Die Hotspots von
Österreichs Multimillionären

Der zweite Teil der News-Serie über (erfolg-)reiche Auslandsösterreicher

Zeit, sie vor den Vorhang zu holen: In den begehrtesten Millionärsmetropolen der Welt leben viele Österreicher. Vergangene Woche startete die News-Serie zu den erfolgreichen Auslandsösterreichern mit den US-Hotspots Los Angeles, San Francisco und Chicago. Im zweiten Teil reisen wir in die einzige europäische Stadt, die ganz oben auf der Liste der Vermögenden steht: nach London.

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Österreichs Multimillionären

Von dort geht es weiter nach Dubai, Sydney und New York City. Dort sind die Preise für Luxuswohnungen im Vorjahr übrigens nochmals um 3,5 Prozent gestiegen, während sie in Wien um 1,6 Prozent sanken. Nur Hongkong und Monaco haben noch höhere Quadratmeterpreise als New York, wie aus Erhebungen des Immobilien-maklers Knight Frank hervorgeht. Das stört die erfolgreichen Österreicher im "Big Apple“ allerdings nicht. Sie können es sich leisten. Viel an Anziehungskraft verloren hat hingegen Paris. Grund dafür sind aber nicht die Wohnungspreise.

In London regiert der Finanzadel

London zählt zu den teuersten Pflastern dieser Welt. Dies bereitet Königin Elisabeth II. allerdings kein Kopfzerbrechen. Ihr Vermögen schätzt die "London Sunday Times“ auf umgerechnet 550 Millionen Euro. Noch liquider sind "Harry Potter“-Autorin J. K. Rowling (ca. 760 Millionen Euro) und Ex-Beatle Paul McCartney (910 Millionen Euro). Multimillionäre findet man in Großbritannien vor allem in London.

Der Zuzug an Superreichen blieb dort selbst nach dem Votum der Briten für den EU-Austritt im Vorjahr ungebrochen, berichtet der Immobilienberater Knight Frank. In London macht man das große Geld mit Geld. Rund 800.000 Menschen arbeiten in der lukrativen Finanzbranche. Die meisten würden dies auch nach dem EU-Austritt 2019 tun, ist man bei Knight Frank überzeugt. Denn zwei Drittel des Londoner Finanzgeschäfts hätten gar nichts mit Europa zu tun.

Klaus Umek ist einer jener Österreicher, die in London beheimatet sind. Dort sitzt auch seine Investmentfirma Petrus Advisers. Ihre Fonds sind aber nur zu 5,4 Prozent in Großbritannien und zu über 40 Prozent in Österreich investiert, etwa bei Conwert, S Immo, CA Immo, Immofinanz oder Flughafen Wien. Warum der Umweg über London? Abgesehen davon, dass in London das Geld zu Hause ist, zählt die City of London juristisch nicht zu Großbritannien, hat ihre eigenen Gesetze und ihr eigenes Steuerwesen. Der Brexit bringt jetzt Fondsgesellschaften wie Petrus Advisers einen wesentlichen Nachteil: Umeks Firma kann womöglich ihre Fonds nicht länger in EU-Staaten vertreiben. Auf einen Exodus der Londoner Finanzwelt spekuliert Frankfurt. So sind zwanzig neue Hochhäuser mit 300.000 Quadratmetern Bürofläche in Planung.

Aber nicht nur in der Finanzwelt brachten es Österreicher in London zu viel Geld: Der junge Oberösterreicher Martin Stiksel gründete mit dem Münchner Punk-Musiker Felix Miller 2002 Last.fm, einen Onlinemusiksender, der sich individuell dem Geschmack des Nutzers anpasst. Sie holten sich noch den britischen IT-Spezialisten Richard Jones dazu. 2007 verkauften die Jungs ihre Online-Jukebox um 280 Millionen Dollar an den US-Medienkonzern CBS. Mit Co-Gründer Felix Miller startete Familienvater Stiksel nun von London aus die App Lumi, die jedem Nutzer je nach Internetverhalten Nachrichten und Storys liefert. An die Erfolge von Last.fm kann er bisher nicht anknüpfen - braucht der junge Multimillionär auch nicht.

Buy in Dubai

Buy? Dubai. Not buy? Bye-bye Dubai“, heißt es im luxuriösen Emirat, in dem sich Multimillionäre sichtlich zu Hause fühlen. Warum, weiß Philipp Heindl, Chef der Zutrittssystemfirma Skidata für die Golfregion: "Dubai hat einfach eine besondere Aura und bietet für Menschen mit viel Geld viele Vorteile. Dazu gehören sicherlich das gute Wetter von November bis Ende April, de facto keine Kriminalität, exzellentes Service sowie auf Wunsch ein großes Maß an Anonymität. Auch kann hier Luxus ohne Probleme offen zur Schau gestellt werden. Daneben ist Dubai natürlich auch steuerlich sehr, sehr interessant.“

Dubai
© iStockphoto.com/ruurd dankloff, www.dankloff.net Dubai

Der Fiskus schlägt weder bei den Unternehmen noch bei den Unternehmern und Angestellten zu. "Über die Einführung einer Lohnsteuer wird schon seit elf Jahren diskutiert“, berichtet Bene-Direktor Jürgen Löschenkohl, "2018 will man im ersten Schritt erst einmal eine Mehrwertsteuer von fünf Prozent einführen.“ Da leuchtet es ein, warum auch viele österreichische Firmen in den Vereinigten Arabischen Emiraten ihre Niederlassung für den gesamten Mittleren Osten haben. Jürgen Löschenkohl ist beim Möbelhersteller Bene von Dubai aus zusätzlich noch für Indien, den Fernen Osten, Australien, Großbritannien und Irland zuständig.

Doch das Steuerparadies alleine ist es nicht, betont auch Patrick Fallmann vom Verschalungs- und Einrichtungsexperten Umdasch: "In Dubai lässt eine bewegte moderne Privatwirtschaft dem Unternehmergeist weitgehend freie Bahn. Dies gepaart mit den Annehmlichkeiten palastähnlicher Luxushotels und immer weiter entstehenden Luxusimmobilien, wo auch die Unterhaltung nie zu kurz kommt, macht dieses Land sehr attraktiv für viele, die schon viel Kapital haben und dies weiter vermehren wollen.“ Dubai ist ein gutes Pflaster, um jung Karriere zu machen, wie Fallmann selbst beweist.

Patrick Fallmann
© privat Patrick Fallmann, Umdasch, schwärmt von Dubai

Aber auch die Dirham-Münze hat zwei Seiten. Trotz Steuerfreiheit sind die Lebenshaltungskosten in Dubai gewaltig. Ein bescheidenes Reihenhaus kostet bestenfalls 10.000 Euro Miete pro Monat, die man zwölf Monate im Voraus bezahlt. Für die englische Privatschule zahlt man pro Kind schon mehr als 20.000 Euro im Jahr. Und wenn man seinen Job verliert, ist man in Kürze draußen aus dem goldenen Käfig. Mit den Behörden sollte man sich schon gar nicht anlegen. Dafür hat Jürgen Löschenkohl sogar Verständnis: "80 Prozent der Bürger in Dubai sind Ausländer. Ohne Spielregeln wäre das hier ein Chaos.“

"Aus dem Schmelztiegel an Kulturen entsteht ein komplexes Geschäftsklima“, meint Skidata-Manager Heindl, "auch der Wechsel von langsam und schnell ist eine Challenge. Erst passiert lange nichts, dann muss alles ganz schnell gehen. Dubai ist einfach eine pulsierende Metropole geworden.“ Wo man hinschaut, Kräne: Bis zur Weltausstellung 2020 sollen der neue internationale Flughafen und die Metro voll in Betrieb genommen werden. "Der Bedarf an Technologie und Innovation ist sehr groß“, wittert Heindl Geschäft: "Hier werden oft viele Stufen übersprungen, um vorne mit dabei zu sein.“

Dieses Credo lebt der vielleicht berühmteste Österreicher in Dubai, der ehemalige Polizist und FPÖ-Gewerkschaftsfunktionär Josef Kleindienst, der in der vorgelagerten künstlichen Inselgruppe "The World“ sechs Inseln besitzt, es auf einer davon schneien lassen will und unter der Bezeichnung "Floating Seahorse“ Häuser mit Unterwasserblick baut.

Die politische Lage zwischen einigen Golfstaaten und Katar habe Entscheidungen von dort ansässigen Kunden momentan verlangsamt und verschoben, bestätigt Umdasch-Manager Fallmann. Als großer europäischer Produzent könne man aber über die Firmengruppe alternative Transaktionswege anbieten, um weiterhin das potenzialträchtige Katar beliefern zu können.

Der Millionär will Paris nicht mehr

Während man in Dubai Superreiche wie Sand am Meer findet, hat es der Millionär in der Stadt der Liebe schwer. Erst verschreckte der frühere französische Präsident François Hollande die Superreichen mit einem Spitzensteuersatz von 75 Prozent. Dann schockte der Terror.

Im Vorjahr flüchteten 7.000 Millionäre aus der Stadt, das sind sechs Prozent der Pariser Superreichen. Auch der frankophile Vorarlberger Reinold Geiger, dessen Vermögen das US-Magazin "Forbes“ auf 1,6 Milliarden Dollar schätzt, hat zwar ein Ski-Chalet im französischen Méribel, ein Haus an der französischen Atlantikküste und ein Spa-Hotel in der Provence. Der ehemalige Profiskiläufer wohnt jedoch in Genf in der Schweiz.

Reinold Geiger
© AFP PHOTO / THOMAS SAMSON In Frankreich wurde der Vorarlberger Reinold Geiger reich. Nun wohnt er allerdings in der Schweiz

Der gelernte Maschinenbauer aus Dornbirn kam nach seinen beruflichen Stationen in New York und London nach Paris. Dort heiratete er, gründete eine Familie und baute Anfang der 80er-Jahre die auf Kosmetikverpackungen spezialisierte AMS Packaging auf. Später verkaufte er sie gewinnbringend und stieg 1994 bei der französischen Kosmetikfirma L’Occitane ein. Mit dieser expandierte er mit 1.500 Shops in mehr als 90 Staaten. 2010 brachte er L’Occitane als erstes französisches Unternehmen an die Börse Hongkong. In Österreich gehört L’Occitane übrigens nur zu 70 Prozent seiner Firmengruppe mit Sitz in Luxemburg. 30 Prozent gehören der Kärntnerin Elisabeth Hajek.

New York, die Goldgrube für Gourmets

Was liegt näher für die gastfreundlichen Österreicher, als dem zahlungskräftigen Publikum in der Stadt, die niemals schläft, groß aufzutischen? Das machen etwa Michelin-Sterne-Koch Kurt Gutenbrunner, Sternekoch Markus Glocker, der Starsommelier Aldo Sohm, der Tiroler Christian Wild, Restaurantleiter des gehobenen japanischen Szenelokals Zuma in der Madison Avenue, und auch der Wiener Stargastronom Eduard Frauneder. Er betreibt in Manhattan mit dem Freud, Schilling, Edi & Wolf und The Third Man vier Lokale, letztere beide gemeinsam mit dem Burgenländer Ben Wolf.

Die beiden kennen einander schon aus der Wiener Gewerbefachschule. "Zusammen ist man immer stärker, aber man muss auch die Freiheit haben, sich selbst zu verändern und weiterzuentwickeln“, nennt Edi Frauneder das Erfolgsrezept einer langjährigen beruflichen Partnerschaft, die auch einen holprigen Start überstand. Die beiden eröffneten Edi & Wolf kurz nach dem Terroranschlag auf das World Trade Center am 11. September 2001. "Die Motivation, durchzuhalten, kommt durch die unbeschreibliche Energie, die New York City hat und die einen einfach mitreißt. Nachdem wir den Michelin-Stern erkocht hatten, gab es sowieso kein Zurück mehr.“ Doch wie kommt man überhaupt in die New Yorker Gastroszene hinein? "Eine solide Ausbildung und einige Jahre Erfahrung in NYC in einem Anstellungsverhältnis sollten helfen, den Start zu ermöglichen“, rät Frauneder, "ich habe als privater Küchenchef des österreichischen Botschafters sowohl in London als auch in New York begonnen.“ Selbst mit finanziellem Polster ist aller Anfang schwer: "New York City ist eine der teuersten Städte der Welt, und das Restaurantgeschäft bringt schlechte Margen. Aber das ist eben, the city that never sleeps‘. Man zahlt auch als Unternehmer einen Preis. Nur durch Konsequenz und Qualität kann man sich hier durchsetzen.“ Eine Million Schulden seien hier schnell gemacht: "Du brauchst nur ein Lokal in New York City zu eröffnen.“ Die Million Gewinn kann folgen, "wenn alles vom ersten Moment klappt, das ist mir noch nicht passiert. Ich bin irgendwo in der Mitte, nachdem NYC einer der am härtesten umkämpften Märkte der Welt ist.“

Im Juni hat Frauneder die 36-jährige Chirurgin und Krebsforscherin Tracy-Ann geheiratet - allerdings nicht in Manhattan, sondern im Wiener Stephansdom. Die Rückkehr des Stargastronoms? "Ich bin doch erst 39 Jahre alt“, kontert Frauneder. Und was in der Pension sein wird, beschäftigt ihn jetzt noch nicht: "In Amerika arbeitet jeder bis ins hohe Alter. Die Amerikaner kennen das System der Pension, wie wir es haben, nicht. Somit muss ich hoffen, dass meine private Vorsorge genug sein wird.“

In Sydney in Sicherheit

Immer mehr Multimillionäre landen in Sydney. Die Millionenstadt plant bereits um umgerechnet 3,45 Millionen Euro einen neuen Flughafen. Zum einen locken die Sicherheit und die Lebensqualität der Luxusmetropole. Zum anderen ist es das Wirtschaftswunder Australien, weshalb nicht nur Sydney, sondern auch Melbourne und Perth einen Zuzug von Superreichen speziell aus China verbuchen. Die australische Volkswirtschaft hat nun 26 Jahre ohne Rezession erlebt. Während die Wirtschaft in den vergangenen fünf Jahren global kaum zulegte, wuchs sie in Australien jährlich zwischen zwei und 3,6 Prozent. Zum einen ist Australien reich an Bodenschätzen wie Kohle, Erz und Gas und hat eine starke Landwirtschaft. Zum anderen profitiert Australien aufgrund der Nähe vom Wohlstandsgewinn in China. Ein Drittel der Exporte geht heute in die aufstrebende Volksrepublik. Megachancen auch für die 25.000 Österreicher, die in Down Under schon gelandet sind.

Lesen Sie den ersten Teil der News-Serie hier: Die Hotspots der Stars!