Es ist der Titel eines Lieds vom Debütalbum " Irokesentango". Das Album zierte eine Fotomontage des damaligen Wiener Bürgermeisters Michael Häupl mit roter Irokesenfrisur, der den Mittelfinger zeigt.

Als Privatperson hasse ich nicht alle Leute. Der Simmeringer Grantler Marco Pogo darf und soll das sagen. Diese Trennung habe ich versucht sehr deutlich zu machen. Es ist oft noch ein Kampf, wenn die Bierpartei wieder mit Marco Pogo in Verbindung gebracht wird. Pogo ist mein Beruf, auch andere Politiker haben Berufe, auch wenn sie damit vielleicht nicht so in der Öffentlichkeit stehen.

Zeigt die politische Karriere von Wlazny der Kunstfigur Grenzen auf?
Das tut sie nur, wenn Leute nicht differenzieren.

© APA/Robert Jäger BIERPARTEI-BOSS. Mit neuer Satzung und neuer Ernsthaftigkeit geht Wlaznys Partei in eine Wahl, die sie prägen könnte

Kann Marco Pogo sich nun weniger erlauben, seit Dominik Wlazny für politische Ämter kandidiert hat?
Dagegen kämpfe ich an. Ich will in meiner Rolle Marco Pogo auf der Bühne Dinge sagen können, die anecken. Auf diese künstlerische Freiheit poche ich. Ich kann mich auf beiden Plattformen gut ausdrücken und beides macht Spaß. Würde mir eines davon keine Freude mehr machen, würde ich es lassen. Das Leben ist kurz und man sollte tun, wobei man sich erfüllt fühlt.

Pogo soll sagen dürfen, was der Politiker Wlazny nicht sagen würde?
Ich sehe mich nicht als Politiker. Ich habe ein politisches Projekt, das ich mit Freude verfolge. Ich sitze nicht im Wiener Landtag. Ich bin Bezirksrat in Simmering, das ist ein politisches Amt, aber kein Fulltime-Job. Wegen dem Pogo kommen Leute zu Konzerten und er erlaubt es mir, ein Album zu schreiben. Darf ich das nicht mehr tun, müsste ich mit der Politik aufhören. Das wäre schade, denn wäre ich Krankenpfleger, wäre es jedem egal, was ich beruflich mache. So ecke ich an beiden Enden öffentlich an. Das ist eine Bürde, die ich mir selbst auferlegt habe.

Auf dem neuen Turbobier-Abum übt auch Marco Pogo Gesellschaftskritik. Im Titelsong "Nobel geht die Welt zugrund" singt er: "Wir sind schon eine Trottelherde. Verdient vertschüss ma sich. Ein letztes Ave Mutter Erde, todgeweiht ohne dich." Pogo kündigt das Werk als "Soundtrack zur Apokalypse" im Begleittext an: "Uns könnte es so gut gehen wie noch nie, aber wir versagen als Gesellschaft und reiten Mutter Erde in den Tod."

Retrospektiv seien frühe Lieder relativ inhaltsleer gewesen, erklärt der Sänger. Während es damals nur um Bier ging, sei das Thema heute Bier und die Verarbeitung dessen, was das Leben mit sich bringt. Das sei natürlich der persönlichen Entwicklung und dem Alter geschuldet.

Kritik am Establishment kann der Zuhörer aus manchen neuen Liedern heraushören, so er das möchte. Pogo will nicht belehren. Konzerte sollen ein Ort zum "Hirnauslüften" bleiben und nicht Bühne für Predigten werden. Man kann "Hamsterrad" als Kapitalismuskritik hören und "Tick Tack" als lautes Veto gegen politischen Stillstand. Muss man aber nicht. Laut dem Liedschöpfer gibt es keinen Masterplan thematischer Natur im künstlerischen Prozess. Da darf sich viel ändern und entwickeln.

Auf dem politischen Parkett hat Ihr Schritt-für-Schritt-Vorgehen anfangs große Sympathien erzeugt, später aber auch Kritik nach sich gezogen. Braucht Politik mehr Plan als Musik?
Natürlich braucht Politik einen Plan. Den gab es bei der Eintragung der Bierpartei 2015 nicht, während ich mir heute sehr genau überlege, wohin die Partei sich entwickeln soll und kann. Ich bin ein Mensch, der unter Druck am besten funktioniert. Das war in der Schule so, das ist beim Album so. Ich brauche die Deadline. Sie hilft mir, Dinge anzugehen und abzuschließen, und bewahrt davor, dass sie ewig herumliegen und in Schönheit sterben.

Hat Ihnen das fertige Album etwas aufgezeigt, eine Erkenntnis inhaltlicher Natur?
Dass es sehr gut geworden ist. Es ist sehr hart, obwohl die meisten Punkbands im Lauf der Zeit weichere Töne anschlagen. Andererseits sind auch die Zeiten ungemütlicher geworden. Vor zehn Jahren war die Welt gemütlicher. Jetzt blicken wir in eine massive Klimakatastrophe, die auf uns zurollt. In der Bevölkerung ist noch nicht angekommen, was ein stetiger Temperaturanstieg wirklich für uns bedeutet. Dazu kommen die internationalen Konfliktherde und politischen Umbrüche. Natürlich beschäftigt mich das.

Ist das bildgewaltige Video zu "Nobel geht die Welt zugrund" als Establishment-Kritik zu verstehen?
Nicht unbedingt am Establishment, weil ich bin ja Teil des Problems. Ich bin auch ein Mensch, der in einem der reichsten Länder der Welt wohnt, der mit dem Auto durch die Gegend fährt und in den Urlaub fliegt. Ich will niemandem vorschreiben, wie er seinen Müll trennt oder Ähnliches. Ich glaube, wir müssen uns kollektiv des Problems annehmen. Sein Handeln zu reflektieren ist der Anfang. Dann haben nachfolgende Generationen im besten Fall einen anderen Umgang mit unseren Ressourcen verinnerlicht. Ich sehe es aber nicht als Aufgabe eines Musikers, die Welt zu verbessern.

Aber als Mensch sind Sie in die Politik gegangen, um was zu bewegen?
Ja, inzwischen ist es meine Motivation, etwas anzupacken und mich einzubringen. Ich sage nicht, dass ich alles besser mache oder die Welt zum Umdenken bringe. Das wäre nicht richtig. Ich weiß, dass die Welt komplex ist und dass jeder, der einfache Lösungen für schwerwiegende Probleme verspricht, ein Scharlatan ist.

© Julian Quirchma TURBOBIER-CHEF. Als Texter, Sänger, Komponist der Punk-Rock-Band ist Wlazny in der Rolle des Marco Pogo bis Mai auf Tour

Nach fünf aktiven Jahren in der Politik: Was haben Sie an Erfahrungen mitgenommen?
Man lernt extrem viel über sich selbst und darüber, wie dieses Spektakel funktioniert und wie hoch das Eigeninteresse mancher Akteure ist. Oft geht es nicht darum, den Leuten Verbesserung zu bringen, sondern die eigene Situation zu verbessern. Man lernt viel über Druck und auch damit umzugehen. Für mich bedeutet es, auf vieles nicht mehr einzugehen. Ich werde mich an keiner Schlammschlacht beteiligen. Ich werde nicht schlecht über jemand anderen reden. Würden das andere auch bleiben lassen, dann würden sich vielleicht nicht so viele Menschen angewidert wegdrehen, wenn eine politische Diskussion im Fernsehen läuft. Oder wenn es heißt: Jetzt ist wieder Wahlkampf. Ich mag schon das Wort nicht. Muss es denn ein Kampf sein? Das war teilweise heftig. Da will ich mich rausnehmen, da ist mir mein Seelenheil zu wertvoll.

Dem "Dirty Campaigning" erteilt Dominik Wlazny eine klare Absage, nachdem es im letzten Wahlkampffinale schmutzig wurde. Junge Grüne verteilten Bierdeckel mit dem Hinweis: "Wer mit Marco Pogo saufen geht, wacht mit Rosenkranz auf." Grüne Funktionäre verglichen ihn mit Jörg Haider, das Schimpfwort "Arschloch" flog in Wlaznys Richtung. Nennen wir es "Rough Ride". Wlazny lacht laut auf. Die Erinnerung ist nah.

»Ich sage nicht, dass ich alles besser mache. Wer einfache Lösungen verspricht, ist ein Scharlatan«

Haben Sie gelernt, mit Kritik umzugehen oder sich besser zu wappnen?
Man muss in sich selbst ziemlich gefestigt sein, damit einem das nicht zu nahe kommt, das schaffe ich zum Glück. Ich weiß, dass ich als Person provoziere, auch wenn das oft nicht so gemeint ist. Ich möchte ermöglichen und nicht verhindern. Wir sollten drüber reden, wie man es besser machen kann. Das deckt sich mit der Kunst: Man macht ein Album, und die Menschen hören es oder sie hören halt etwas anderes. Betreffend Turbobier wäre es freilich ein persönlicher Verlust, wenn man das auslässt.

Als politisch verantwortlicher Mensch habe Dominik Wlazny, wie er sagt, in den letzten Jahren auf Bezirksebene überlegt agiert. Über 500 Anträge und Anfragen hat die Partei bezirksübergreifend eingebracht, zu Themen wie Kinderrechten, Gleichbehandlung oder Transparenzoffensive, verrät die Parteiwebsite. Auch die Satzung der Bierpartei ist neu. Statt Bierbrunnen strebt sie nun eine "offene Gesellschaft an, in der individuelle Freiheit, wirtschaftliche Freiheit und soziale Gerechtigkeit im Einklang stehen"."Chancengleichheit, Bildung, Umweltschutz und internationale Kooperation" werden genannt, "um eine moderne und vielfältige Gesellschaft zu schaffen, die auf Toleranz, Respekt und Fortschritt basiert". Diese neue Tragweite spiegle auch Wlaznys persönliche Entwicklung, sagt er. "Die hatte es am Anfang nicht."

Gibt es Fehler, die Sie am politischen Parkett künftig vermeiden würden?
Am Anfang habe ich mich satirisch an politischen Parteien und Personen abgearbeitet. Das würde ich heute nicht mehr so machen. Freibier gegen Unterstützungserklärungen, wie 2019, passt heute auch nicht mehr, damals war es ein anderes Projekt. Es hat eine andere Tragweite bekommen. Deswegen würde ich die Vergangenheit aber nicht als Fehler bezeichnen.

Auf Ihrem Weg haben Sie viele Haken geschlagen, sind Arzt geworden, haben eine Punkband gegründet, sind in die Politik gegangen. Was ist Ihr Antrieb?
Ich liebe Veränderungen. Ich mag es, viele Dinge von Neuem anzugehen, und dieser Sprung ins kalte Wasser ist für die Persönlichkeitsentwicklung eine super Sache. Man weiß oft nicht, was herauskommt, aber man muss es tun. Neues zu wagen erfüllt mich. Auch mein Kabarettprogramm ist zufällig aus einer Lesereise für das Buch entstanden.

Worauf basiert Ihr Mut, alle diese Ideen umzusetzen? Können Sie Ihre Prägung diesbezüglich beschreiben?
Ich habe immer die Freiheit bekommen, mich auszuprobieren. Es gab ein Grundvertrauen darin, dass es eine gute Sache ist, Erfahrungen zu sammeln. Da war kein berufliches oder gedankliches Korsett. 2002 bin ich mit meiner ersten Band in einem Kulturzentrum, im Alten Schlachthof Hollabrunn, mit dem Verein zur Förderung alternativer Musikkultur in Kontakt gekommen. Dort habe ich Menschen getroffen, die ziemlich frei im Denken waren. Die meisten waren damals schon Vegetarier oder Veganer, was sehr exotisch war. Ich habe Bands getroffen, die international getourt sind. Das war für mich als 16-Jährigen prägend, einen Ort zu haben, wo man sich austoben kann. Ich versuche, mich auch heute, 20 Jahre später, noch auszutoben.

Haben Sie sich beim Austoben auch mal eine blutige Nase geholt?
Eigentlich nicht, aber manchmal habe ich Dinge unterschätzt. Als ich Leute, die das wollten, vor dem Turbobier-Konzert in der Arena geimpft habe, habe ich die Wut von Impfgegnern auf mich gezogen. Da war noch nicht klar, wie sehr das die Gesellschaft spalten wird. Ich würde es aber wieder machen, weil ich medizinisch davon überzeugt bin, dass es richtig ist und die Impfung eine der größten Errungenschaften unserer modernen Medizin ist.

Beschreiben Sie doch, was einen guten Politiker ausmacht.
Ein guter Politiker sollte aufrichtig sein und auch sagen können: "Es tut mir leid. Das weiß ich nicht", und: "So sollten wir es machen." Wir müssen aufhören, in unseren Politikern Wunderwuzzis zu suchen. Das ist doch der Zweck eines Parlaments, dass Leute aus verschiedenen Ecken des Landes, aus allen Professionen drinnensitzen, mit all ihrem Wissen und Können.

© Matt Observe EINIGES HINTER SICH, NOCH VIEL VOR. Mit Turbobier steht eine Tournee an, als Marco Pogo geht es auf Lesereise und - läuft alles nach Plan - folgt dann der Bierpartei-Wahlkampf

Wie egogetrieben sind Ihre vielen Projekte?
Wenn sich jemand auf eine Bühne stellt, ist es natürlich geil, wenn Tausende Leute jubeln, aber ich habe auch eine Riesenfreude damit, etwas fertigzustellen. Ginge es nur ums Ego, würde mir die Arbeit an Themen und deren Fertigstellung nicht so taugen. Ich freue mich darüber, bevor die Leute es bejubeln oder auch nicht bejubeln.

Gibt es einen Bereich, in dem der Musiker Pogo vom Politiker Wlazny profitiert hat?
Die Zahlen sagen anderes. Ich habe dadurch nicht mehr Bier oder Konzertkarten verkauft. Turbobier haben 2019 im Gasometer gespielt, und das tun wir dieses Jahr auch. Würde Ihre Vermutung stimmen, würden wir im Stadion spielen.

Wie nah ist Ihnen heute der Sänger Pogo, der vor acht Jahren auf einer fahrenden Bühne vor dem Volkstheater Punkrock gespielt hat?
Das war immer ich, und das finde ich gut. Deswegen ist die Frage nach Fehlern leicht zu beantworten. Viele Dinge würde ich heute nicht mehr so machen, aber deshalb waren es keine Fehler. Man entwickelt sich weiter, und das ist etwas Gutes.

Die CD: Auf "Nobel geht die Welt zugrund" (VÖ: 26.1.) feiert die Band Turbobier die Lust am harten Punkrock und übt laut Gesellschaftskritik. Bevor es zu düster wird, überwiegen stets der Spaß und die Bierliebe.

Die Tour: Ab März absolviert die Band 20 Konzerte, u. a. Linz (15.3.), Salzburg (22.3.), Klagenfurt (23.3.), Graz (29.3.), Wien (30.3.). Noch bis Mai ist Pogo insgesamt 31-mal mit seinem Kabarett "Gschichtldrucker" auf der Bühne.

Dieser Beitrag erschien ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 3/2024.